Alexander Wohnhaas ist primär bekannt als Sänger der NDH Band Megaherz. Nun beehrt der Sänger die Literaturwelt mit seinem zweiten Roman „Blutzoll- Der Tod riecht nach Diesel und Schwefel“. Der Erfolg des Buches spricht für sich. Die erste Auflage ist bereits ausverkauft und die Fans müssen auf weitere Drucke warten. Ob dieser Hype um das Buch gerechtfertigt ist wird sich zeigen.
Edgar Rabe: ein ehemaliger Söldner der sein Geld mit „Krieg spielen“ verdiente ist von Halluzinationen geplagt und versucht im normalen Alltag Fuß zu fassen. Schon der Name ließ erste Assoziationen zu Edgar Allan Poe schließen, der vor allem mit Raben in Verbindung gebracht wird. Auf insgesamt 318 Seiten begleitet der Leser Edgar und durchlebt mit ihm den Kampf mit seinen inneren Dämonen. Wenn man jedoch das Buch auf seine Handlung reduziert, dann würde es locker mit 200 Seiten auskommen. Das Wissen wird auf Wikipedia Niveau reduziert und manche Phänomene, wie das des Flashbacks werden mehrfach erklärt und füllen somit die leeren Seiten. An dieser Stelle soll dem Autor nicht vorgeworfen werden sich das Wissen aus diesen Artikeln angeeignet zu haben, aber die möglich gut recherchierten Tatsachen werden schlampig dargestellt. Die Handlung bricht durch Erklärungen und plötzlich aufkommenden Plots ab. Der Lesefluss wird stark beeinträchtigt und die Gefühlsbeschreibungen nehmen einen zu großen Raum ein. Jedes Empfinden und nahezu jede Handlung Edgars müssen auf metaphorische Weise erläutert werden. Es muss immer ein Vergleich geschlossen werden. Dadurch verliert sich der Leser in einer Flut von Vergleichen und weiß zwei Seiten später gar nicht mehr worum es im Moment eigentlich geht. Auch fehlt es oft an einer durchgängigen Struktur. Kaum befinden wir uns mit dem Protagonisten in einem Gespräch mit seinem Chef, schon verliert er sich in seinen Erinnerungen an den Afghanistan Krieg, ohne dabei einen strikten Zusammenhang zu ebnen. Während der Haupthandlung werden diverse Exkurse in aktuelle Thematiken und gesellschaftlichen Probleme getätigt. Diese werden anscheinend willkürlich eingebaut und werden größtenteils nur grob und flach dargestellt. Da stellt sich die Frage: wieso diese überhaupt einbauen? Es kommt so vor, dass der Autor so viele gesellschaftliche Probleme wie möglich einbauen wollte ohne wirklich darüber nachzudenken, dass diese so gar nicht hineinpassen und den Leser eher verwirren als zum Nachdenken anzuregen. Es wäre sinnvoller gewesen sich auf wenige Probleme zu konzentrieren und diese dann ausführlich zu thematisieren. Stattdessen wird auf Stammtischniveau ein Klischee nach dem anderen abgehandelt und sorgt an manchen Stellen für genervtes Augenrollen. Der Psychologe zu Beginn beispielsweise erinnert stark an den Vorzeigepsychologen Siegmund Freud. Die ausländischen Gruppierungen müssen selbstverständlich Bandenkriege führen. Auch wenn dies Tatsachen sind und natürlich sollte was dagegen unternommen werden, aber in dem Buch führt es zu keinem Ergebnis. Viele Nebenhandlungen beeinträchtigen die Haupthandlung. Es wurde Wissen angeeignet und all dieses Wissen muss auch in das Buch verpackt werden, komme was wolle!
Fazit: Literarisch betrachtet ist das Buch eine mittelschwere Katastrophe. Die Haupthandlung wird durch unzählige Vergleiche und abgehackten Nebenhandlungen extrem gestört. Während einer Handlung wird aus dem Nichts ein neues Fass geöffnet, das mit der vorherigen Handlung nichts zu tun hat. Wichtige Erklärungen werden flach und grob beschrieben und teilweise mehrfach erklärt. Auf Stammtischniveau werden Nebenhandlungen getätigt und klischeehafter kann es kaum sein. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht und „Blutzoll“ ist ein passendes Beispiel dafür. Herr Wohnhaas sollte sich da lieber auf seine musikalischen Künste konzentrieren und seine literarischen Fertigkeiten noch einmal überdenken.
Erscheinungsdatum: 25. Januar 2016
Verlag: U-Line; Auflage: 1., Limitierte Erstauflage
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3944154401
ISBN-13: 978-3944154404
Größe und/oder Gewicht: 14,1 x 3,5 x 21,6 cm