Im unglaublichen 40. Jahr des Bestehens einen vollkommen neuen Zyklus einläuten? Ziemlich gewagt. Aber das waren DIE FORM schließlich immer. Gestartet 1977 als revolutionärer Live-Act in der BDSM-Szene, entwickelte sich das französische Künstlerpaar Philippe Fichot und Éliane P. rasch zu einem der radikalsten, visionärsten und unvergleichlichsten Projekte der elektronischen Musik. Avantgardistischer Electro und Indus- trial wären nicht dasselbe ohne sie, ihr Triptychon aus Fetisch, Tod und Natur ist bis heute ebenso unverkennbar wie bei- spiellos, nimmt weiterhin kein Blatt vor den Mund. Und noch immer so gewagt, so erfri- schend, so originär wie vor 40 Jahren.
2017 wird die Welt Zeuge, wie sich dieses skandalumwehte Duo abermals häuten wird, wie es all jene Einflüsse, die es in den letzten Dekaden verschlang, ein weiteres Mal neu ausleuchten und erforschen wird. Erster Vorbote dieser düsteren neuen Zeitrechnung ist die EP „Psychic Poision“, die locker das radikalste und kompromissloseste Material der letzten Jahre enthält. Sicher, Sätze wie diese sagen sich immer leicht daher. Hat man es mit DIE FORM zu tun, gelten aber nun mal andere Maßstäbe. Das weiß jeder, der die serpentine Karriere des Paares auch nur ansatzweise mitverfolgt hat. Electro, Industrial, Techno, Gothic, Klassik, Sex und fernöstliches Butoh-Tanztheater bringt nun mal niemand derart lückenlos, derart harmonisch, derart lustvoll zusammen.
Getrieben von einem extrem lässigen, satten EBM-Beat alter Schule, ist der Titeltrack der Vorabveröffentlichung inhaltlich als Auflehnung gegen Intoleranz und Unmenschlichkeit gedacht, als wunderbar finsteres Mantra für Offenheit, für Gleichberechtigung und für das liberale Ausleben jedweder Vorlieben. Dafür, so die Kernaussage, bedarf es keines Gottes. Es bedarf des eigenen freien Willens. Und wenn DIE FORM von etwas getragen wurden, dann von ihrem freien Willen, von ihrem unbändigen Glauben an sich selbst. Dieses Selbstbe- wusstsein, dieser ungebrochene Vorwärtsdrang zeichnet auch dieses erste neue Lebens- zeichen aus, ergänzt um drei exklusive Varianten des irisierenden Liedes, deren Namen eine mehr als deutliche Marschrichtung vorgeben: „Submission Mix“, „Mental Terror Mix“ und „Kobol Mix“ interpretieren den namensgebenden Song gewohnt freigeistig und futuristisch, mal mit Ecken und Kanten, mal mit ordentlich Wucht.
Abgerundet wird der Auftakt in die neue Ära dieser Band vom rituellen, betörenden „Equinoxia“, einem weiteren Vorgeschmack auf das, was schon bald unter dem Namen „Baroque Equinox“ auf uns zurollt. So viel sei schon jetzt gesagt: Näher waren sich die unberührte Welt der Natur und die bleierne Postapokalypse noch nie. Machen wir uns bereit für einen neuen Sündenfall…
(Quelle: Trisol)
„Psychic Poison“ erscheint am 24. Februar 2017 als digitale Version und in einer streng limitierten Digipak-CD-Auflage von 999 Exemplaren über Trisol Music Group. Die Maxi-CD kann bereits u. a. >>HIER<< über Amazon vorbestellt werden.
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