Saltatio Mortis: Interview mit Alea und Falk zum neuen Album `Für immer Frei`

Saltatio Mortis
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Saltatio Mortis melden sich klanggewaltig zurück. Ihr neues Album `Für immer Frei` erschien am 09.10.2020 und sorgte schon vor der Veröffentlichung für reichlich Diskussionsstoff. Bereits der Vorgänger `Brot und Spiele` von 2018 heizte die Diskussionen an. Sind Saltatio Mortis noch eine Mittelalterband? Reicht ein bisschen Dudelsack, um diesem Genre gerecht zu werden? Sind sich Saltatio Mortis selbst noch treu geblieben? All diese Fragen stehen im Raum, aber der Erfolg gibt Ihnen recht, denn `Brot und Spiele` hielt sich hartnäckig auf Platz 1 der Albumcharts. Ganz unabhängig von Stil und Genre kann man aber festhalten, dass Saltatio Mortis eine beeindruckende Entwicklung hingelegt haben. Die Texte immer politischer, immer ehr- licher und kritisch hinterfragend, aber nicht ohne dabei das nötige Augenzwinkern zu vergessen.

Für uns von Dark Music World Grund genug, um mit Alea der Bescheidene und Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein von Saltatio Mortis über das neue Album zu plaudern.

01. Erst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, dieses Interview mit uns zu führen.

Falk: Das machen wir doch sehr gern!

Alea: Vielen Dank, dass du mit uns über „Für immer Frei“ sprechen möchtest.

02. Der Albumtitel „Für immer Frei“ klingt wie ein großer Aufschrei und ein großes Versprechen, sich nicht zu beugen. Was verbindet ihr mit den Titel und warum fiel die Wahl auf eben diesen?

Falk: In der Tat, damit hast du völlig Recht. Wir machen es uns mit unseren Albumtiteln nie leicht. Es ist ein immer wieder neuer kreativer Prozess. Manchmal waren Songs schneller geschrieben und eingespielt, als wir uns auf einen Titel einigen konnten. Das mag an unserem eigenen Anspruch liegen, da wir in einem Titel für ein Album vieles unter einen Hut bringen wollen. Zum einen die generelle Botschaft des Albums, also so etwas wie eine Klammer um alle darauf befindlichen Werke, dann so etwas wie ein Statement zu unserer derzeitigen Schaffensphase, und und und… Vielleicht machen wir es uns damit auch extra schwer. Mit „Für immer frei“ sind wir aber sehr zufrieden und der Titel trifft bei der Platte genau ins Schwarze. Um nur einen Aspekt des Titels zu beleuchten: Wir wollen und werden uns auch in Zukunft frei von allen äußeren Zwängen fühlen und genau die Musik machen, die uns gerade aus der Seele fließt.

03. Wie genau hat Corona euren Schaffensprozess bei Songwriting und Produktion beein- flusst?

Falk: Als Corona unsere Welt so richtig im Griff hatte, waren wir schon fast mit allen Aufnahmen für die Platte durch. Das bedeutet, dass die Platte noch in der vollen Erwartung eines kommenden wundervollen Sommers voller Auftritte und Konzerte entstanden ist. Was uns dann wirklich zu schaffen gemacht hat, war, eine Idee davon zu entwickeln, wie wir ohne Live-Präsenz ein Album präsentieren und veröffentlichen können. Zu Anfangs konnten wir uns das fast nicht vorstellen. Aber wir haben eine wirklich tolle Plattenfirma und dort echt krasse Leute, die sich mit uns zusammen den Hintern aufreißen, damit das Baby dann doch das Licht der Welt erblicken konnte. Corona hat uns, genau wie allen anderen Künstlern, Soloselbstständigen und Technikern sowie Veranstaltern etc. einen dicken Strich durch jedwede Rechnung gemacht. Wünschen wir uns allen, dass wir gut, heil und gesund durch diese Krise kommen!

04. Konntet ihr trotz allem etwas Positives aus der Coronazeit für euch persönlich mit- nehmen?

Falk: Auf jeden Fall! Corona hat für uns alle eine Bremse reingehauen, der man auch etwas gutes abgewinnen kann. Wir haben endlich mal wieder Zeit zum Durchatmen gehabt, auch um unsere eigenen privaten und persönlichen Müllberge physisch und psychisch anzuschauen, zu bewerten und abzuarbeiten. Corona hatte – zumindest in dieser Hinsicht und so seltsam es klingt – einen wirklich heilsamen Effekt auf uns alle.

05. Musikerkollege ASP wünscht euch ein dickes Fell, verbunden mit der Aussage: „Traditionalisten werden sehr tapfer sein müssen und die Band wird sicher nicht nur Lob ernten für ihre zunehmende Ausweitung ihrer musikalischen Grenzen.“ Wie ist das Feedback bei euch bisher angekommen?

Falk: Der liebe ASP weiß da ganz genau, wovon er redet. Wir mögen den alten Haudegen wirklich sehr und freuen uns ganz besonders, dass er uns für unsere Bonus-CD eine eigene Version unseres Songs Prometheus aufgenommen hat! (Danke dafür, lieber ASP!) Mit ihm verbindet uns eine lange und tiefe Freundschaft, sind wir doch auch beinahe gleich alt und beide Projekte haben jeweils schon manchen Wandel und Sturm überstanden. Dennoch, ungeachtet seiner düsteren Prophezeiung kommt unser Album erstaunlich gut an. Wir selbst hatten uns schon bei dem ein oder anderen Song auf härteren Seegang eingestellt. Aber anscheinend können wir viele unserer Fans auf unsere Reise in neue Gefilde mitnehmen. Und: Hater gibt es immer, mittlerweile haben wir gelernt, auf das zu hören, was bei den diversen Feedbacks wirklich wichtig ist und den zerstörerischen und verletzenden Teil nicht an uns heran zu lassen. Konstruktive und kreative Kritik ist etwas Wundervolles, das wir sehr schätzen. Und ansonsten halten wir es eher frei nach dem Motto: „Egal was die Presse über uns schreibt, Hauptsache sie schreiben unseren Namen richtig.“

06. Wie würdet ihr rückblickend eure Entwicklung beschreiben? War schon früh abzu- sehen, dass es immer rockiger werden wird?

Falk: Ganz am Anfang, als wir noch an der Strassenecke auf Hut spielten, war es noch nicht abzusehen. Nach unserer ersten „modernen“ CD (Das zweite Gesicht) zog es uns von Platte zu Platte mehr in Richtung echter ehrlicher Handarbeit an Gitarren, Bass und Schlagzeug. Und das wiederum mag in unserer ureigenen Natur liegen. Wir haben ein rockiges Herz und die meisten von uns waren schon vor Saltatio Mortis in Rockbands tätig. Rock´n´Roll hat schon immer etwas mit Freiheit und dem konsequenten Beschreiten eigener Wege zu tun. Darum werden wir, wenn uns der Sinn danach steht, vor nichts zurückschrecken und auch weiterhin tun, was uns gefällt.

07. Swiss und die Anderen haben Einzug in der Szene gehalten. Erst Lord of the Lost, jetzt ein grandioser Song mit euch und auch noch Henning Wehland. Warum habt ihr euch genau für diese zwei Musiker entschieden?

Alea: Als wir den Song aufgenommen haben, wussten wir noch gar nichts von der Zusammenarbeit von LotL und Swiss, aber es freut uns sehr, dass sich die Szenen vermischen und Neues entstehen darf! Swiss ist ein wirklich bemerkenswerter Künstler, der das Herz am richtigen Fleck hat. Mit dem Mann kann man richtig Spaß haben, aber auch intelligente und tiefgründige Gespräche führen. Außerdem war es echt beein- druckend, ihm beim Texten und Rappen über die Schulter blicken zu können.

Und mit Henning sind einige von uns von einem Fanboy-Moment in den nächsten gestolpert. Wir sind mit den Songs von H-Blockx und Rage against the Machine aufge- wachsen. Was gibt es also geileres, als mit einem unserer Jugend-Vorbilder eine richtig coole Nummer aufzunehmen. Henning verkörpert für uns so etwas wie die Anfänge des deutschen Sprechgesangs, und Swiss präsentiert den aktuellen Rapstyle. Wir freuen uns wahnsinnig darüber, unseren ersten echten Crossoversong mit diesen beiden Originalen aufgenommen zu haben.

08. Hinter jedem Song steckt eine Geschichte. Welcher Song, welche Geschichte liegt euch am meisten am Herzen?

Falk: Kann man das so einfach sagen? Wir sind acht Mann, jeder ist beladen mit seiner ganz eigenen Geschichte. Dann haben wir unseren Lasterbalk, der für die meisten unserer Texte verantwortlich ist.

Alea: Im Studio durchlaufen diese Urversionen jedoch so manche Feedbackrunde und werden gemeinsam geschliffen. Diese Konstellation führt dazu, dass jeder von uns eine eigene Geschichte zu jedem Text oder Song hat und diese im Produktionsprozess mit eingeflossen ist. Somit hat jeder seine ganz persönlichen Favoriten.

09. Ihr seid von Album zu Album immer politischer, immer kritischer geworden. Seht ihr euch in eurer Rolle als Musiker in der Verantwortung, den Zeigefinger zu erheben?

Falk: Wir Menschen sind alle zusammen politische Wesen. Jeder von uns. Ob Musiker oder nicht. Jeder hat eigentlich die Verantwortung für sich selbst und seine Umwelt. Die Reichweite, die wir als Band haben, gibt uns die Möglichkeit, Menschen wirklich zu erreichen. Und das müssen wir nutzen, um Dinge, die uns nicht gefallen oder uns Unbehagen bereiten, anzusprechen. Wir versuchen den sprichwörtlichen Zeigefinger zu vermeiden, denn wir betrachten uns nicht als Lehrer, oder glauben, irgendwie schlauer als andere zu sein, doch wir haben Dinge zu sagen… und wir möchten unsere Kunst nutzen, um das zu vertreten, was uns am Herzen liegt.

10. Ihr habt euch immer gerne wichtigen Persönlichkeiten der Vergangenheit gewidmet. In „Für immer Frei“ findet zum Beispiel Loki seinen Platz. Was erwartet uns in Zukunft? Wem wird noch die Ehre zuteil, von euch besungen zu werden?

Falk: Das können wir derzeit beim besten Willen noch nicht sagen. Aber es zeichnet sich wohl schon irgendwie ab, dass wir einen Hang zur nordischen Mythologie entwickelt haben. Bestimmt war Loki nicht unser letzter Ausflug in die Welt der Asen und Vanen. Wir sind, egal was uns sonst noch so umtreibt, immer eine Band gewesen, der das Erzähle- rische in Liedern wichtig ist.

11. Auf Facebook wurden bereits einige Videos hochgeladen, in denen ihr über die Musikerauswahl auf „Aus fremden Federn“ sprecht. Wie waren die Reaktionen der angefragten Musiker und über welche Zusage habt ihr euch am meisten gefreut?

Alea: Durchweg alle Musiker, an die wir Anfragen rausgehauen haben, haben positiv reagiert! Wir waren von den Reaktionen echt überwältigt! Wir hätten die Kollegen doch gar nicht angefragt, wenn wir uns nicht über jede Zusagen ein Loch in den Bauch gefreut hätten.

Auf „Aus fremden Federn“ sind jahrelange Wegbegleiter und ganz viele Bands vertreten, von denen wir selbst Fans sind. Hier einen von ihnen herauszupicken, würde den anderen nicht gerecht werden. Also sagen wir mit einer tiefen Verbeugung „Dankeschön!“ an alle, die diese Bonusplatte möglich gemacht haben!

12. Ihr wart immer eine sehr fannahe Band. Das ist der erste große Release ohne ange- schlossene Tour. Wie fühlt sich das an?

Falk: Ohne direkt angeschlossene Tour! Auf eurer Website habt ihr ja auch schon unsere Tourdaten für 2021 veröffentlicht. Danke dafür! Aber natürlich hatte bisher ein Release auch immer eine direkte Tour nach sich gezogen – und wir konnten (fast noch schöner) vor dem Release schon bei diversen Auftritten den ein oder anderen neuen Song spielen und somit das neue Album anteasern. All diese schönen und spannenden Momente sind uns erstmal genommen. Und das fühlt sich echt schräg und merkwürdig an.

Dafür haben wir aber neue Wege auf allen möglichen Social Media Plattformen auspro- biert. Das war an sich schon ein gewaltiges Abenteuer. Ich glaube die Band war noch nie in diesem Maß online aktiv.

13. Wir bedanken uns für das Interview und überlassen Euch das Schlusswort.

Falk: Dankeschön! Es hat viel Spaß gemacht, eure Fragen zu beantworten!

Haltet alle zusammen die Ohren steif, bleibt gesund und achtet auf eure Mitmenschen. Die Zeiten sind verrückt genug. Und wenn ihr Musikern im Allgemeinen in dieser schweren Zeit helfen wollt, dann unterstützt sie, indem ihr die Alben eurer Lieblingsbands kauft, vielleicht auch unseres 😉

Alea: Alles Gute – und hoffentlich sehen wir uns alle bald auf den Bühnen dieser Welt wieder!

Saltatio Mortis – „Für immer Frei“ Tour 2021
Special Guest: Antiheld

12.11.2021 München, TonHalle
13.11.2021 Wiesbaden, Schlachthof
18.11.2021 Berlin, Columbiahalle
19.11.2021 Leipzig, Haus Auensee
26.11.2021 Bochum, RuhrCongress
27.11.2021 Hamburg, Sporthalle
03.12.2021 Fürth, Stadthalle
04.12.2021 Ludwigsburg, MHP Arena
16.12.2121 Wien, SimmCity (AT)
17.12.2121 Linz, Posthof (AT)
18.12.2121 Zürich, Komplex 457 (CH)

Tickets können bei allen bekannten VVK-Stellen sowie unter http://www.eventim.de & http://www.extratix.de für die Konzerte in Deutschland, unter https://www.starticket.ch/ für das Konzert in Zürich und https://www.oeticket.com für Österreich gesichert werden.

Saltatio Mortis im Web:

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