Mila Mar · Harar (CD-Kritik)

Mila MarMila Mar ist universell phantastisch. Mit eigener Sprache, treibenden Rhythmen, orchestral – melancholisch inszeniert, schaffen sie einen unverwechselbaren Klang, der vermuten lässt, das Eismeer läge im Orient. Orientalische Synthesizer- klänge, afrikanische Djembe ́s, Streicher, Schlagzeug & der beeindruckende Vier-Oktaven-Gesang von Hachfeld erzählen archaische Geschichten – seelenhaft & ganz ohne verständliche Worte. […] 1994 wird Mila Mar in Göttingen gegründet, das gleichnamige erste Album erscheint 1997. Drei weitere Alben und mehrere Singles folgen, die Band spielt mehrere ausgedehnte Touren und Festivalauftritte, unter anderem spielen sie als Support-Act für Goethes Erben, Youssou N’Dour, Mari Boine & Band und Subway to Sally. Ab 2004 wird es still um die Gruppe, auch wenn sie offiziell nie aufgelöst wird. 2015 melden sie sich in erweiterter Formation zurück und spielen mehrere Konzerte. (Quelle: Pressetext)

Nach der EP »Haime« (2018) und der Wiederveröffentlichung der Alben »Elfensex« und »Picnic on the Moon« im Oktober letzten Jahres melden sich Mila Mar nun mit ihrem neuen Studioalbum »Harar«, das am 28. Februar 2020 via Dryland Records erscheint, zurück. Das Album beginnt ganz Pagan-Folk gemäß mit den Tönen einer einfachen Flöte zu Naturklängen und knisterndem Feuer. Dunkle Trommelklänge begleiten den schamanisch klingenden Gesang in dem Opener „Morki“. So minimalistisch wie die Instrumentierung auch ist, umso eindringlicher und inbrünstiger ist die Wirkung: Eine Anrufung alter Mächte und ursprünglicher Gottheiten aus vergangenen Zeiten. „Hyäne“ entzückt mit orienta- lischen Klängen und Rhythmik. Der Titel führt das epische Thema des Openers „Morki“ weiter und entwickelt daraus etwas Leichtes und Erhabenes. Der Song wird demnächst als Single veröffentlicht. „Jordis“ erinnert an alte Mila Mar-Titel. Spannend und zugleich irritierend ist die gewollt leicht schräge Tonlage des Gesangs, was schwermütig und nachdenklich wirkt. Was nun kommt, entfaltet hypnotische Wirkung auf die Hörenden: Kräftige Trommelschläge, sehnsuchtsvolle Flötenklänge und eine hymnische Melodie entführen in „Harar“ unwiderruflich in fremde Welten. Die Seele macht sich auf mit der Musik in ätherische Sphären zu entschweben. Ganz zart gleitet „Tre“ auf nur zwei Minuten quasi als Zwischenstück vorbei. Das elegische „Ismare“ ist kräftiger instrumentiert und lässt einen komplexen orientalischen Rhythmus hören. Zu diesem Track passen Bauch- tänzerinnen, Schlangenbeschwörer und bunter Basartrubel. Der ekstatische Refrain „Neptunes“ packt einen mit seiner tiefen Intensität – wie Mila Mar in alten Zeiten! Das urbaner klingende „Haed“ ist von einer liebevollen Zartheit und Sehnsucht. Als vorletzten Titel fasst „Staub“ die Elemente dieses Albums, die wie der Soundtrack modernen Schamanentums klingen, zusammen – Musik aus der Seele der Welt für die Seele der Menschen. Zum Abschluss lässt die Hymne „Lou“ über sieben Minuten alles Gefühl nochmals los, was die Band zu geben vermögen … und das ist unbeschreiblich viel.

Fazit: Das neue Werk zeichnet sich technischerseits durch eine sehr gelungene Abmisch- ung aus. Musikalisch geht es auf eine Reise in ein farbenprächtiges Universums und es ist direkt hier auf unserer Erde: Die Stadt „Harar“ in Äthiopien als Sinnbild für ein friedliches Zusammenleben der Menschen jeglicher Art und der Tiere. Was könnte da besser passen als die universelle Sprache der Seele von Sängerin Anke Hachfeld? Überwältigend ist die tiefe der Inspiration und die musikalische Umsetzung dieses Themas. Schlicht und ergreif- end — überwältigend.

Tracklist:

01. Morki
02. Hyäne
03. Jordis
04. Harar
05. Ismare
06. Neptunes
07. Haed
08. Staub
09. Lou

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Release: 28.02.2020
Genre: Folk, Electronica, Alternative Rock
Label: Dryland Records

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