Form Follows Function – Arsenic (CD-Kritik)

„Das Leben ist Gift. Das Denken ist Gift. Hass, Egozentrik und Einsamkeit sind Gift. Wenn die Absicht keine gute ist, vergiftet auch die Gestalt. Im FFF-Klanglabor werden die schadhaften Komponenten zu einem eingängigen Konzentrat destilliert, das sich zielstrebig seinen Weg in das Innere des Rezipienten bahnt und dort seine Wirkung entfaltet. FORM FOLLOWS FUNCTION ist die akustische Transmutation des Gifts, in, mit und von dem wir leben. Weitere Informationen & Anwendungshinweise: 98% Synthetik, 2% Arsen. Toxisch. Erfordert Denkvermögen. Kann bei Überdosierung Rauschzustände hervorrufen. Entwickelt von Bianca Stücker & Winus Rilinger (The Eternal Afflict).“, so lautet es in der Packungsbeilage zum am 8. Februar 2019 veröffentlichten Debütalbum „Arsenic“.

Endlich mal ein Intro, dass auch „Intro“ heißen darf! Auf geht es in das „Alchemical Electro“ Labor von „Form Follows Function“. Das „Intro“ als Indikator zeigt düstere und unheimliche Zutaten an, die sich wie folgt beschrieben zusammensetzen. „As Above So Below“ ist am Anfang genauso extravagant wie am Ende, denn es bohrt sich anfangs mit witzigem Stereo-Rechts-Links Effekt in die Ohren und am Ende hebt es sogar ab. Der nächste Track „Hermetic Tryout“ ist bereits mit einem Video versehen. Der Song verkörpert das Klangprinzip von „FFF“: harter EBM-Stampf mit melodischem, sphärischem Gesang und soundtechnische Verspielt- heiten, die mal hier mal da fiepen, zwitschern, rauschen, knistern usw. Den Albumnamen tragende Song „Arsenic“ wurde durch verträumte Gesangslinien über technisch kalten Elektrosounds eine ätherische Wirkung verpasst. Man höre und staune, „Entierro En Campana“ wird in spanischer Sprache gesungen, was sehr gut auf den tiefen EBM Bassbeat passt. Der Sprechgesang hat etwas Beschwörerisches. In „Falling Apart“ kommt wieder das Träumerische durch. Im Refrain ist es Romantik pur — schwebender Synthiepop mit Streichersoundteppich. Der nächste Titel „Compete Fail“ gelangt durch harte, technische Maschinensounds wieder in das vorherige dunklere Fahrwasser. Das geht gut ab und die Stimmendopplung gibt ordentlich Volumen. Geräusche aus der Funkzentrale dringen bei „The First Matter“ nach draußen. Der Sound wird noch bissiger und darüber wird eine soulige Gesangseinlage zelebriert. Was will man mehr? Als hätte man für „The Center Of Despair“ die engelsgleiche Stimme zwischen blubbernden und piepsenden Robotern postiert und aufgenommen wirkt dieser Titel träumerisch abgehoben und recht verspielt. Mit „Umbrio Por La Pena“ kommt ein weiterer Titel in Spanisch ins Spiel. Dieser poltert, was das Zeug hält, und spielt mit einer kühlen und abgeklärten Stimmung. Das Rollen der Roulettekugel kündigt „The Wheel Of Fortune“ an. Ein sphärisches kurzes Intro geht über in einen knallharten Stampfbeat. „The Blackness“ wird musikalisch 1:1 umgesetzt: Angst einflößend und unheimlich am Beginn, entwickelt es sich zu einem schon fast hymnischen Titel. Am Schluss tanzen die Toten aus der Reihe: „Dance Of The Dead“ ist so was von augenzwinkernd cool und groovy.

Fazit: „Form Follows Function“ siedelt sich zwischen Dark Electro, Synthiepop und auch Industrial an. Stark ist der Griff in das EBM-Fach mit den stets präsenten, dunklen Beats im bewährten Viervierteltakt, die auf dem gesamten Album dominieren. Aufgebrochen wird ‚Four to the Floor‘ durch die oftmals verspielten Sounds. Interessant ist die Kombination zwischen der Stimme Bianca Stückers als Sängerin und dem elektronischen Sound, weil sie stimmlich recht souliges Feeling rüberbringt, wo die „Vibes“ einfach mitschwingen. In der alchemistischen Soundküche von „FFF“ nennt sich das folgerichtig „Alchemical Electro“. Weibliche Stimmen hört man in diesem Bereich als Lead Vocals eher selten. „Arsenic“ ist ein sehr schön und im Detail liebevoll gemachtes Album, was die Clubs zum Beben bringen wird, den Bassbeats sei Dank.

Tracklist:

01. Intro
02. As Above So Below
03. Hermetic Tryout
04. Arsenic
05. Entierro En Campana
06. Falling Apart
07. Compete Fail
08. The First Matter
09. The Center Of Despair
10. Umbrio Por La Pena
11. The Wheel Of Fortune
12. The Blackness
13. Dance Of The Dead

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VÖ: 08.02.2019
Genre: Electro / EBM
Label: e-noxe / Equinoxe Records

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