Die Band Mythemia aus Bielefeld bezeichnet ihre Musik selbst als “Fantasy Folk-Rock“. Hinter dieser Bezeichnung stecken sechs Musiker, die sich bereits mit ihrem Debütalbum Weltenwanderer (2014) beweisen konnten und eine treue Fanbase um sich scharen konnten. Wie treu diese tatsächlich ist, zeigt sich nun – sechs Jahre später. Vor zwei Jahren stellten die Musiker eine Crowdfunding-Kampagne online, um ihr zweites Album zu finanzieren. Das Fundingziel wurde schnell erreicht, doch dann wurde es ruhig um die Bielefelder. Besetzungswechsel, Unruhen und dann zu guter Letzt auch noch Covid-19 haben dafür gesorgt, dass aus dem ursprünglich geplanten Release Ende 2018 nun Mitte 2020 wird. Am 03. Juli 2020 hat das Warten ein Ende – dann erscheint nun endlich das neue Album Firmament über Pretty Noice Records.
Wenn man sich so durch Firmament hört, mag man gar nicht glauben, dass die Produktion geprägt war von so vielen Unruhen und sich über einen so langen Zeitraum gezogen hat. Die Produktion wirkt absolut hochwertig, musikalisch, so wie auch technisch. Alle Songs wirken wie aus einem Guss, sind ideal aufeinander abgestimmt und können bereits nach wenigen Klängen auf voller Linie überzeugen. Hier hat sich das lange Warten mehr als gelohnt. Die Texte, alle auf Deutsch, erzählen Geschichten von Schmerz, dem Sehnen nach neuen Welten, Freundschaft und Fernweh. Leichte, unbeschwerte Klängen fangen den Hörer auf und lassen ihn auf seichtem Gewässer treiben. Auch wenn es in den Texten den einen oder anderen Tiefgang gibt, sorgt die Instrumentierung dafür, dass die Stimmung nie bedrückend oder düster wird. Im Großen und Ganzen wird hier Leichtigkeit und eine treibende Aufbruchstimmung vermittelt, der man sich nur schwer widersetzten kann. Ich bin immer sehr heikel, was den Gesang angeht, besonders wenn auf deutsch gesungen wird. Oft kann ein falscher Ton oder merkwürdige Betonungen einen ganzen Song zerstören. Der Gesang muss nicht immer extravagant oder extrem sein, um überzeugen zu können, manchmal ist weniger einfach mehr. Genauso ist es hier der Fall. Es wird sich auf das Wesentliche besonnen, auf das, was man kann ohne große Experimente. Eine glasklare Stimme, meistens in einer immer gleich bleibenden Tonlage, aber so geschickt eingesetzt, dass es nicht eintönig wird. Der Gesang wirkt nahbar, greifbar und lädt zum leisen Mitsingen und Genießen ein. Eine Stimme, die in den Ohren einfach nur angenehm klingt. Das alleine macht schon viel aus. In diesem Fall ist es dann auch noch so, dass die musikalische Begleitung perfekt abgestimmt ist und den Gesang optimal trägt und ab und an einen Schubs in die richtige Richtung gibt. Zarte Folk-Klänge tragen von einem Song in den nächsten, die sich durch wechselnde Gitarrenriffs doch deutlich voneinander abheben können. Nur selten drängt sich ein Instrument für kurze Zeit in den Vordergrund, die meiste Zeit wirken die Klänge in einer perfekten Symbiose miteinander.
Fazit: Mythemia können volle Breitseite überzeugen und liefern mit Firmament einen gemütlichen Langspieler, der einen innerhalb von Sekunden in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt. Der ideale Sound für gemütliche Abende, romantische Nächte und Momente voller Gefühl. Von der Qualität der Produktion und der Abmischung kann sich so mancher Künstler eine Scheibe abschneiden. Jeder Ton absolut glasklar und nicht einmal wirkt es hektisch, breiig oder wie ein wildes Durcheinander – und das, obwohl wir so viele Instrumente auf einmal hören. Hat das lange Warten sich gelohnt? – Ja, auf jeden Fall!
Tracklist:
01 Nebelmeer
02 Nymphenquelle
03 Wechselwind
04 Sieben Sachen
05 Wieder Auf Der Reise
06 Schatzsuche
07 Sternenstaub
08 Baldanders
09 Firmament
10 Unstetes Herz
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Release: 03.07.2020
Genre: Fantasy Folk-Rock
Label: Pretty Noice Records
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