JUNKSISTA – Promiscuous Tendendies (CD-Kritik)

Das deutsche Electro-Duo JUNKSISTA bietet seit einigen Jahren einen frischen Mix aus eingängigen Synth-Pop-Melodien, expliziten Texten, sinnlichen halb gesungenen, halb gesprochenen Vocals, funkigen Gitarrenriffs und tonnenweise von Bass- und Synthesizer- gefüllten Grooves. Diana S. und Boog, die ürbigens aus dem Schwabenländle stammen, lieben es nicht nur einfach verschiedene Genres zu erforschen, angefangen von guten alten 80er-Jahre Dance über entspannte Electro bis hin zu härteren Sounds, sondern sie springen auch textlich von dunkel / tief / bedeutungsvoll zu albern / schmutzig / urkomisch ohne sich dabei zu genieren. Nicht viele Künstler beherschen mit ihre Art und ihren Musikstil das Polarisieren so wie JUNKSISTA.

Am 09.02.2018 lassen JUNKSISTA ihr drittes Studioalbum unter dem Titel „Promiscuous Tendencies“, welches 12 neue Songs umfasst und via Alfa Matrix erscheint, auf die Welt los. Mit „Monday (Feat. Essence Of Mind)“ habe ich selten einen so effektiven Ohrwurm gehabt. Trocken und technisch in der Komposition und extrem cool klingt der mehr-  stimmige Gesang besetzt mit etlichen Voice-Effects. Besonders toll ist der Refrain mit den verzerrten Shouts der Männerstimme. Der so oft gescholtene Montag wird hier besungen bzw. angeschrien. Montag scheint der meist gehasste Tag der Menschheit zu sein. Weiter geht es mit „Control“ im Discorhythmus. Im Klangbild total poppig, vermischt mit leichtem Sprechgesang, und der Synthie puckert mit kühlem Retrosound zum „Saturday Night Fever“ Beat. Mit viel Souleinschlag haucht Sängerin Diana S. „Fuck For Love“ in relaxter Sexyness ins Mikrofon, als ob sie etwas komplett Belangloses in vollendeter Absichts- losigkeit von sich gibt. Da ist gekonnt smart! Der geile Slap-Bass in „Monster (Feat. Layzee)“ ist so 70er Jahre funky, dass man schnell das Datum checken muss, in welchem Jahr wir uns befinden. Dieser Titel ist konsequent nach JUNKSISTAs Kopf gespielt, der sich nicht an Nebensächlichem wie Genregrenzen aufhält. Besonders der Sprechgesang des männlichen Gesangsparts ist so retro, dass es schon wieder avantgardistisch ist. „Away With The Fairies“ besticht durch sexy Sprechgesang mit viel Timbre in der Stimme und erinnert unheimlich an die Popsongs der 80er. Ein weiser Titel: „Love Makes People Stupid“ und der tolle elektronische Beat wird hier jeder Tanzfläche gerecht. Der Melodie ist sauber eingängig. Nach so viel technischer Kühle beschert „Freak At Heart (Feat. Emke)“ etwas menschliche Wärme, akustisch umgesetzt durch warme, sphärische Gitarren- teppiche und weiche Melodien. Lange keinen wummernden Bass mehr gehört, da schafft „Ice Cream“ Abhilfe. Lasziv und mit diesem bitchy Touch beim mehr gesprochenen Gesang treibt dieser Titel in zurückgehaltener, sparsamer Instrumentierung einem die Schweißperlen auf die Stirn. Ist noch Eis da? „Burn Your Fucking House Down“ hat einen ungemein eindringlichen Charakter mit einem Hauch eines bedrohlichen Untertons. „How you’re going to handle this?“ — gute Frage. In diesem Titel werden JUNKSISTA sehr ernst, das können sie auch. Wundervoll zickig ist „Bitch, This Is My Party“ als schöner Discotitel, der sich an den Stil der Frauensoulbands der 70er anlehnt. Sehr schick! Von einer Party zur anderen mit „Celebration Fornication (Feat. Noemi Aurora)“, hier als Freudenfest der Unzucht in musikalische Form gebracht und mit einem großen Schuss Lolita-Charme gewürzt: JUNKSISTA lieben das Spiel mit Gegensätzen. Zum Schluss kommt die Ballade, der leise Ausklang durch „Silence“ mit schwebender Romantik im JUNKSISTA-Style: Ein stil- voller Abgang!

Fazit: Diana S. und Boog spielen mit den 3 F: frech, funkig und frivol. Besonders verspielt ist JUNKSISTA mit den Stimmen, den vielen unterschiedlichen Voice-Effekten, die wie ein eigenes (Synthie)-Instrument eingespielt werden mit mantramäßig wiederholten Ein- würfen. Ihr Stil oszilliert zwischen Electro-Funk der 70er beim Beat, dem Synth-Pop der 80er und der expliziten Sprache und des Sprechgesangs im Hip-Hop-Style. Im Vergleich zu den vorigen Alben ist dieses deutlich funkiger und etwas analoger im Stil. Die früheren Werke hatten zeitweise einen leichten Industrial-Einschlag, der hier kaum zu finden ist. Dieses Album wirkt leichter, filigraner und poppiger. Die expliziten Texte machen gerade wegen ihrer augenzwinkernden Doppeldeutigkeiten viel Spaß. JUNKSISTA sind Avantgarde ohne dessen oft bierernste Attitüde und dieses Album ist ein willkommener Stimmungs- aufheller für die trübe Jahreszeit. Klare Empfehlung: Album anhören — das Lächeln kommt von ganz allein und wenn nicht, hilft das Anschauen des Videoclips von „Monday“.

Tracklist:

01. Monday Feat. Essence Of Mind
02. Control
03. Fuck For Love
04. Monster Feat. Layzee (Mr. President)
05. Away With The Fairies
06. Love Makes People Stupid
07. Freak At Heart Feat. Emke (Black Nail Cabaret)
08. Ice Cream
09. Burn Your Fucking House Down
10. Bitch This Is My Party
11. Celebration Fornication Feat. Noemi Aurora (Helalyn Flowers)
12. Silence

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VÖ: 09.02.2018
Genre: Electro / Alternative / Industrial
Label: Alfa Matrix

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