Unzucht – Akephalos (CD-Kritik)

Für die Mannen um den charismatischen Sänger Daniel „Der Schulz“ Schulz läuft es allgemein überaus erfolgreich. Nach den ersten Alben „Todsünde 8“ (2012), „Rosenkreuzer“ (2013) und „Venus Luzifer“ (2014), welche alle samt über das Label NoCut erschienen, war die Zeit für ein neues Kapitel ihrer Erfolgsstory gekommen. Die Band wechselte 2015 zum Label Out of Line und veröffentlichte dort im September 2016 ihren vierten Langspieler namens „Neuntöter“. Jetzt folgt am 27. Juli 2018 mit „Akephalos“ die heiß ersehnte neue Scheibe. Das Cover passt perfekt zum Namen des Werkes. Akephalos stammt aus dem griechischen und bezeichnet einen kopflosen Dämon. Alles andere als kopflos ist aber die Musik von Unzucht. Uns erwartet Tiefgang, viele Emotionen, Leidenschaft und kritische Themen von allen Seiten.

Der erste der insgesamt 12 Songs hört auf den Namen „Projektil“ und klingt auch genauso. Wie eine abgefeuerte Kugel dröhnt das Schlagzeug in die Ohren und explodiert im Kopf. Selten wurde bei Unzucht so viel Gas gegeben und das mit so viel Druck hinter den Instrumenten. Der Gesang ist eine Mischung aus Klargesang und gescreamten Passagen. Im Allgemeinen aber leider ziemlich hektisch. Vom Tempo zwar absolut passend zum Schlagzeug, aber zum Zuhören leider ziemlich anstrengend. Ist man aber in absoluter Party- und Ausrastlaune, ist „Projektil“ definitiv das Mittel zum Zweck. Auch mit „Nela“ geben die Jungs ordentlich Gas. Wieder gibt ein dominantes Schlagzeug den flotten Takt vor und auch das Intro zieht sich in die Länge. Erst als sich musikalisch einiges beruhigt hat, setzt der Gesang ein. Als Kontrast zum Intro setzen sich hier ruhige Passagen durch, die von immer wiederkehrenden pochenden Schlagzeugpassagen unterbrochen werden. Die Rhythmuswechsel machen sich ganz hervorragend und sind wirklich überaus stimmungs- voll. Als Kontrast kommt auch „Der Tod in mir“ rüber. Von Beginn an viel Melodischer und etwas ruhiger, dennoch aber mit hohem Grundtempo werden hier die Akzente auf die Gitarre gelenkt. Der Gesang hält sich etwas im Hintergrund, wirkt aber sehr emotional und gefühlvoll. Elektronisch anmutend wird „Die verbotene Frucht“ eingeleitet. Auch hier ist das Intro wieder sehr raumgreifend und steigert sich nur sehr langsam. Mit einsetzten des Gesangs hat man fast das Gefühl, man hat es hier mit einer Ballade zu tun. Allerdings mit so viel Kraft sowohl in der Stimme als auch in den Instrumenten fällt es doch schwer den Titel wirklich zu 100% Ballade zu nennen. Track Nummer fünf ist nun der namensgebende Song „Akephalos“. Hier haben wir es wieder mit einem extrem hohen Grundtempo zu tun. Auch hier passt sich der Gesang dem hohen Tempo an, diesmal aber ohne unruhig oder hektisch zu wirken. Hier sollte man ganz genau zuhören, denn hier wurde viel Wert auf Text, Betonung und Klang gelegt. Bisher definitiv das Highlight des Albums. Mit „Du fehlst“ folgt nun eine richtige Ballade. Wie bei dem Titel eigentlich fast nicht anders zu erwarten war, ist die Stimmung hier sehr melancholisch und drückend. Zarte Gitarrenklänge leiten den Song ein und tragen den tiefen Gesang durch die Strophen. Ziemlich eigenwillig und besonders klingt in Folge dann „Der schmale Grat“. Im Verhältnis auch sehr ruhig, aber experimentell elektronisch kommt hier ordentlich Abwechslung ins Spiel. Vor allem beim Refrain wurde ganz viel Kraft in den Song gelegt, der schier aus den Noten springt und sich im Raum verteilt. „Nur die halbe Wahrheit“ ist sowohl klangtechnisch als auch stim- mungstechnisch weniger melancholisch und treibender. Mit hohem Grundtempo und wunderbar melodischem Refrain kann dieser Song auf ganzer Linie überzeugen und wird sicher in einigen Clubs der Republik über die Plattenteller laufen. Auch „Nachts im Meer“ kann durchaus überzeugen und als tanzbar eingestuft werden. Das lange Intro baut ordentlich Spannung und Stimmung auf, die sich im Gesang entlädt und durch den Song treibt. „Fleisch und Ruinen“ sollte man nicht zu laut aufdrehen. Zumindest sollte man darauf gefasst sein, dass wenn einem Nichts ahnend grölendes Geschrei in die Ohren schlägt, kann man schon mal ordentlich erschrocken sein. Sobald das Herzrasen vorbei ist, sollte man sich darauf vorbereiten, dass es trotz ruhiger Passagen gleich wieder laut wird. Im Wechsel mit fast gesprochenem Gesang setzt immer wieder lautes Grölen ein. Ganz anders als alle bisher gehörten Titel, besonders und definitiv einzigartig. „Das sichere Ufer“ ist für schwache Nerven wieder etwas besser geeignet. Ruhige Klänge steigern sich und werden von einem dominierenden Schlagzeug überlagert und elektronischen Einflüssen geführt. Das absolute Highlight folgt aber mit dem Bonus Track. „Ein Wort fliegt wie ein Stein“. Unzucht haben sich für diesen Song mit den Spielleuten von Saltatio Mortis zusammengetan und ein wahres Meisterwerk geschaffen. Unfassbar tiefgründiger Text, drückende und rockige Instrumente fliegen nur so um die Ohren und reißen absolut jeden mit, wer hier noch still sitzen kann, der macht definitiv was falsch. Zum Abschluss des Albums eine superstarke Nummer, die man gerne auch mehrere Male hintereinander hören kann.

Fazit: Mit viel Emotionen und Abwechslung können Unzucht auf ganzer Linie überzeugen. Der einzige Kritikpunkt, der hier anzubringen ist, dass Daniel seine Stimme oft hinter den Instrumenten verschwinden zu scheint. Hier etwas mehr Power, oder etwas anders abgemischt könnte meiner Meinung nach noch viel mehr Emotionen transportieren. Aber abgesehen davon macht der Langspieler wirklich viel Spaß und wird sicher für Gesprächs- und Diskussionsstoff sorgen!

Tracklist:

01 Projektil
02 Nela
03 Der Tod in mir
04 Die verbotene Frucht
05 Akephalos
06 Du fehlst
07 Der schmale Grat
08 Nur die halbe Wahrheit
09 Nachts im Meer
10 Fleisch und Ruinen
11 Das sichere Ufer
Bonus Track:
12 Ein Wort fliegt wie ein Stein – feat. Saltatio Mortis

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VÖ: 27.07.2018
Genre: Dark Rock
Label: Out of Line

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