Das Debütalbum „Restnorm-Apath“ von Phantomas Trehr, dem Ein-Mann-Projekt von Stephan Romhart, erschien am 12. Januar als CD und auf den gängigen digitalen Plattformen. Der Schwabe brachte die Platte auf eigene Faust hinaus und erzählt auf zehn Songs, die im Durchschnitt fast sieben Minuten lang sind, die Geschichte einer kaputten Seele.
Dieses Album handelt von Einsamkeit. Sie beginnt mit den ersten Worten des Openers „Der Fremde“ und endet mit dem Verklingen der letzten Töne in „Der Abschied“. Der in Esslingen wohnhafte Musiker hat zwei Jahre lang an dem Deutschrock-Album gearbeitet, alle Instrumente selbst eingespielt und die Platte nun im Alleingang veröffentlicht.
Was aus dieser Arbeit resultiert, ist ein düsteres Konzeptalbum, das nach Schmerztabletten klingt. Langsam und mit Bedacht fließen die zehn Songs dahin. Schnelle Rhythmen und Hits braucht man auf diesem Album nicht zu suchen. Die Songs, die zwischen fünf und acht Minuten lang sind, lassen sich Zeit, sich zu entfalten. Eine fast schon bluesartige Schwere wohnt ihnen inne, musikalisch erinnern die Songs hin und wieder an Nick Cave oder das aktuelle Album von Dave Gahan mit den Soulsavers, verfrachtet in die schwäbische Klein- stadt. Die Lieder, die daraus entstehen, sind schön. So schön, dass man dem Album die fast 70 Minuten Spielzeit nicht anmerkt. Die dazugehörigen Texte verzichten vollständig auf leere Phrasen, wie sie vor allem auf den letzten Unheilig-Alben durch die Gegend geworfen werden, und setzen auf deprimierend ehrliche Poesie. So wahrhaftig kaputt und misan- thropisch klingen die Lyrics der einzelnen Songs. Dieses Album braucht kein Pathos, um zu wirken. Es muss die Emotion nicht künstlich erzeugen, die melancholisch fließenden Melodien addieren sich perfekt mit den Worten, die Stephan Romhart findet.
Einzelne Lieder aus diesem Album herauszupicken, fällt schwer, vor allem deshalb, weil die Lieder als Gesamtheit funktionieren. Jedes führt den Weg des vorherigen weiter, der Fluss der Platte ist wunderbar. Gerade Songs wie „Der Apologet“ und „Der Nihilist“ sind lyrisch bemerkenswert schön, Zeilen wie „Ich habe aufgehört, zu sein, wenn ich nicht scheide“, erzeugen schlicht und ergreifend Gänsehaut. Genauso großartig: „Wer sagt, die Zeit heilt alle Wunden, hat wohl ein Heilen schon erlebt / Wer sagt, die Welt heißt dich wollkommen, hat wohl die Schmerzen abgelegt.“ Die teilweise sonore, teilweise schmerzerfüllte, teilweise auch einfach nur depressive Stimme des Sängers unterstreicht die Bedeutung der Texte hervorragend. Dieses Album ist durch und durch stimmig und in seiner Atmosphäre so toll gezeichnet, dass man sich fragt, was wohl in dem Mann hinter dem Künstlernamen Phan- tomas Threr vorgehen muss. Was hat ihn nur so kaputt gemacht, dass es ihm so gelingt, es in Worte und Klänge zu fassen? An dieser Stelle sollte der Song „Die See“ noch einmal hervorgehoben werden. Dieses Lied ist textlich das wohl interessanteste, denn er besteht größtenteils aus Paradoxen, die das Bild erzeugen, dass der Sänger von allem, an das er einmal geglaubt hat, zurückgelassen wurde, und nun als Außenseiter dasteht. Dieses Außenseitertum kommt vor allem auf „Der Fremde“ zum Tragen. Vorhin sagte ich, dieses Album klingt nach Schmerztabletten. Und das tut es auch. Der Schmerz ist da, aber ein Nebel liegt um ihn, ein taubes Gefühl. Und es passiert nicht oft, dass dieses Gefühl musikalisch so gut verpackt werden kann, noch dazu mit solchen Texten. Gerade Fans poetischer Lyrics haben auf diesem Album so viel zu erkunden, so viele Abgründe, in die sie hinabsteigen können. Es ist so intensiv und authentisch.
Fazit: Hört euch diese Platte an. Ich bin mir sicher, ihr werdet etwas finden, was euch daran begeistern kann. Ob es die musikalische Schönheit und Größe der Instrumentals, der Gesang oder auch die poetische Kraft in den Songtexten ist, dieses Album bietet von allen diesen Dingen so viel. Phantomas Trehr ist ein Musiker mit unglaublich viel Potential, der darüber hinaus auch noch so viel zu erzählen hat. Man kann über die Musik so viel gar nicht sprechen, denn das tut sie selbst. Die Texte setzen Statements, die Melodien transportieren das dazugehörige Gefühl. „Restnorm-Apath“ ist ein unglaublich rundes Album, so echt und so vollendet in seiner Dunkelheit. Hier muss nichts vorgespielt werden. Was aus diesem Projekt erst werden kann, wenn ein großes, professionelles Team dahintersteht und somit bessere Produktionen möglich sind, davon kann ich im Moment nur träumen. Schon deshalb lohnt es sich, Stephan zu unterstützen und sich die Musik anzuhören.
Tracklist:
01 Der Fremde
02 Die dunkle Stadt
03 Die Stimmen
04 Die See
05 Der Apologet
06 Der Herbst der Welt
07 Der Nihilist
08 Die Brücke
09 Das Leid
10 Der Abschied
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VÖ: 12.01.2018
Genre: Rock
Label: Hammersmith Studio
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