Blutengel – Damokles (CD-Kritik)

BlutengelBlutengel: Nach dem Erfolg von Un:Gott (Platz zwei in den deutschen Albumcharts) richtete sich Chris Blick direkt wieder nach vorne inspiriert von den Schatten seiner Seele fasste er Angst und Kummer in neue, persönlichere Songs. Es geht um meine persönlichen Dämonen. Gerade der Titelsong beschreibt meine Angst vor dem, was kommen kann oder wird. Es ist gerade wirklich alles in Ordnung, aber ich habe unwahrscheinliche Angst davor, dass sich das ändert. Angst vor dem Tod meiner Eltern, der kommen wird, Angst, dass geliebten Menschen etwas passiert…Auch Angst, was später mal mit mir wird. Damokles gewährt nicht nur einen tiefen und intimen Einblick in die Seele dieses einzigartigen Künstlers. Damokles ist auch die ehrliche Auseinandersetzung eines Men- schen mit den Ängsten, die wir alle tief in uns spüren und die wir uns häufig nicht auszudrücken trauen. Das Mini Album Damokles erscheint als Standard-CD und als 2CD einschließlich der CD Un:GOTT – The Lost Chapters mit Songs aus der Un:Gott -Session geben. Chris über diese Lieder: Textlich passten sie nicht so gut ins Konzept. Ich wusste aber, dass ich sie veröffentlichen werde, und es sind KEINE Bonus Songs, sondern hätten so auch auf einem „normalen“ Album funktioniert. (Quelle: Pressetext)

Ich habe in die Deluxe Edition reingehört, und mich gefreut. Extrem stimmig beginnt die Platte Damokles mit „The Haunting (Prelude)“, was mich zwischenzeitlich fast ein wenig an die Soundtrack-Arbeiten von Charlie Clouser zur Horrorfilmreihe „Saw“ erinnerte. Eine schöne kleine Energie-Infusion, abgelöst von einem typischen Blutengel-Song, bedächtig im Rhythmus und ohne Probleme tanzbar, und – was prinzipiell jeden Song gleich mal besser macht – Ulrike Goldmann, die durch ihren stark echolastigen Feengesang noch jeden Song aufwertet. „Damokles“, so der Titel dieses Songs, überzeugt durch Atmos- phäre, tiefgehendem Klang und der Blutengel-DNA.

Der nächste Song ist durch und durch eine Hommage an die Sisters Of Mercy. Ich habe sogar extra googlen müssen, um herauszufinden, ob „Disobedience“ nicht sogar ein Cover ist. Mit gutem Drive und schickem Rhythmus, leicht angezerrter Gitarrenarbeit und Synthies, die zum Mithüpfen anregen, lässt dieser Song absolut nichts anbrennen und bietet ein tolles Monument klassischer Goth-Musik. „The Search“ begeht ebenfalls eher langsamere Pfade und erinnert mich stark an das „Leitbild“-Album von 2017. Es kommt fast ein wenig überraschend, zu hören, wie knackig und ausgereift der Sound samt Streichern und enorm dichtem Klang ist, obwohl das Album bereits so kurz nach seinem Vorgänger erscheint.

„Strong“ bedient auf ein weiteres den Sound, den wahrscheinlich niemand so beherrscht wie Chris Pohl. Alles stimmt, die Melodie, dieser dezente Einsatz von Vocal Layering im Refrain, der Chor aus der Dose, alles ist, wie es soll. Nach etwa drei Minuten gibt es einen sehr interessanten Breakdown, und der Hörer freut sich über die kleinen Akzentuierungen. Anspielstation sechs, „Briefe an Dich (feat. Kira)“ ist ein wirklich toller Song. Dass es bei Blutengel mal Duette gibt, erlebt man ja nicht zu häufig, und hier funktioniert es großartig. Enorm hittauglich, der Refrain klingt wie ein Dialog zwischen den zwei Geliebten, schöne Symbolik, tolle Harmonie. Ich bin begeistert.

Der Caisaron-Remix von „Strong“ fügt dem Song ein paar interessante Elemente zu, so hat sich Angela Blackfield nicht lumpen lassen, diesem Song ein paar kleine Akzente zu verleihen. Auch die Synth-Pattern wurden ein wenig angepasst, fast klingt es ein klein wenig poppiger, mit einem ganz leichten Odeur der 80er.

CD 2 Un:Gott – The Lost Chapters

„Another Dream“ ist – wie der Name suggeriert – ein verträumterer Song, der an Lieder wie „Am Ende der Zeit“ anknüpft. Schöne Nummer, die breit und einwickelnd zu über- zeugen weiß. Mit „Hourglass Of Life“ legen Blutengel einen weiteren melancholischen Hit hin, der sogar mit einem ziemlichen guten Text zu überzeugen weiß. Eine Nummer über das Vermissen, die unglückliche Liebe und die Vergänglichkeit, hier und da gibt es sogar leichte Future Pop-Einschübe. „Fire and Ice“ reißt den Hörer dann mit ordentlich Tempo und Drive mit. Die zügigeren Blutegel-Nummern sind mir persönlich immer noch am liebsten, und Uli zu hören, ist sowieso immer brillant.

Auf Anspielstation vier knarzt es dann ein wenig, es wird wieder ein wenig episch und schreitender. „Stardust“, so der Titel des Songs, hat einen exzellenten Refrain, und lädt zum Mitnicken ein. Wie es sich für einen Blutengel-Song gehört, klingt auch dieser Song so, als halle er an den Wänden eines gothischen Eis- und Glaspalasts wieder. Hier und da hört man sogar leichte E-Gitarren-Einschübe, die dem Song noch mehr Kälte und Größe verleihen. „Running Away“ hingegen hat vielleicht eines der besten Instrumentals dieses (Mini-)Albums und brilliert mit altbekannter Eingängigkeit. Was häufig ein wenig übersehen wird, wie mir scheint, ist, dass Chris Pohl wirklich ein guter Sänger ist. Häufig basiert seine Stimmarbeit eher auf einer Art Sprechgesang, doch auch auf harmonischer Ebene ist er unverkennbar. Die Stimme als Instrument, durch Echos und Vocal Layering, sind eines der tragenden Elemente von Blutengel, und auch hier klingt es schlicht und ergreifend gut.

„Damokles“ endet mit dem Massive Ego-Remix des Songs „Hourglass of Life“. Massive Ego ist eine großartige Band, und so funktioniert auch dieser Remix auf Anhieb und liefert ein schönes Outro zu dieser Platte.

Fazit: Mir sind wenige Bands in der Szene bekannt, die so viel Material produzieren wie Blutengel. Chris Pohl hat seinen Sound und seine DNA schon seit einer Weile gefunden, jedoch fehlte einigen der letzten Veröffentlichungen der Band irgendwie der Pepp. Die Mini-Alben von Blutengel, ob nun „In alle Ewigkeit“, „Black“ oder nun „Damokles“ jedoch überzeugten mich in letzter Zeit teilweise mehr als die „richtigen“ Studioalben. Auch dieses Album wartet mit einigen tollen Songs auf und liefert ein schönes Nachwort zu dem letzten, in meinen Augen ziemlich gut gelungenen Album „Un:Gott“. „Fire and Ice“, „Briefe an Dich“ und „Disobedience“ sind meine Anspieltipps.

Tracklist: (Deluxe Edition)

CD 1 Damokles
01 The Haunting (Prelude)
02 Damokles
03 Disobedience
04 The Search
05 Strong
06 Briefe an Dich (feat. Kira)
07 Strong (Remixed by Caisaron)

CD 2 Un:Gott – The Lost Chapters
01 Another Dream
02 Hourglass of Life
03 Fire and Ice
04 Stardust
05 Running away
06 Hourglass of Life (Massive Ego Remix)

Kaufen: Amazon

VÖ: 01.11.2019
Genre: Dark Pop
Label: Out Of Line

Blutengel im Web:

Homepage

Facebook