Roterfeld – Hamlet At Sunset (CD-Kritik)

Die Österreicher von Roterfeld sind sieben Jahre nach ihrem Debütalbum „Blood Diamond Romance“ zurück! Ihr zweites Werk erscheint am 4. Mai 2018 unter dem Titel „Hamlet At Sunset“ über True Artist Records.

„Aha, that is what you say“ – Mit diesen Worten beginnt das druckvolle „No Friend Of Mine“, das mit schnellen Gitarren melodisch hämmert. Es werden fast schon Powermetal-esque Geschwindig- keiten erreicht, während Aaron Roterfeld teils schon Alphaville-ähnliche Oktavensprünge und Höhen hinlegt. Ein knalliger Einstieg, der auf mehr hoffen lässt. Die sieben Jahre, die seit dem Debüt vergangen sind, zahlen sich aus, denn mit „Bring Your Own Star To Life“ folgt auf den Opener eine hymnisch-schwere Midtempo-Nummer mit schönen Variationen und tollem Aufbau. Die Strophen intensivieren sich mehr und mehr, bis sie dann im Refrain aufbrechen und Mono Inc.-mäßig abzurocken wissen. Nach etwa 3 Minuten gibt es sogar einen kurzen Breakdown, der noch ein wenig Frische reinbringt. „I Want More“ beginnt mit einem Solo, das dann durch eine Clear-Gitarre ersetzt wird, die auf jegliche Verzerrung verzichtet. Aaron beweist auf der spärlichen Instrumentierung, in die sich noch ein Klavier einwebt, unglaubliche Stimmkraft und kündigt eine wunderbare Ballade an, die im Refrain Kraft atmet, wie es auch Emigrate auf einigen Balladen gelang. Ein unglaublich starker Song. Song Nummer 4, „Flieg“, beginnt hingegen mit einigen Chören aus dem Synthesizer, die doch schon sehr altbacken klingen. Dafür weiß der einzige deutsche Song der Platte mit ziemlicher Schwere und wunderschönem Gesang, gerade im Refrain, zu überzeugen. Das Orchester aus der Konserve klingt zwar hier und da ein wenig pathetisch, doch die geniale musikalische Arbeit der einzelnen Instrumentalisten gleicht den Kitsch gut aus und mündet in einer wirklich angenehmen und lyrisch hochspannenden Ballade. Härter wird es auf „Black Blood“. Das Ticken im Hintergrund kündigt die Explosion an, und in der Tat, während Aaron Zeilen wie „Everybody wants somebody, something will do“ vorträgt, kündigt sich ein gitarrenlastiger Tanzgigant an, der hier und da ein bisschen an die Sisters Of Mercy zu erinnern vermag. Hard und hymnisch kommen Roterfeld auf diesem Song daher, und auch das Solo um die 3-Minuten-Marke zeugt von Power. „King Of This Land“ beginnt wieder mit dem Dosenorchester, wird dann aber mit Einsatz der Gitarre sehr schmetternd. Die Strophen an sich klingen ruhig, werden aber zwischenzeitlich von harten Riffs aufgebrochen. Im Refrain erwartet man jetzt eigentlich den Stampfer und die monumentale Dunkelheit, die das Intro verspricht, doch leider wird diese Hoffnung nicht richtig erfüllt, dafür erkundet Aaron in der Bridge mit seiner Stimme mal die Tiefen anstatt der Höhen. Der „Sea Of Stones“ beginnt mit verzerrten Stimmen und Klavier, das sich mit den Drums zu einer angenehm fließenden Melodie verbindet. Lyrisch werden schöne Bilder gemalt, die die leichte, ruhige Instrumentierung gut unterstreichen. Die Bridge liefert ein Gitarrenriff, das dem Song einen gewissen „Eat Me, Drink Me“-Charakter verleibt und instrumental eine ähnliche Atmosphäre aufbringt wie das 2007-Album von Marilyn Manson. „Father And Son“ ist ein zehn Minuten langer Song, der die Beziehung zwischen einem Vater und einem Sohn erzählt, die gemeinsam aus ihrem Haus fliehen müssen. Warum sie das tun müssen? Hört euch den Song selbst an, denn er ist wunderschön und erzählt eine herzzerreißende Geschichte. In den letzten drei bis vier Minuten wird der Song einfach nur bombastisch und haut uns ein Orchester um die Ohren. Dieser Song wurde geschaffen, um ein Highlight der Platte zu werden, und er ist es geworden. Eine wirklich geniale Geschichte, die hier erzählt wird. Diese Nummer hauchte der Platte definitiv neues Leben ein, passend dazu heißt der nächste Song „Great New Life (Reborn)“. Auch dieser bietet wieder viel Atmosphäre und Charme, teilweise erfreut man sich einfach an kleinen instrumentalen Ideen, die den Song sehr bereichern und akustisch interessant machen. Dagegen beginnt der Closer „You Are The One I’d Spend All My Money On“ fast schon ein bisschen ABBA-mäßig. Mit Akkordeon-Einschüben und Frauen-Backing-Vocals ist dieser Song ein leichter, fröhlicher und etwas ironischer Abschluss für dieses Album. Er hinterlässt den Hörer mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

Fazit: Auf ihrem zweiten Album zeigen Roterfeld, dass es von ihnen noch viel zu hören geben wird. „Black Blood“, „No Friend Of Mine“ und vor allem „Father and Son“ sind großartige Songs, letzterer bildet den absoluten Höhepunkt des Albums. Darüber hinaus webt die Band auf dieser Platte eine Vielzahl toller Ideen ein, die der Musik Charme verleihen. Hin und wieder würde man sich noch ein wenig mehr Düsternis wünschen, weil einige Build-ups nicht ganz das liefern, was sie versprechen, dem gesamten Album tut das aber keinen Abbruch. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Album der Band.

Tracklist:

01 No Friend Of Mine
02 Bring Your Own Star To Life
03 I Want More
04 Flieg
05 Black Blood
06 King Of This Land
07 Sea Of Stones
08 Father And Son
09 Great New Life (Reborn)
10 You Are The One I’d Spend All My Money On

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VÖ: 4. Mai 2018
Genre: Rock, Dark Rock, Gothic Rock
Label: True Artist Records

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