HERZLOS – Schwarz – Weiß – Neon (CD-Kritik)

HERZLOS ist eine deutschsprachige Rock-Band aus der Nähe von Kaiserslautern. Gegründet 2008 starteten sie mit Covern von Szenegrößen aus der Deutschrock und Punkszene. Aber schnell folgten eigene Songs und mit „Volldampf Voraus“ erschien 2011 das Debütalbum. Seitdem haben die Jungs um Sänger Marvin Glytas immer öfter von sich hören lassen und sind seit Ende 2017 bei Laute Helden/SPV unter Vertrag. 19 Monate nach ihrem letzten Output „Zweifler & Gewinner“ (2016) und pünktlich zum 10-jährigen Bandjubiläum kommt nun das langersehnte fünfte Studioalbum, dass auf den klangvollen Namen „Schwarz – Weiß – Neon“ hört am 11. Mai 2018 in den Handel.

„Heiligenschein“ heißt der Track mit dem wir in das Album geführt werden, welches mit 14 Songs doch recht umfangreich ist. Ein elektronischer Einstieg wird von klangvollen Gitarren und einem rhythmischen Schlagzeug abgelöst, welches das sich steigernde Tempo vorgibt. Ein verhältnismäßig langes Intro macht schon mal Lust auf mehr. Mit Einsetzten des Gesangs von Sänger Marvin wird dann das Tempo nochmal angezogen. Schön rockig werden nun mit einer Prise Humor die Heucheleien der Kirche angeprangert. Ein in letzter Zeit von vielen Bands thematisierter Punkt. Scheint wohl aktuell viel Material diesbezüglich Verfügbar zu sein. Allerdings haben es die Jungs von Herzlos es geschafft hier ihr ganz eigenes Ding zu machen und nicht im Bandgewirr unterzugehen. Mit „Du bist das Gift“ wird eine punkigere Richtung angeschlagen. Sofortiges Einsetzten des Gesangs bietet einen netten Kontrast zum ersten Song. Auch hier geht es wieder mit ordentlich Tempo zur Sache und man kommt kaum zum Verschnaufen. Erst der folgende Namensgebende Track „Schwarz – Weiß – Neon“ kommt etwas ruhiger daher. Eine wilde Mischung aus Sprechgesang ein bisschen Pop, viel Gefühl und einem wunderschönen Gitarrensolo. „Aus anderem Holz“ ist wieder deutlich rockiger und mit einer großen Prise Selbstironie gepaart wird auf die Bandgeschichte zurückgeblickt und sich ganz artig bei den Fans bedankt. „In dieser Nacht“ ist irgendwie kratzig und unrhythmisch. Vielleicht passend zum Thema fremdgehen, dass auch irgendwie holprig und unangenehm ist. Mit „Platin“ finden die Jungs in ihre Spur zurück. Hier passt fast alles. Kratzige Gitarren, ein ordentliches Tempo und ein ausdrucksstarken Text geben dem Song alles was er braucht. Ein bisschen Kritik am musikalischen Mainstream und gegen die Kommerzialisierung wird hier punkig die Meinung gegeigt. „Ich bleibe hier“ erinnert zu Beginn an klassischen Punk. Ein Partysong wie er im Buche steht für alle die nie ein Ende finden und die Nacht zum Tag machen. Mit hintergründlichem Gequatsche startet „Ohne Fehl und Tadel“. Für jeden der die Schule nicht leiden kann oder konnte ist dies der absolut perfekte Song. Für Eltern vermutlich ein absoluter Albtraum, wenn die Kinder diesen Song feiern werden. „Statuen aus Gold“ ist im ganzen irgendwie merkwürdig, ein bisschen jazzig, ein bisschen punkig, ein bisschen groovig. Eine schöne Message die vor allem durch den Refrain dargebracht wird. Der Refrain ist aber auch das einzige was man hier wirklich lange anhören kann. Hier haben die Jungs mal was anderes probiert, kann man mögen, muss man aber nicht. Back to the Roots und zu altbekannten geht es in „Alter Neuer Glanz“. Manchmal ist klassischer Deutschrock doch gar nicht so schlecht. Kann man jetzt nach dem experimentellem Vorgänger ziemlich gut hören und macht mit dem eingängigen, flottem Rhythmus ordentlich Laune. Sehr ruhige Töne werden in „Panorama“ angeschlagen. Zu Beginn lediglich von einer leisen Gitarre begleitet werden schnelle Strophen mehr gesprochen als gesungen. Mit Einsetzten der übrigen Instrumente entpuppt sich der Song als wunder- schöne Ballade. Der gesangliche Tempowechsel im Refrain ist ganz ganz großes Kino. Hier wurde mal erfolgreich experimentiert. Auch „Herzenssache“ ist ein Rückblick auf die Bandgeschichte. Hier wird noch mehr in die Details gegangen und mit einem lächeln auf die Fehler und Erfolge zurückgeblickt. Mit „Du und Ich“ biegen wir auf die Zielgerade ein. Der vorletzte Track wird wieder mit einem langen Intro eingeleitet, dass definitiv Potential zu guter Laue machen hat und sich immer wieder im Laufe des Songs wiederholt. Der flotte Refrain holt einen wirklich gut ab, auch wenn man nicht immer alles verstehen kann, aber das macht nichts, nach dem dritten mal hören kann man fast schon mitsingen. Ein Song der gut ins Ohr geht, der auch in der Dauerschleife seinen Reiz nicht verliert. „Saufen für den Regenwald“ ist alleine von der Titelgebung mein bisheriges Highlight. Jeder, der die angesprochene Werbung des (nicht wirklich wohlschmeckenden) Bieres kennt muss auf jeden Fall schmunzeln. Ein perfekter Song für den Abschluss. Ordentlich flott und ironisch wird mit einer soliden Leistung abgeschlossen. Die lange Pause im Song leitet einen Tem- powechsel ein, der ziemlich gut gelöst wurde.

Fazit: Wieder eine großartige Leistung, die die Jungs von HERZLOS hier abliefern. Meiner Meinung nach greifen sie mit manchen Songs ein klein wenig daneben, aber bei einem Langspieler der 14 Tracks umfasst fällt das kaum auf. Das Positive bleibt hier definitiv besser im Kopf. Die stetige Weiterentwicklung der Band schreitet unaufhaltsam voran und ist deutlich herauszuhören.

Tracklist:

01. Heiligenschein
02. Du bist das Gift
03. Schwarz – Weiß – Neon
04. Aus anderem Holz
05. In dieser Nacht
06. Platin
07. Ich bleibe hier
08. Ohne Fehl und Tadel
09. Statuen aus Gold
10. Alter neuer Glanz
11. Panorama
12. Herzenssache
13. Du und Ich
14. Saufen für den Regenwald

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VÖ: 11.05.2018
Genre: Deutschrock
Label: Laute Helden (Spv)

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