Nach über 30 Jahren des gemeinsamen Songwritings, über 25 Millionen verkauften Alben und 40 Hit-Singles, brachte das britische Synthie-Pop-Duo Erasure, bestehend aus Vince Clark und Andy Bell, am 19. Mai den von Fans schon lang ersehnten Nachfolger des 2014er Albums „The Violet Flame“ auf den Markt. Das nunmehr 17. Studioalbum trägt den Titel „World Be Gone“, welches vom Duo selbst geschrieben, eingespielt und produziert wurde, beinhaltet 10 brandneue Songs und folgt den zuletzt begangenen Feierlichkeiten anlässlich ihres 30-jährigen Band-Jubiläums! Für den Mix zeichnet sich hier kein Geringerer als Matty Green verantwortlich. Mit ihrem neuen Werk reagieren Erasure auf persönliche Weise auf die politischen Ereignisse der jüngsten Zeit, nicht zuletzt weil Vince Clark in den USA lebt.
Dann wollen wir mal in das neue Werk reinhören. Schon der Opener „Love You to the Sky“ präsentierte sich im März als erste Single-Auskopplung als Digital Download und schreit fast danach ein Radio-Hit zu werden. Hier kann man förmlich die romantische und auch die emotionale Seite beim anhören fühlen. Schwermütig und bittersüß geht es direkt mit „Be Careful What You Wish For!“ weiter. Dieser Titel zeigt die Grundstimmung dieses Albums auf: ruhig, getragen und nachdenklicher als man Erasure kennt. In diesem Fall der beste Vorbereiter auf „World Be Gone“. Eine bezaubernde Ballade mit einer schönen Gesangs- melodie, die von Andy Bell mit Inbrunst vorgetragen wird. „A Bitter Parting“ ist zwar zurückhaltend in seiner Instrumentierung, aber landet mit seinem Chor im Hintergrund schon ziemlich direkt im Schubidu. Es folgt mit „Still It’s Not Over“ eine weitere Ballade, die zwar nicht so ganz mit „World Be Gone“ mithalten kann, aber nichtsdestotrotz stimmungs- voll ist. Der Refrain ist nichtssagend und reisst es wieder runter. Eine Orgel startet „Take Me Out Of Myself“ — wieder eine Ballade, welche ohne richtige Höhen und Tiefen so vor sich hin plätschert. Man könnte den Songs fast überhören. Passend zum baldigen Sommeranfang kommt „Sweet Summer Loving“, das mit einem interessanten, futuristischen Sound startet. Bei dieser Ballade funktioniert wieder alles. Der Refrain ist selbst für Erasure Maßstäbe brutal kitschig, aber was muss, dass muss! „Oh What A World“ hat gesangsmäßig einen souligen Touch, wird aber in der Strophe recht düster in der Stimmung. Könnte auch von einer Boygroup wie einst Take That performed worden sein. „Lousy Sum Of Nothing“ ist ein schöner getragener Song mit bombastischen Chor im Refrain. Man hätte der CD ein Feuerzeug beilegen sollen, aber das kann man ja heute mit der Taschenlampenfunktion des Mobiles simulieren. Dieser Titel ist geballte Sentimentalität. Sehr hübsch sind die perlenden Arpeggios in der Strophe, die mit anderen Sound und Geschwindigkeit im Refrain auftauchen. Wer jetzt eine kleine Aufmunterung braucht, für den ist „Just A Little Love“ die Rettung, so schön, süß und eingängig ist das. Wenn man wegen der düsteren Worte vorher, den politischen Andeutungen etwas aus der Fassung geraten sein sollte, wird hier liebevoll ver- söhnt.
Fazit: „World Be Gone“ ist ein eher ruhig und getragen gehaltenes Werk, das eher der stimmungsvolle Begleiter zum Ausklang des Tages auf dem Balkon ist, als das man dazu in den Tanzpalästen dazu abtanzt. Allen anderen außer Erasure selbst würde man soviel Pathos, Kitsch und dick aufgetragenem Wohlklang übelnehmen. Auf diesem Silberling erwartet einen genau das und das sehr stimmig und gelungen. Provozierende, politische Statements gibt es nicht, eher Statements Richtung Menschlichkeit und Betroffenheit. Die Zeiten ändern sich: Erasure nicht! Irgendwie ist das tröstlich! Danke Erasure für 30 Jahre ungebremstes positives Lebensgefühl, unverschämt zur Schau gestelltem Optimismus. Das perfekte Notfallprogramm gegen schlechte Laune, Depri-Stimmung und Herzschmerz.
Tracklist:
01 Love You to the Sky
02 Be Careful What You Wish For!
03 World Be Gone
04 A Bitter Parting
05 Still It’s Not Over
06 Take Me Out Of Myself
07 Sweet Summer Loving
08 Oh What A World
09 Lousy Sum Of Nothing
10 Just A Little Love
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VÖ: 19.Mai 2017
Genre: Synthie-Pop
Label: Mute
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