TARJA – In The Raw (CD-Kritik)

TARJADie klassisch ausgebildete Finnin TARJA TURUNEN zählte schon als Gründungsmitglied der international erfolgreichen Symphonic Metal Band NIGHTWISH zu den wenigen nachhaltig erfolgreichen und starken Frauen der internationalen Rock- und Metal-Szene. Seit mehr als 10 Jahren arbeitet TARJA nunmehr sehr erfolgreich im Studio als auch auf der Bühne an ihrer eigenen Karriere, hat 4 Rock-, 3 Klassik- und 4 Live-Alben veröffentlicht und belegte mit fast jeder Albumveröffentlichung Top-Positionen in den internationalen Charts. Drei Jahre nach ihrem letzten Rockalbum “The Shadow Self” (2016) steht nun endlich der Nachfolger in den Startlöchern. „In The Raw“ – so lautet der Titel des neuen Studioalbums, das mit 10 brandneuen Stücken aufwartet und am 30. August 2019 via earMUSIC (Edel) in den Handel kommen wird. Auf dem neuen Langspieler bewegt sich die großartige Sängerin TARJA in den Lyrics nicht nur auf einer sehr tiefen und persönlichen Ebene, sondern gibt zugleich auch einen mehr als ehrlichen Einblick in ihre Person, als bis dato. TARJA sagt selbst, dass ihr diese Nacktheit bewusst ist, sie aber mit der Wirkung Worten mehr als zufrieden ist.

„Dead Promises“ zeigt wieder einmal beeindrucken, welches Spektrum die Finnin mit Ihrer Stimme abdecken kann. Die von ihr bekannten und gewohnten Töne kommen glasklar daher ohne unangenehm, oder gar schrill zu klingen. Hier hört man eindeutig eine Meisterin am Werk. Nichts anderes hätte man aber von ihr erwartet. Als gesanglichen Kontrast hat sich TARJA prominente Unterstützung geholt. Björn „Speed“ Strid kann mit markanten Growls und schrillen Screams den Song noch etwas mehr aufwerten. Strid ist nicht die einzige namhafte Unterstützung, die sich Tarja für In the Raw zur Hilfe geholt hat. Ebenfalls mit von der Partie sind Lacuna Coil Sängerin Christina Scabbia und Kamelot Stimme Tommy Karevik. Sie leihen ihre Stimmen in den Songs „Goodbye Stranger“ bzw. „Silent Masquerade“. Beide Tracks sind wie zu erwarten absolute Meisterwerke und man kann die Gastsängerwahl absolut nachvollziehen. Wenn auch ganz verschieden, passen beide hervorragend zur unverwechselbaren Stimme von TARJA. Die Entscheidung wirkt mehr als durchdacht. Das gesamte Album wirkt sehr minutiös und perfektionistisch geplant, fast schon wie vom Reißbrett kopiert, absolut perfekt, ohne Ecken und Kanten. Wären die Texte nicht so emotional und persönlich, dann könnte man das Album fast schon als zu glatt, zu geschliffen bezeichnen, aber so bietet In the Raw die perfekte Mischung aus Perfektion und Persönlichkeit. Im Großen und Ganzen präsentiert sich die Finnin gewohnt stark und schlagfertig, aber deutlich rocklastiger als in vielen vergangenen Langspielern. Die Gitarrenriffs zeugen von solider Härte und auch die ruhigen und emotionalen Passagen bieten Raum für eine unfassbar musikalische Tiefe. Hört man sich beispielsweise „Railroads“ an erkennt man deutlich die Experimentierfreude, die den eigentlich ruhigen Song stellenweise überraschend aufpeppen kann. Welchen Song man aber keinesfalls vergessen darf, ist „The Golden Chamber: Awaken / Loputon yö / Alchemy“. Ein knapp über sieben Minuten langer Song, der keinen wirklichen Text zu bieten hat, dafür nur Tarjas Stimme, die sanft und hoch zur einnehmenden Musik im Hintergrund erklingt. Auch wenn hier nicht viel passiert, ist unfassbar viel geboten. Die Symbiose aus Streichinstrumente, Piano und sanfter Elektronik verbindet sich hervor- ragend mit dem Gesang, der hier stellenweise in Tarjas Muttersprache gehalten ist, und schafft einen sanften Übergang zwischen den einzelnen Songzeilen, die klar erkennbar sind, aber grenzenlos ineinander zu fließen scheinen. Jeder einzelne Song von In the Raw kann für sich stehen und auf ganz eigene Weise überzeugen. Hier klingt kein Ton wie der andere und auch nicht, wie etwas bisher Dagewesenes. Mit In the Raw hat TARJA zusammen mit ihrem Team einen weiteren Meilenstein in ihrer Schaffensphase gelegt.

Fazit: Viel bleibt nicht mehr zu sagen, außer dass einen dieses Album unfassbar emotional packen kann. Von Gänsehaut, über Euphorie bis hin zu Beklemmung werden die unter- schiedlichsten Gefühle ausgelöst und zeigen, zu welchen Taten Musik fähig ist. Und wenn eine weiß, wie sie Töne und Musik beherrschen und einsetzten kann, dann ist das ganz klar TARJA, die noch weiter ganz oben thronen wird.

Tracklist:

01. Dead Promises with Björn “Speed” Strid
02. Goodbye Stranger with Cristina Scabbia
03. Tears In Rain
04. Railroads
05. You And I
06. The Golden Chamber: Awaken / Loputon yö / Alchemy
07. Spirits Of The Sea
08. Silent Masquerade with Tommy Karevik
09. Serene
10. Shadow Play

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VÖ: 30.08.2019
Genre: Symphonic Metal
Label: earMUSIC (Edel)

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