Hell Boulevard sind zurück und sie sind NOT SORRY. Die Goth’n’Roll Band aus der Schweiz stehen bereit, ihr neuestes Studiowerk zu enthüllen, unmissverständlich „Not Sorry“ benannt. Eine Scheibe, die sich seit der Konzeptionierung ausdrücklich für nichts entschuldigt, Hell Boulevards Versuch, Songs zu kreieren, für die sie sich nie in ihrem Leben entschuldigen werden. (Quelle: Pressetext) Die Aussage ist also eindeutig. Starke, ehrliche Songs, die so unvergänglich sind und Bestand haben, dass sich die Schweizer (wer hätte es geahnt) nie dafür entschuldigen wollen.
Bei einem zwölf Songs umfassenden Album ist es aber nicht immer einfach, ein gleich- bleibend hohes Niveau zu produzieren, dass man auch nach Jahren noch zurückblickt und sagen kann „Ja, heute würde ich es genau so machen“, oder zumindest „Ja, für die damalige Zeit war das absolut in Ordnung“. Mit ihrem Goth ´N´ Roll haben es Hell Boulevard in den letzten Jahren geschafft, sich eine treue und stetig wachsende Fanbase aufzubauen. Mit dem klaren, leicht kratzigem Gesang und den klaren Melodien erinnern die Schweizer manchmal an die Anfänge von Lord of the Lost zu Zeiten von „Live Today“ und „Die Tomorrow“. In Not Sorry schlagen sie den ein oder anderen härteren, rockigen Ton an, als man es bisher von ihnen gewohnt ist, und das steht ihnen doch sehr gut. Ich hätte gerne noch mehr davon gehört. Vor allem im Kontrast zu den immer wiederkehrenden orchestralen und pianistischen Einflüssen. Viele Tempo- und Stimmungswechsel sorgen für das nötige Maß an Abwechslung, und auch wenn die meisten Songs doch mit Druck nach vorne treiben und ordentlich Power geben, findet sich fast immer ein Moment der Andacht und der Ruhe, der die folgenden Anstiege nur noch mehr heraushebt. Bekannte Stilmittel werden mit neuen Elementen gepaart und so hat man Industrial anmutende elektronische Elemente und im nächsten Song ein Intro, dass auch einen rockigen Westernsong hätte einleiten können. Zusätzlich zu den harten Gitarrenriffs bekommt das Piano tatsächlich immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet, was sehr gut zum gesamten Stil von Hell Boulevard passt. Eine schöne Symbiose aus harten und brechenden Klängen und zarten, zerbrechlich wirkenden Tastentönen. Im Gesamtarrangement haben die Schweizer wirklich ganze Arbeit geleistet – einzelne Elemente spiegeln sich in den verschiedensten Songs wieder, bilden Rahmen und schaffen so einen gewissen Wiedererkennungswert. Betrachtet man das Album als Gesamtwerk, so lässt sich Not Sorry, als steilen, schnellen Anstieg zu einem musikalischen Höhepunkt betrachten, der dann einen langen, seichten Abstieg in eine lange Ebene findet. Die zu Beginn schnellen und rockigen Töne werden gegen Ende immer weniger und die Songs bekommen immer mehr balladeske Einflüsse, bis schließlich kurz vor Schluss alles ganz ruhig wird und die Emotionalität in den Songs die Überhand gewinnt. Nur zum Abschluss des Langspielers packen die Schweizer noch einmal alles aus, was sie ausmacht, und ziehen alle Register und verabschieden sich mit Pauken und Trompeten von Not Sorry. Also ein durchdachtes, vollkommenes Potpourri, für das man sich nun wirklich nicht entschuldigen muss.
Fazit: Hell Boulevard schaffen es mit Not Sorry ein Werk auf den Markt zu bringen, dass wirklich keiner Entschuldigung bedarf. Ein solides Album, für das man sich gerne feiern lassen kann. Not Sorry hat das Rad nicht neu erfunden, aber es ist ein Album, das auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung hat und verdient hat, mehr als einmal in Dauerschleife gehört zu werden. Ein Album, das weder in der Produktion eine Entschuldigung bedarf, noch, wenn es gehört wird. Hier darf man ruhig noch einmal ein bisschen mehr aufdrehen.
Tracklist:
01. I Should Be Dead By Now
02. Not Sorry
03. Speak of the Devil
04. Ropes and Candies
05. Death to the Future
06. Where is your God now?
07. You Had Me at Fuck Off
08. Queen Paranoia
09. Hate Me
10. Like Romeo and Juliet
11. Lilies and Roses
12. To Hell and Beyond
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VÖ: 18.09.2020
Genre: Goth ´N´ Roll
Label: NoCut
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