Combichrist – One Fire (CD-Kritik)

Combichrist haben sich schon lange als eine der Szenegrößen etabliert. Der Icon of Coil-Frontman Andy LaPlegua gründete das ursprüngliche Soloprojekt 2003. Der Erfolg gab ihm Recht und so stießen nach und nach weitere Mitglieder hinzu, um die Band auch auf der Bühne standesgemäß zu repräsentieren. In den letzten Jahren ist der Sound zusehends gereift und härter geworden, bis der Sound ihnen wirklich unverkennbar zugeordnet werden kann. Die Hallen sind immer voll, wenn die Mannen zu Shows rufen und auch auf großen Szenefestivals füllt sich der Platz vor der Bühne immer schnell. Die Fanbase konnte stetig erweitert werden und spätestens als sie Vorband von Rammstein wurden, haben Sie ihren Platz weit oben sichern können. Am 07.06.2019 erscheint nun mit One Fire der neunte Langspieler aus der Schmiede von LaPlegua und verspricht ein großer Erfolg zu werden.

Das knapp eineinhalb Minuten lange Intro führt radikal in das Album ein und lässt absolut keinen Raum für Kompromisse. Die Marschrichtung wird ganz klar vorgegeben. Auch im ersten „richtigen“ Track „Hate Like Me“ gibt es ordentlich auf die Ohren. LaPleguas unverkennbar, kratzige Stimme steht deutlich im Vordergrund, rotierende Beats fügen sich hervorragend in den Hintergrund ein, nur die Schlagzeugklänge kommen etwas flach daher. Hier wäre mehr Intensität und Tiefe wünschenswert. „Broken United“ beginnt mit fast schon geflüstertem Sprechgesang und gewinnt im Laufe der Zeit an Intensität. Auch wenn der Song zwischendurch etwas hektisch wirkt, hat man doch größtenteils seine Freude daran den harten Klängen zu lauschen. Nicht weniger hektisch geht es in „Guns at a Last Dawn“ zu. Experimenteller und elektronischer beginnt der Song, bis er urplötzlich dramatisch an Tempo zunimmt. Dieses Muster wiederholt sich im Laufe des Songs und sorgt so für einen voraussehbaren, aber extrem gelungenen Verlauf, der einen innerhalb von Sekunden in seinen Bann zieht. Die Steigerungen in „Guns at a Last Dawn“ kamen eher plötzlich und wirkten doch sehr krass, in „Lobotomy“ ist die Klimax sehr rhythmisch und fließend aufsteigend. Auf jeden Fall ein astreiner Hörgenuss. Der Titeltrack „One Fire“ wirft einen sofort in den Song und startet krasser, als er sich dann tatsächlich zu erkennen gibt. Der Einstieg weckt einen aber auf und der Song schafft es ziemlich gut den Hörer bei der Stange zu halten, da er sich in die verschiedensten Richtungen entwickelt und unfassbar viele eindrücke auf den Hörer einprasseln. „Bottle of Pain“ löst eine dramatische Stim- mung aus, die sich zu Beginn immer mehr steigert und Gänsehaut verursacht. Der Gesang verstärkt dieses Gefühl nur, aber hier kann man sehr gut die vollkommene Bandbreite von Andy LaPlagues Stimme hören. Orchesterklänge untermalen den Song und lassen ihn fast wie ein Musicalstück klingen. Ganz, ganz großes Kino. „2045“ startet nicht weniger bedrohlich, lässt aber mehr Spielraum für musikalische Entwicklung. Der Gesang ist einem Nachrichtensprecher nachempfunden, der in die Zukunft blickt. Diese Aussichten sind nicht immer rosig und das wird mit diesem Song deutlich vermitteln. Zwischendurch hört man auch klassischen Combichrist Gesang, der gekonnt einzelne Zeilen hervorhebt und Highlights setzt. Fast schon zarte Klänge bekommen wir in „Interlude“. In knapp über einer Minute wird eine kurze Verschnaufpause gegönnt, bevor es mit „Understand“ wieder ordentlich vorangeht. Ein treibender, tanzbarer Beat zieht sich durch den Song und bildet dir Grundlage für fast sechs Minuten druckvollen Sound, der sich immer wieder neu erfinden kann. Auf den folgenden Titel muss man zweimal schauen. „California Über alles“ ist wirres Denglisch, der Song ist aber abgesehen von dieser einen Zeile wie gewohnt auf Englisch. Der hektische Song scheint nicht so wirklich ein System zu haben und wirft viele Elemente zusammen, dass man nicht so wirklich einen roten Faden entdecken kann, aber auch das ist ein interessantes Stilmittel. „Last Days under the Sun“ und „The Other“ bringen das Album zu einem gewohnt druckvollem, aber gleichzeitig ruhigem Ende.

Fazit: Man bekommt definitiv das, was man von Combichrist erwartet. Druckvollen Sound, manchmal leider etwas flach, aber immer experimentierfreudig und gewagt. Definitiv ein mehr als gelungenes Album, für welches man aber in der richtigen Stimmung sein muss, um es vollends genießen zu können.

Tracklist:

01. Intro
02. Hate Like Me
03. Broken United
04. Guns At Last Dawn
05. Lobotomy
06. One Fire
07. Bottle Of Pain
08. 2045
09. Interlude
10. Understand
11. California Uber Alles
12. Last Days Under The Sun
13. The Other

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VÖ: 07.06.2019
Genre: Aggrotech, Rhythm ‚n‘ Noise, Industrial
Label: Out of Line Music

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