Canterra – Heartmachine (CD-Kritik)

CanterraIn den letzten Jahren ist man an einer Band fast nicht vorbeigekommen. Canterra aus Leipzig hatten überall ihre Finger im Spiel. Egal, ob Szenegrößen die Sachsen bei ihren Projekten unterstützt haben, oder aber ob sie als Support-Act gebucht wurden, wenn man auch nur mit einem Fuß in der Szene steht, hat man den Namen Canterra zumindest aufgeschnappt, noch besser aber im Gedächtnis behalten. Denn die fünf Musiker erfinden zwar das Rad nicht neu, lieferten aber ein qualitativ hochwertiges Debütalbum ab und konnten live oft über- zeugen. Egal ob in Clubs, oder auf den großen Bühnen des WGTs oder Wacken Open Airs. 2016 erschien First Escape und jetzt vier Jahre später machen Canterra erneut auf sich aufmerksam mit ihrem neuen Langspieler Heartmachine, der übrigens ein wunder- schönes, zum Titel passendes Cover-Artwork von Holger Much & Andraj Sonnenkalb bekommen hat.

Wenn man Canterra einordnen will, fällt es schwer, eine genaue Schiene zu finden. Die einen würden sagen mehr Gothic als Rock, die anderen mehr Rock als Metal oder doch mehr Metal als Gothic. Vollkommen egal, in welches Genre man sie stecken möchte, oder ob sie doch irgendwas dazwischen sind. Lange musste man auf einen neuen Langspieler warten und jetzt erblickt er endlich am 07.08.2020 das Licht der Welt. Heartmachine ist ein Werk voller Abwechslung und Überraschungen. Dominierend ist zu weiten Teilen die einnehmende und zumeist wohlklingende Stimme von Sängerin und Frontfrau Korinna König. Zu 90% ist das Hören ein echter Genuss, die hohen Töne trifft sie zumeist gut, nur die, die noch einmal eine Schippe drauflegen und besonders hoch sind, klingen das eine oder andere Mal ein bisschen daneben. Hier hätte man vielleicht auf eine Spitze verzichten können und dafür noch mehr Klangqualität erzeugt. Wenn man aber die verpatzen Töne ins Verhältnis zu den perfekt getroffenen setzt, ist das nahezu schon eine lächerliche Kleinigkeit. Die Instrumentierung von Heartmachine kann auch auf weiten Strecken überzeugen. Die Gitarren liefern einen soliden Klang, der durch die Songs trägt und die passende Stimmung vermittelt. Das Schlagzeug, meistens leicht hintergründlich abge- mischt, schafft es dennoch, die nötige Struktur zu verleihen und einen Rahmen zu bieten. Das Zusammenspiel mit dem deutlich hervorkommenden E-Bass ist dann äußerst melodisch und treibt die Tracks begierig nach vorne. Durch die durchdachten Texte und das gekonnte Zusammenspiel wird geschickt darüber hinweggetäuscht, dass zwar alles ganz gut klingt, aber im Großen und Ganzen nichts Besonderes dabei ist. Das klingt jetzt ein bisschen härter, als es gemeint ist, aber Canterra haben so viel Potential, dass man ihnen gerne ein bisschen mehr Experimentierfreude und Mut andere Wege zu beschreiten mitgeben würde. Zwar ist Abwechslung in dem Album definitiv kein Fremdwort, aber das Potential wurde bei Weitem nicht ausgeschöpft und der wirkliche „Oha! Moment“ fehlt leider. Will man aber einen Song herauspicken, dann würde ich in diesem Fall „The Day“ wählen. Das Intro nahezu epochal, im Refrain dann extrem melodisch und getragen von scheppernden Gitarren geht der Rhythmus sofort über und lässt den Hörer auch so schnell nicht mehr los. Als kleine Überraschung gibt es auch noch eine Coverversion, oder eher eine ganz eigene Interpretation, von einem grandiosen, zeitlosen Klassiker. Canterra trauen sich an „When The Rain Begins To Fall“ von Jermaine Jackson und Pia Zadora von 1984. Untermalt mit vielen Gitarren und einem harten, dominanten Bass wird das Stück deutlich düsterer interpretiert. Auch der Gesang, ist Canterra untypisch, zu Beginn eher dunkel und tief gehalten. Der Track geht gut ins Ohr und hat, trotz der ein oder anderen holprigen Stelle, definitiv seine Daseinsberechtigung.

Fazit: Eine Daseinsberechtigung hat definitiv das gesamte Album. Heartmachine kann auf jeden Fall überzeugen, dennoch werd ich das Gefühl nicht los, dass hier während der Produktion die Handbremse gezogen war. Nach oben ist noch so viel Luft und Potential, die nicht ausgeschöpft wurden. Was dann aber im gleichen Atemzug noch viel mehr Lust auf mehr macht. Man will der Band wie einen imaginären Tritt geben, damit es weiter in die richtige Richtung geht. Wenn die Entwicklung also weitergeht, wie bisher, hören wir auf dem nächsten Album dann das, was hier noch gefehlt hat. Es gilt also neugierig zu bleiben und Canterra auf keinen Fall aus den Augen zu verlieren.

Tracklist:

01. A Lifetime
02. Heartmachine
03. No Bitter End
04. The Day
05. Another Tear
06. Revolution
07. When The Rain Begins To Fall (Jermaine Jackson/Pia Zadora Cover)
08. Fear Me – Fast

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Release: 07.08.2020
Genre: Rock/Metal
Label: Kick the Flame

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