Stahlmann – Kinder der Sehnsucht (CD-Kritik)

STAHLMANN haben sich über die letzten Jahre hinweg zu einer der Szenegrößen entwickelt, was Neue Deutsche Härte betrifft. Oft werden die Düsterrocker in einem Atemzug wie Eisbrecher oder andere Vorreiter genannt. Zahlreiche erfolgreiche Studioalben reihen sich aneinander und ein Erfolg jagt den Nächsten. Schon lange sind sie fest gebucht auf den Festivals dieser Nation und begeistern trotz deutscher Texte auch international viele Fans. In den letzten Jahren sorgte die Formation um Sänger und Mastermind Mart Soer aber mit Besetzungswechseln für Furore. Lieb gewonnene Mitglieder, Charaktere, die die Band ausmachten, verließen das Projekt zugunsten anderer Projekte. Gitarrist Frank Herzig beispielsweise tauschte die Saiten bei Stahlmann gegen das Mikro bei seinem eigenen Projekt Schattenmann. Erst kürzlich wurde bekannt gegeben, dass auch Bassist Ablaz nicht mehr mit Stahlmann auf der Bühne stehen wird. Mit Kinder der Sehnsucht erscheint also am 22.03.2019 nicht nur ein neues STAHLMANN Album via AFM Records, sondern auch ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Band – zumindest was die Live Performance angeht.

Der Silberling wird eingeleitet mit „Vom Himmel verloren“. Ein kratziger Einstieg dann melodische Rhythmen, die ganz klar nach STAHLMANN klingen. Die Stimme von Sänger Mart ist in den letzten Jahren nochmals gereift und hat sich entwickelt. Tiefer und kratziger schmiegt sie sich an harte Gitarrenriffs und Basslinien. „Wahrheit oder Pflicht“ wird durch zarte Kinderstimmen eingeleitet, die im harten Kontrast zu den einsetzenden Instrumenten steht. Ein Muster, das sich im Song des Öfteren wiederholt. Noch typischer als sein Vorgänger kann man den markanten, basslastigen STAHLMANN-Sound hier ganz deutlich erkennen. Bereits ausgekoppelt und mit Video veröffentlicht wurde „Die Besten“. Eine Ode an die Freundschaft und den Zusammenhalt. Ein Song, der durch seine Einfachheit zum Mitsingen und Tanzen einlädt. Einfach bedeutet hier nicht schlecht, eher im Gegenteil. Der Song ist eingängig und bleibt im Kopf. Mit „Mein Leben fällt“ zeigen sich die Männer aus Stahl etwas experimenteller aber auch etwas gediegener. Ruhiger Gesang in den Strophen trifft auf emotionale Tiefen im Refrain und verleiht dem Song, der sich in der schwebenden Phase zwischen Ballade und harter Rocknummer einordnet, den nötigen Schliff. „Kinder der Sehnsucht“ ist nicht nur ein schöner Albumtitel, sondern auch ein extrem gelungener Song. Eine ständige Klimax an sich überbiet- enden Gitarrenriffs, kombiniert mit hartem taktgebenden Schlagzeug. Mart holt das Beste aus seiner Stimme raus und kann mit rasiermesserscharfen Gesangspassagen glänzen. Wieder von der experimentellen Seite zeigen sie sich in „Schließ deine Augen“. STAHLMANN typische Basslines treffen auf elektronische Hintergrundrhythmen. Im Ganzen wirkt der Song leider nicht stimmig und etwas aus dem Rhythmus geraten. Meiner Meinung nach hätte man hier mehr rausholen können, da die Strophen viel Potential bieten, im Refrain wird aber alles aufgebaute über Bord geworfen. Poetisch, nahezu romantisch klingt „Hörst du wie mein Herz schlägt“. Nicht nur vom Titel, sondern auch vom instrumentalen Aufbau. Die Strophen sind ruhig, teil- weise mehr gesprochen als gesungen, dabei aber sehr düster. Im Refrain baut sich der Gesang teilweise mehrstimmig auf und sorgt so für massig tiefe. In den Strophen fühl ich mich zeitweise an Songs von Falco erinnert, der auch viel mit gesprochenen Strophen gespielt hat. Nach einer kleinen Auszeit, mit ruhigeren Klängen wird mit „Regen“ wieder Gas gegeben. Deutlich härter, flotter und treibender prescht der Song voran. Wenn man sich dem Rhythmus hingegeben hat, wird man durch eine ruhige Passage aus dem Takt gerissen. Der darauf folgende Tempoanstieg wirkt dadurch aber nur noch imposanter. In „Wenn du gehst“ gibt es Unterstützung von Blue May Rose. Der Gesang von Sängerin Liz, ihre markante Stimme, passt hervorragend zu Mart. In den Kontrasten so unterschiedlich, aber gemeinsam ein überaus harmonisches Duo. Wir nähern uns dem Ende des elf Songs umfassenden Langspielers. Zum Schluss wird noch einmal alles ausgegraben und mit „Sinnlich“ aus den Vollen geschöpft. Eingängig und stark, mit viel Druck nach vorne wird gezeigt, für was Stahlmann steht. Abwechslung und eingängige NDH, die sich markant hervorhebt und nicht im Einheitsbrei verschwindet. Zum krönenden Abschluss bekommen wir noch dem AMIworx Mix von „Beste Freunde“. Experimentell und gleichzeitig hart. Ganz anders als das Original, aber mehr als gelungen. Man merkt, hier waren Experten am Werk.

Fazit: In den letzten 10 Jahren haben sich STAHLMANN nicht nur kontinuierlich ihren Weg weiter nach oben geebnet, sondern auch regelmäßig die Gehörgänge ihrer Fanbase angegriffen. Mit Kinder der Sehnsucht setzen die Göttinger defintiv musikalisch neue Maßstäbe. Ein rundum gelungenes Album, dass bei den Fans sicher gut ankommen wird.

Tracklist:

01 Vom Himmel Verloren
02 Wahrheit Oder Pflicht
03 Die Besten
04 Mein Leben Fällt
05 Kinder Der Sehnsucht
06 Schliess Deine Augen
07 Hörst Du Wie Mein Herz Schlägt
08 Regen
09 Wenn Du Gehst (feat. Blue May Rose)
10 Sinnlich
11 Die Besten (AMIworx Remix)

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VÖ: 22.03.2019
Genre: NDH, Rock
Label: AFM Records

STAHLMANN: X – Jubiläumstour 2019
+ Support: * Kissin‘ Black

21.03.2019 Bochum – Matrix *
22.03.2019 Frankfurt – Nachtleben *
23.03.2019 Nürnberg – Der Cult *
29.03.2019 Berlin – Musik und Frieden *
30.03.2019 Hamburg – Logo *
06.04.2019 München – Backstage *
12.04.2019 Leipzig – Naumanns *
11.05.2019 Köln, Unter Schwarzer Flagge
10. – 11.08.2019 Hildesheim, M’era Luna Festival

Tickets können bei allen bekannten VVK-Stellen sowie über Extratix geordert werden.

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