Project Pitchfork – Akkretion (CD-Kritik)

Project Pitchfork machen keine halben Sachen: Seit ihrer Gründung brachten die Dark Electro-Visionäre rund um Peter Spilles bereits siebzehn Alben auf den Markt, und mit dem neuen, 18. Werk der Band, das auf den Namen „Akkretion“ hört, soll der Grundstein für eine neue Trilogie an Alben gelegt werden. Dass wir also in nächster Zeit weniger von Spilles & Co. hören werden, ist sehr unwahrscheinlich. Ihren Status als die Philosophen der Dark Wave haben die Hamburger nicht von ungefähr: Die Texte auf der neuen Platte laden zum Träumen ein, und auch die Klangteppiche, die auf dem neuen Silberling ausgerollt werden, unterstreichen die sphärische Stimmung, die auch der Albumtitel („Akkretion bezeichnet den Prozess, bei dem Materie von einem kosmischen Objekt aufgesammelt wird“ – spektrum.de) verspricht.

Der Opener und Titeltrack „Akkretion“ ist vielschichtig und klingt durch die orchestralen Elemente wunderbar groß. Der langsame Aufbau zieht langsam, aber allmählich in die Atmosphäre der Platte hinein. Ein wunderbares Intro. Weiter geht die Platte mit einem Highlight. „Good Night Death“ hat absolutes Hitpotential. Die Melodie hat Ohrwurm- charakter, der Song klingt fast wie etwas vom aktuellen Mesh-Album, wäre da nicht die unglaublich tiefe Stimme von Peter Spilles. Der Text zeigt: Alle Zeichen stehen auf Anfang, die Band ist bereit, loszulegen: „It’s time for me to go, I take my first breath, I come into existence – Good Night Death!“ Loslegen, das tun sie auch auf dem nächsten Song. „Gravity Waves“ hat zwar nicht eine so überzeugende Melodie wie der vorherige Song, Spaß macht der EBM-lastige Song aber trotzdem. Gut tanzbar, mit verzerrten Vocals versehen, ist dieser Song eine klassische Project Pitchfork-Nummer. „The Collision“ bedient ebenfalls bekannte Klänge und wird langjährige Fans freuen. Hier fließen erstmals Stimmsamples in die leichte Future-Pop-Melodie ein, deren Dunkelheit vor allem durch Peter Spilles‘ Gesang ausgemacht wird. „And The Sun Was Blue“ schließt daran an, reißt mich allerdings nicht so mit wie die vorherigen Songs. „Crossfire“ beinhaltet die wohl jetzt schon bekannteste Zeile aus dem Album: „When nature sleeps, she dreams of you“ – Das ist zwar ganz schön, allerdings habe ich ein wenig das Gefühl, die Texte tun sich mit der englischen Sprache ein wenig schwer. Ein Muttersprachler hätte sich hier über Einiges auslassen. Aber das sollte auch nicht unbedingt der Maßstab sein, wir reden hier schließlich über gebürtige Hamburger. Musikalisch scheint der Song am Opener anzuschließen, hier kommen wieder ruhigere und orchestrale Elemente hinzu, bevor „Circulation“ als kürzester Song die Platte ein Schlag ins Gesicht ist. Textlich geht es hier um einiges wütender zur Sache („You listen tot he voices in your head, and I have to carry on instead / You just dream about the fame, but I demand the flame“), passend dazu kommen hier auch wieder ein paar ziemlich harte EBM-Klänge dazu. Diesen Song hört ihr vielleicht schon bald auf den Tanzflächen der einschlägigen Clubs wieder. „Ascension“ ist ein Song, der an den 90er-Output der Band erinnert. Das ist auch so gewollt: Project Pitchfork haben hier ein paar alte Klänge aus den Soundtruhen hervorgegraben, um sie in einem ebenfalls schön groovigen Lied zu verarbeiten. Textlich geht es weiterhin um die Vollkommenheit der Natur, um den Weltraum („Lift me up from human tragedy“) und der Entstehung aller Dinge, die sich als Konzept durch den ersten Teil des Tryptichons zieht. Retrofuturistische Beats werden auch auf dem nächsten Song, „The New Day“, zelebriert. Ein leichterer Track, den man mit einigen Songs der Eisfabrik vergleichen kann, die für Project Pitchfork auch bereits im Support gespielt haben. Der letzte Song des Albums, „Good, You Are Distant“, ist ein guter Abschluss, ein typischer PP-Track. Bedrohlich brodelt der Song, während Peter Spilles verkündet: „You are the problem, the answer and the cure.“ Das Lied zeichnet eine weitere düstere Klangwelt und wirft den Hörer zwar nicht mit einem Schlag, dafür aber höflich und doch fordernd aus dem Album. Fordernd genug, dass die Vorfreude auf den Nachfolger des Konzeptwerkes weiter nach oben getrieben wird. Das Album endet mit weiteren sphärischen Klängen, die langsam ausblenden.

Fazit: Neu erfunden haben sich PP auf „Akkretion“ nicht. Das haben sie auch gar nicht nötig, schließlich beherrschen sie ihre Kunst bereits sehr gut. Wer Project Pitchfork liebt, wird auch von diesem Album überzeugt sein, und wer sie bis dato schon nicht leiden konnte, wird durch dieses Album auch nicht vom Gegenteil überzeugt werden. Die Klangteppiche, die die Songs weben, sind spannend und schön, die Texte sind interessant, auch wenn das Englisch hier und da leicht holpert. Dieses Album stellt die Welt zwar nicht auf den Kopf, lädt aber zum Träumen ein und ist ein typischer Ohrenschmaus mit Spilles-Handschrift. Auf die nächsten zwei Alben des Tryptichons darf man gespannt sein.

Tracklist:

01 Akkretion
02 Good Night Death
03 Gravity Waves
04 The Collision
05 And The Sun Was Blue
06 Crossfire
07 Circulation
08 Ascension
09 The New Day
10 Good, You Are Distant

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VÖ: 26.01.2018
Genre: Dark Electro
Label: Trisol Music Group

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