Fuchsteufelswild – König Zeiger (CD-Kritik)

Lange genug haben Fuchsteufelswild ihre Fans warten lassen: Zwei Jahre nach ihrem Debüt-Album „Weltenmeer“ warten die Mittelalter-Rocker mit ihrem neuen Langspieler auf. „König Zeiger“ ist der Titel des zweiten Albums von Fuchsteufelswild welches am 01.02.2019 via Foxy Records veröffentlicht werden wird. Sänger Basti zur thematischen Ausrichtung des Albums: „Die Zeit ist ein Gott, der wenig Gnade kennt – unsere Platte flucht und huldigt der Zeit in einem Atemzug.“ Vergessen und Verwehen, Zerstören und Erschaffen, Geduld und rastloses Verlangen… Auf insge- samt vierzehn Songs führen Fuchsteufelswild den Hörer durch das Königreich eines ewigen Herrschers, dessen Macht so manche Wunden heilen lässt, andererseits jedoch auch schon zahlreiche Menschen in seinem gnadenlosen Uhrwerk zermalmte. (Quelle: Singing Bird Pro- motion)

Mit einem zum Titel des ersten Tracks passende tickende Uhr beginnt und endet „König Zeiger“. Zeit ist das große Thema des Albums, was hier sogleich klar wird und auch, dass musikalisch eine härtere Richtung eingeschlagen wird. Weiter geht es mit „Unsere Zeit“. Hart angezerrte Gitarrenriffs garantieren Mitwippfieber. Das Geigensolo bildet einen schönen Gegensatz zum Gitarrenbrett, wie es auch in den weiteren Titel zu hören sein wird. „Nichts bringt ihn zurück, den verlorenen Augenblick“ untermalt eindringlich mit gezupfter Gitarre und Geige den tiefsinnigen Einschub. Das Mitmacherstück „Hör Auf Dein Herz“ rockt ganz hervorragend als mittelalter Folkrock wieder mit ordentlichem Gitarrenbrett. Das Duett kommt fett und dann noch der Chor „Ooohhh“ — perfekt, um das Konzertpublikum zum Rasen zu bringen. Das balladeske „Feuer“ hat einen hymnischen Charakter. Gemeint ist das Feuer der Gefühle, die sich ebenso im Fluss der Zeit erheben oder wieder abkühlen. Das „Narrenschiff“ (feat. Rapkalibur) startet romantisch mit Wellenrauschen und getragener Weise. Rapkalibur aka Sascha „Psycomatic“ Hummel — Multitalent in Sachen Musik und darüber hinaus —, verbindet in der Musik das Unmögliche miteinander wie z.B. Rap mit mittelalterlichen Klängen. Hier findet sich Seefahrerromantik zusammen mit wie gehabt druckvoller, verzerrter Rockgitarre und einem fulminant trockenen Bassspiel, das diesem Titel die klangliche Interpretation des auf den Wellen rollenden Schiffes gibt. Auch der nächste Titel „Zwei Brüder“ (feat. Holly Loose) wurde durch einen Musikerkollegen unterstütz, nämlich durch den Sänger und Texter der Dresdner Band und Brachialromantiker „Letzte Instanz“. Wie gut das passt, hört man, dass stimmlich zwei „Brüder“ miteinander singen, die hellere Stimme von Sänger Bastian Brenner und die dunklere von Holly Loose. Das Lied erzählt von der uralten Geschichte des Brudermords wie einst Kain und Abel und von Schuld und Vergebung. Druckvoll geht es weiter mit „Carpe Diem“. „Wenn Weiße Rosen Blühen“ ist ebenso rockig. Die schöne Melodie wird durch die Flöte abgerundet und bekommt dadurch den typisch folkigen Touch. Ruhiger als Ballade ist „Meisterdieb“. Der akustische Songeinstieg lässt eine melancholische Stimmung aufkom- men. Das Thema ist durchaus ein ernstes, denn der besungene Dieb stiehlt nicht nur, was nicht niet- und nagelfest ist — das Grundmotiv ist die Gier. Von der Zweistimmigkeit profitiert auch der Track „Nimmerland“, der mit Wechselgesang Abwechslung in die Gehörgänge bringt. Das „Nimmerland“ ist ein überirdischer Ort in der Fantasie. Wieder mehr folkig erklingt „Dorian Gray“. Die Geschichte, das Bildnis des Dorian Gray als Textgrundlage passt sehr gewitzt zum Grundthema des Albums — Zeit. Hier in Verbindung mit dem Altern als Zeichen der Zeit. „Nemesis“ verbindet wiederum solide Rock-Strukturen mit folkigen Klängen. Vor der ausgleich- enden Gerechtigkeit bzw. der Rache ist kein Versteck sicher genug. So wird auch im übertragenen Sinne Karma zum Thema des Albums. Auch im nächsten Titel „Stein Auf Stein“ wird im Grunde ein moralisches Thema geschickt verpackt, nämlich der Größenwahn, die Gier nach immer mehr, die sich wie Steine aufeinander zu einer Mauer aufschichten — „immer höher, immer weiter“. „Wassermanns Fluch“ ist der erste Titel des Albums, das überhaupt ein „Traditionelles“ mittelalterlich-folkiges Thema besingt. Dieser Titel wird sehr passend von Sänger Bastian Brenner und Sängerin Simone Zurbrügg im Rollenwechsel gesungen. „As Time Goes By“ beschließt als Instrumental das Album zum großen Thema „Zeit“ im tänzerisch flotten Tempo.

Fazit: Die Regensburger Folkrocker „Fuchsteufelswild“ waren fleißig und liefern 15 Titel ab, die allesamt eine etwas andere Handschrift tragen als die bisherigen Werke. Der Grundcharakter ist wesentlich rockiger geworden, durch die Dominanz der verzerrten Rockgitarre. Das Album ist fein abgemischt und elektronische Effekte wurden dezent eingestreut. Geblieben sind aber die großartigen Texte, die sowohl tauglich für die Ohren unserer Zeit sind als auch uralte Themen und Motive aufgreifen, um eine Geschichte zu erzählen, deren Kernaussage durchaus gesell- schaftskritisch ist und sich auf heutige Zustände münzen lässt. Auch wenn der mittelalter-folkige Einschlag zurückgenommen wurde, werden die Titel mit so viel Charme und Herzblut gespielt, dass über deren Bühnentauglichkeit kein Zweifel besteht. Im Gegenteil, das macht Lust auf mehr.

Tracklist:

01 König Zeiger
02 Unsere Zeit
03 Hör Auf Dein Herz
04 Feuer
05 Narrenschiff
06 Zwei Brüder
07 Carpe Diem
08 Wenn Weiße Rosen Blühen
09 Meisterdieb
10 Nimmerland
11 Dorian Gray
12 Nemesis
13 Stein Auf Stein
14 Wassermanns Fluch
15 As Time Goes By

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VÖ: 01.02.2019
Genre: Folk Rock
Label: Foxy Records

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