Coppelius – Kammerarchiv (CD-Kritik)

Nach über 200 Jahren ist es endlich soweit: COPPELIUS öffnen ihr Kammerarchiv! Mit diesem facettenreichen Album legen die Herren in Frack und Zylinder ihr sechstes Album vor und das hat es in sich. Sie nehmen uns mit auf eine Reise durch Genres, Zeit und Schaffensräume der Kapelle Coppelius und präsentieren die gesamte Band- breite des Repertoires. Also schieben Sie den Zylinder keck in den Nacken und stürzen Sie sich ins coppelianische Kammerarchiv! (Quelle: Pressetext)

Im Archiv ist so ziemlich alles zu finden. Alte Klassiker im neuen Gewand, neu eingespielt, den Staub abgepustet und neues Leben eingehaucht. Aber auch Coversongs, wie man sie noch nie gehört hat. Schön ist hier, dass sich COPPELIUS nicht einschränken. Egal ob deutsch oder englisch, die Texte werden im gewohnt kantigen aber dennoch fließenden Stil auf einen Silberling gebrannt und sorgen mit ihrer brachialen Tiefe ab dem ersten Klang für Stimmung. Kaum eine andere Band schafft es, ihre Songs so in ein Gewand zu packen, dass sie sofort ins Ohr gehen, aber man immer aufmerksam bleibt, weil jede Sekunde ein unerwarteter Ton, ein überraschender Klang oder eine musikalische Überraschung ins Ohr flattern kann. Trotz allem, besitzen alle Songs einen Spielfluss, der nie abreist und für alle, die sehr auf ästhetische Musik hören kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten. Ich will hier alles tun, außer spoilern, aber Fans (und alle, die es werden wollen) können sich bei Kammerarchiv auf ganz besondere Schätze freuen. Schätze, die eigentlich gar nicht im Archiv liegen sollten. Denn einige Songs aus der zweiten COPPELIUS-Oper „Krabat“ haben es auch geschafft, bereits jetzt in die Welt geschickt zu werden. Man darf gespannt sein, was alles an der Mühle passiert, und welche Klänge einen in die Welt der Raben ziehen wird. COPPELIUS sind so besonders, weil sie es schaffen ihren eigenen Stil immer weiter zu entwickeln, sich dabei aber immer treu zu bleiben, Das harmonische Zusammenspiel von Klarinette, Kontrabass, Cello und Co. findet man so in der Szene kein zweites Mal. Mit der Öffnung ihres Kammerarchivs geben sie also die Möglichkeit quasi nochmal von Beginn an dabei zu sein.

Wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, die gleichzeitig aber auch ein grandioser Ausblick in die Zukunft ist. Wie eine Bestandsaufnahme, die einen überblickt verschafft, der mehr als hörenswert ist. Insgesamt warten 19 Tracks darauf gehört zu werden, wobei man das Intro oder kurze Zwischenspiele berücksichtigen muss, die nicht als eigener Song gezählt werden können. Nichtsdestotrotz ein mehr als umfassendes Werk, das auch optisch ganz im klassischen COPPELIUS-Stil daherkommt. Selbst, wenn man von der Musik und dem Gesang absieht und das Album technisch, oder rein das Arrangement betrachtet, fällt auf, dass alles sehr durchdacht ist. Die Abmischung ist weitestgehend großartig, nur an einigen wenigen Stellen klingen einzelne Instrumente leicht breiig, oder der Gesang ist nicht ganz so klar, wie man ihn sich wünschen würde. Das Zusammenspiel der einzelnen Songs, wie sie aufeinander aufbauen, miteinander wirken ist grandios. Immer abwechslungsreich, ohne aber losgerissen und planlos zu wirken geht es von einem Song zum nächsten. Die Übergänge sind beinahe fließend und auch die Stimmungen, die das Album vermittelt, gehen stufenlos ineinander über.

Fazit: Jetzt wurde wahnsinnig viel geschwärmt, obwohl ich eigentlich kein großer Fan von COPPELIUS bin. Man muss ihnen aber lassen, dass sie ihre Nische gefunden haben und mit ihrem ganz eigenen Stil, es immer wieder schaffen zu begeistern. Das Kammerarchiv hat nur wenige Schwächen. Einige Song ziehen sich stellenweise etwas, und ganz selten hat die sonst so gute Abmischung mal versagt. Was man aber sagen muss, dieser Querschnitt durch die Bandgeschichte ist definitiv der beste Quereinstieg, für alle, die von COPPELIUS noch nichts gehört haben der Band aber mal eine Chance geben wollen. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, mal ein Ohr zu riskieren.

Tracklist:

01 Die Mühle
02 I get used to it
03 Kein Land so schön
04 Ides of March
05 Wrathchild
06 Mir egal
07 Dreaming
08 Radio Video
09 Welthentrubel (Selten genug)
10 To my creator
11 Way down in the hole
12 Lied der Liese
13 Ein kluger Mann
14 Zeit & Raum 3
15 Kalthes Herz
16 Notatall
17 Was war denn das
18 Aus den Betten
19 1916

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Release: 06.09.2019
Genre: Steampunk, Rock, Metal, Progressive
Label: Foxy Records (Edel)

COPPELIUS – Bühnenabstinenzverweigerungskonzertreise 2019 / 2020

07.11.2019 Nürnberg, Hisch
08.11.2019 Frankfurt, Das Bett
09.11.2019 Stuttgart, ClubCANN/Zentral
22.11.2019 Hamburg, Knust
23.11.2019 Hannover, Musikzentrum
29.11.2019 München, Backstage
30.11.2019 A-Wien, Szene
27.12.2019 Berlin, Columbia Theater
28.12.2019 Annaberg-Buchholz, Alte Brauerei
16.01.2019 Oberhausen, Kulttempel
17.01.2020 CH-Aarburg, Musigburg
18.01.2020 Kaiserslautern, Kammgarn

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