Tanzritual Festival 2016 – Tag 2 (Festivalbericht)

Nachdem der erste Tag noch einmal im Kopf durchgegangen wurde, war es Zeit den zweiten Tag des Tanzritual Festivals zu bestreiten. Ein kleiner Blick auf das Line Up und schon waren alle negativen Aspekte wie magere Shoppingmöglichkeiten und eine katastrophale Modenschau vergessen. Die Créme de la Créme der Elektromusik gab sich die Klinke in die Hand und viele freuten sich schon auf die kommenden Bands. Gemütlich trafen die ersten Gäste ein. Sie holten sich Getränke oder genossen eine Schlauchdusche am kostenlosen Wasserschlauch. Dieser war nach dem Ausfall des Securitymannes und seinem Gartenschlauch auch bitter nötig, denn auch an diesem Sonntag sollten die Temperaturen über 30 Grad steigen.

Während G.O.D.T. die Bühne für sich einnahmen fiel auf, dass erstaunlich viele Kinder anwesend waren. Kein Wunder, denn Kinder bis 12 hatten kostenlosen Eintritt auf dem Tanzritual. Familienfreundliche Geschäftsführung. G.O.D.T. schmetterten direkt satte Beats zu den Besuchern, doch erneut wurden sie nicht warm. Die Sommerstagnation hielt weiterhin an und irgendwie kann man es ihnen nicht verübeln, aber dennoch war es schade zu sehen, dass gefühlt niemand die Band bewusst wahrnahm. Da konnten auch die „Tänzerinnen“ auf der Bühne nichts ausrichten. Harter Sound, deftige Vocals und zwei weniger anmutige Tänzerinnen machten auf jeden Fall genug Lärm, um die Leute zu wecken. Kurz und knackig verlief das Konzert und die nächste Band stand auch schon in den Startlöchern.

Als nächstes sollten Intent: Outtake die Besucher begeistern. Bei knallender Sonne betrat Sänger Bastian vermummt die Bühne. Natürlich in einem freundlichen schwarz. Was sonst über einen Track getragen wird, wurde schon nach den ersten Klängen stilvoll abgeworfen und bei 35 Grad rockten sie dennoch die Bühne. Der markante elektronische Sound bot eine Mischung aus melodisch ruhigen Tracks und knallharten Clubsongs. Eine interessante Kombination, denn es konnte gekuschelt und getanzt werden. Der Track „Neustart“ erweckte einige Besucher zum Leben und schon versammelten sie sich vor der Bühne zum Tanzen. „Der letzte Tanz“ zeigte die zärtliche Seite des Duos.

Nun sollte es einen Kontrast geben. Mit der gleichnamigen Band blieb es elektronisch. Kontrast machten ihren Namen alle Ehre. Wie ihr Track „EKM (elektronische Körpermusik)“ verlauten lässt „Tief der Gesang, knallhart der Beat“ eroberten sie das Tanzritual im Sturm. So lässt sich die Musik wirklich kurz zusammenfassen. Wer Kontrast noch nicht gekannt hat, konnte auf dem Tanzritual eine Überraschung erleben, denn die Beats knallten ordentlich und der Gesang passte wunderbar dazu. Leicht ironische Texte machten das Bild komplett. Vor allem „Einheitsschritt“ und „Tod…find‘ ich gut“ kam bei den Besuchern gut an. Einzig verwendetes Requisit war ein Teufelsstab aus Plastik. Minimalistisch und deswegen auch so gut. Kontrast kamen aber nicht alleine. Mit dabei war Ivi von der Band Spiritual Cramp. Zusammen sangen sie den Track „Freiheit“. Der bot einen Kontrast zu den anderen Liedern, aber wie schon gesagt; der Name ist Programm.

Anschließend sollten die Besucher auf dem Tanzritual Festival eskalieren. Als hilfreiche Animateure dienten hierbei die Herren von [x]-rx. Auf Krawall gebürstet und fest entschlossen das Festival in Gang zu bringen, schmetterten sie als ersten Track „Escalated“ durch Landsweiler Reden. Immer wieder animierten sie die Leute der Party beizuwohnen. Viele lösten sich von ihrem schattigen Plätzchen und folgten der Forderung und eskalierten heftigst. [x]-rx war das aber noch nicht genug. Immer und immer wieder versuchten sie die Leute von den Plätzen zu holen, aber viele resignierten weiterhin. Dennoch bildete sich eine Schar vor der Bühne um abzugehen. Ruhig sitzen bleiben war eigentlich keine Option, denn mit Tracks wie „Hard Bass Hard Soundz“, „Kein Herz“ und „Tanz Schlampe“ musste man einfach eskalieren. Ihre spontane Art und die Partylaune übertrug sich auf die feiernde Menge schnell. Es wurde deutlich, dass dem Duo egal war, ob nun 500 oder 5000 mitfeierten. Hauptsache es wurde gefeiert. Immer wieder interagierten sie mit den Besuchern und sorgten mit ihren witzigen Charme für einige Lacher.

Nach der totalitären Eskalation konnten die Besucher eine kurze Verschnaufspause einlegen. Es sollte nämlich hart weitergehen. Mit den Herren von [:SITD:] wurde erneut harter Elektrosound geboten. Die melodischen Parts machen die Party ein wenig ruhiger und auch sanfte Bewegungen waren machbar. Doch hauptsächlich wurden harte Beats durch die Boxen gejagt. „Snuff Machinery“ und „Laughingstock“ legten eine düstere Atmosphäre über das Festivalgelände. Jedoch nicht so düster um das tanzen sein zu lassen. Schwermütig bewegten sich die Besucher zu den Beats von [:SITD:]. Die Jungs gaben auf der Bühne richtig Gas und man sah ihnen an, dass es ihnen großen Spaß machte auch vor einem kleineren Publikum zu spielen. Die Stimmung war an diesem zweiten Tag wesentlich besser als am ersten und [:SITD:] halfen enorm dabei. Leider wurde „Rose Coloured Skies“ nicht gespielt, aber dennoch waren Band und Publikum mit dem Gig zufrieden.

Nach einer längeren Umbaupause war es Zeit für rockige Klänge. Die einzige Band mit Schlagzeug und Co. waren Lord Of The Lost. Chris Harms und seine Gruppe fegten den vorherigen Elektrosound vom Gelände und ersetzten ihn durch harte Gitarren und Shouten. Zugegeben sie rockten das Tanzritual Festival. Auch wenn sie es gewohnt waren vor größerem Publikum zu spielen, lieferten sie eine grandiose und unterhaltsame Show ab. Wer dabei noch die Füße still hielt war selber schuld. Highlights waren vor allem die bekannten Tracks wie „Die Tomorrow“, „La Bomba“ und „Six Feet Underground“. Auch bei ihnen sah man keinen Unterschied zu anderen großen Festivals. Sie rissen die Hütte ab und schafften es auch die Besucher zu animieren der Party beizuwohnen. Die powervolle Kombo versprühte ihre Energie und sie ging nahtlos auf das Publikum über. Bewaffnet mit dieser Power, freuten sich die Besucher auf den letzten Gig des Abends.

Das Tanzritual Festival sollte von Sara Noxx beendet werden. Kaum jemand hatte von ihr gehört und auch sah der Veranstalter sich gezwungen zu rechtfertigen wieso denn Sara Noxx der Mainact war und nicht Lord Of The Lost. Das machte die Leute nur noch stutziger. Nun gut man soll einen Auftritt nicht vorher schon beurteilen. Also richteten sich die Augen Richtung Bühne und man wartete gespannt was nun passieren würde. Der Gig wurde mit einem langen melodischen Intro eröffnet. Die Leute fragten sich was passiert als nächstes, kommt noch ein großer Knall und eine überraschende Wendung oder wird die melodische Melodie mit feinen Vocals unterstützt? Die Antwort war eine ganz andere, denn nach dem Intro folgte erst mal Stille. Nichts passierte und dann wurde ein zweites Intro gespielt, dann ein drittes. Stirnrunzeln verbreitete sich wie ein Lauffeuer und keiner glaubte mehr an eine spektakuläre Wendung. Als Sara Noxx die Bühne betrat und loslegte sah man die Langeweile in den Gesichtern der Besucher. Viele verließen das Festival vorzeitig. Sara Noxx schien mit ihren ruhigen Tracks den Nerv der Zuschauer nicht zu treffen. Schade für sie und dem Ende des Tanzritual Festivals. Es war auch strategisch unklug die Menge erst mit Gigs wie [x]-rx, [:SITD:] und Lord Of The Lost einzuheizen, um sie dann auf den Nullpunkt zu bringen. Der Veranstalter hätte auf die Fans hören sollen und Lord Of The Lost zum Headliner machen sollen, dann wäre das Festival mit einem großen Knall zu Ende gegangen und nicht mit fluchtartigen Verlassen des Geländes.

Das Tanzritual Festival bietet ein atmosphärenreiches Ambiente und trumpft auch mit einem genialen Line Up. In den Anfängen gibt es natürlich immer Verbesserungsotenzial. Die Modenschau sollte entweder was bieten oder man sollte sie streichen und sich was anderes überlegen. Auch die wenigen Shoppingmöglichkeiten sollten erweitert oder nach draußen verlagert werden. Die Halle bietet einiges Potenzial. Da das Tanzritual Festival sehr familienfreundlich ist, könnte in der Halle auch für die kleinen Besucher was zur Verfügung stehen. Vielleicht Schminken lassen, um auf dem Festival richtig schick auszusehen oder eine Spieleecke. Für die großen Besucher könnte eine kleine Chilloutlounge eingerichtet werden, auf der man einfach mal der Sonne entfliehen kann. Ebenfalls sollte am Rahmenprogramm gearbeitet werden, wenn man denn eins anbieten möchte. Zu den Konzerten und den Acts gibt es nichts weiteres zu sagen als einsame Spitze. Die Acts waren gut gewählt, auch wenn die Spielzeiten variiert hätten können. Musikalisch ist das Tanzritual ein Erlebnis. Es wäre zu wünschen, dass mehr Menschen den Weg ins Saarland finden und auch bereit sind Party zu machen. Ich persönlich freue mich schon sehr auf das Tanzritual Festival 2017.

 

Alle Bilder von den Bands findet ihr >>HIER<< in unserer Fotogallerie.

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