Black Nail Cabaret – Gods Verging On Sanity (CD-Kritik)

Black Nail CabaretIn den düsteren Pop-Gefilden waltet seit zwölf Jahren eine ungarische Gruppe ihres Amtes. Mit vier Studioalben und einigen spannenden Coverversionen von Rammstein bis Britney Spears legen Black Nail Cabaret nun ihren fünften Longplayer vor.

»Gods Verging On Sanity« punktet vor allem durch den sperrigen Sound, bewiesen unter anderem durch die Vorab-Single „No Gold“, und durch die ruhige, unheimliche Stimme von Emese Arvai-Illes, die mit ihrem einprägsamen Gesang auch einen James Bond-Titelsong problemlos tragen könnte.

Die Selbstbezeichnung als Pop Noir könnte treffender kaum sein. Die verspielten Instru- mentals erinnern hier und da an Bands wie Depeche Mode, und Krisztian Arvai zaubert am Keyboard hochinteressante Synth-Brodler, die den Gesang seiner Partnerin vorzüglich umgarnen und ergänzen. Die Produktion gelingt rund, die Vocal-Melodien sind einpräg- sam, das Tempo meist gedrosselt, die Atmosphäre immerwährend verführerisch, düster, das Große aus dem Minimalismus schöpfend.

Viel New Wave steckt in diesen Kompositionen, besonders Titel wie „Private Religion“ mit ihren wiegenden Synths und wilden Drums erinnern an frühen Industrial. In den Mix mischen sich teilweise auch House-Perkussionen oder leicht verzerrte Piano-Melodien, wie auf dem Closer „Children At Play“, der irgendwie technoid daherkommt, jedoch auch dem EDM nicht fern ist. Noch stärker industriell angehaucht ist hierbei nur noch der Opener „Black Lava“, mit seinem unfassbaren Refrain und dem leichten Raucharoma in Emeses Stimme. Es klappert, es drückt, und dazwischen verstecken sich immer großartige Melodien.

Die meisten Songs auf dieser Platte gelingen fast schon cineastisch. Immanent ist die verworren düstere Atmosphäre besonders auf der zweiten Single „My Casual God“, das sich mit Machtverhältnissen und tiefem Vertrauen in einem BDSM-Bündnis auseinander- zusetzen scheint. Entsprechend sinnlich, ohne Aufregung, und doch voller prickelnder Anspannung gestaltet sich die Musik, die minimalistischen Melodien, die reduzierten Drums und kleinen Effekte stapeln sich zu einem fast mystischen, beeindruckenden Stück Musik.

Fazit: Die reduzierte Spieldauer von neun Songs tut »Gods Verging On Sanity« enorm gut. Es gelingt Black Nail Cabaret somit, die Atmosphäre konstant aufrechtzuerhalten, ohne den Bogen zu überspannen. Sperrig, angespannt, getrieben durch den Noir-Charakter ist diese Platte zwar nicht unbedingt eine Easy-Listening-Erfahrung – der Hörgenuss hat fast etwas Rituelles an sich. Wer sich hier einen Hit erhofft, ist immerhin mit „Black Lava“ sehr gut bedient. Ansonsten ist das Album ein eng geschnürtes Netz von großartigen Melodien, meditativen Rhythmen und dem ungeheuer guten Zusammenspiel aus den fantastischen Vocals von Emese und den nicht minder fabelhaften Produktionen von Krisztian, der für Verspieltheit, Homogenität und Einprägsamkeit zu sorgen weiß.

Tracklist:

01 Black Lava
02 Sphere
03 No Gold
04 To Die In Paris
05 My Casual God
06 Make A Run
07 Maelstrom
08 Private Religion
09 Children At Play

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VÖ: 08.05.2020
Genre: Pop Noir
Label: Dependent (Alive)

Black Nail Cabaret im Web:

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