OHRENFEINDT schlagen wieder zu – „Zwei Fäuste für Rock’n’Roll“ heißt das mittlerweile siebte Album, das von Olman Viper und Chris Laut produziert wurde und am 23. Juni 2017 über AFM Records auf den Markt kommt. Erwarten wir jetzt bombastische Neuerungen, oder bleibt doch alles, wie es schon immer war. Do not change a running system! Das Schöne am Deutschrock und auch an der kantigen, von der Zeit geprägten Reibeisenstimme, von Chris Laut ist die Zeit und Alterslosigkeit. Jeder kann es Lieben, jeder kann es hassen. Keine Regeln, keine festgefahrenen Formen. Auf die Fresse, gib ihm! Das sind Ansagen, die Ohrenfeindt mit den Vorgängeralben ins Volk geschrien haben – und es wirkt nicht so, als ob sie das mit „Zwei Fäuste für Rock’n’Roll“ ändern wollen.
„Deine Mudda singt bei Lordi“, beginnt gleich wie gewohnt rotzig-frech und laut. Harte Gitarren, Vollgas und los geht‘s! Mit „Starkstrom-Baby“ geht es genauso weiter, noch lauter mit viel Druck und Kraft nach vorne. Die Gitarre deutlich im Vordergrund, sogar ein klangvolles Solo fällt für Liebhaber der Saiteninstrumente ab. Dem Zuhörer wird auch mit „Wanda Wondergirl“ keine Pause gegönnt, ein Refrain zum Mitgrölen, was auch nach dem Genuss der einen oder anderen Hopfenkaltschale noch möglich ist. Mit „König und Rebell“ geht es weiter mit Vollgas, auch wenn der Song seine Highlights und Stärken definitiv gegen Ende hat, sodass es fast schon Schade ist, dass auch dieser Song mal vorbei geht. „Zwei Fäuste für Rock’n’Roll“ ist ganz zu Recht der namensgebende Track. Auch hier harte Gitarren, einfaches taktgebendes Schlagzeug – Zwei Fäuste für Rock ‘n‘ Roll hoch in die Luft und den hymnenhaften Refrain laut in die Welt schreien! Das ist eine Ansage! Mehr braucht man nicht um gute Laune zu ver- breiten. Mit einem schönen Gitarrenintro beginnt „So nicht“. Ein streng nach vorne treibendes Schlagzeug trägt einen durch den Song und macht ordentlich Druck. „Zu früh“, beginnt mit einem langsamen takt- gebenden Schlagzeug, die Gitarre setzt stark und kurzweilig ein. Trotz des redu- zierten Tempos ist ordentlich Druck hinter dem Song und den Ohren wird keine Pause gegönnt. Irgendwann beginnt mit einem mitsingtauglichen „Woohoohoo“, bleibt dann aber wie sein Vorgänger etwas ruhiger. Trotzdem sind Schlagzeug und Gitarre dominant und kräftig. In den Oh- ren von Ohrenfeindt ist „Irgendwann“ aber schon eine romantische Ballade. „Nix oder doppelt“ eröffnet mit einem krat- zigen Gitarrensolo und bleibt auch rockig und kantig bis zum Schluss. Ein Song mit Charakter. „Dreh dein Radio auf“ ist keine Empfehlung, sondern ein Befehl. Und an diesen sollte man sich besser halten, es lohnt sich nämlich. Treibender Sound, Text mit Mitsinggarantie, dominante Instrumente. Alles richtig gemacht. Dreh dein Radio auf – bitte bis zum Anschlag! „20359“ ist ein Titel, mit dem man erst wenig anzufangen weiß. Denkt man ein bisschen nach und hört auf den Text, erfährt man, dass 20359 die Postleitzahl von Hamburg ist. Eine Hymne für Hamburg und vor allem St. Pauli. Ein wahres Liebesbekenntnis! Bei „Koks und Nutten“ erwartet man erst Böses, doch dreht sich der Song eher um Schwarzes als um weißes Gold. Eine Hommage an die alten Zeiten des Bergbaus. Eher ruhiger, aber trotzdem schön kratzig und verwegen. Ein gelungen gewählter Abschluss.
Fazit: Ohrenfeindt können es noch! In all den Jahren nichts verlernt und sich immer treu geblieben. Kratziger, ehrlicher Deutschrock, meistens hart, ab und zu mal ein bisschen zart – so muss es sein. Auch wenn sich viel wiederholt und die große Überraschung ausbleibt, definitiv ein gelungenes Album mit Ohrwurmgarantie und Mitgrölpotenzial! Ein Meisterwerk ist „Zwei Fäuste für Rock’n’Roll“ nicht, aber es ist ein weiterer Schritt nach oben für das Trio aus Hamburg. So darf es gerne weiter gehen!
Tracklist:
01 Deine Mudder singt bei Lordi
02 Starkstrom-Baby
03 Wanda Wondergirl
04 König und Rebell
05 Zwei Fäuste für Rock’n’Roll
06 So nicht
07 Zu früh
08 Irgendwann
09 Nix oder doppelt
10 Dreh dein Radio auf
11 20359
12 Koks und Noten
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VÖ: 23.06.2017
Genre: Deutschrock
Label: AFM Records
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