Ein Fan von Beborn Beton zu sein, heißt, sich in Geduld üben zu müssen. 13 Jahre lagen zwischen dem vorletzten Studioalbum und dem 2015 veröffentlichten, entsprechend betitelten A Worthy Compensation. Der Albumtitel verfehlte sein Versprechennicht, Beborn Beton lieferten eines der besten Synthpop-Alben des Jahrzehnts hin, das fett, ausgefeilt und melodiös klang.
Für Darkness Falls Again haben sie sich diesmal nur 8 Jahre Zeit gelassen, der Longplayer umfasst sparsame acht Titel, doch auch dieses Album ist eine überzeugende Leistung. „My Monstrosity“ ist ein stark an Depeche Mode erinnernder Introsong mit pulsierenden Synths und einer Melodie, die dem Gore’schen Songwriting hätte entspringen können. Mit fantastischen Vocal-Harmonien, schönen Synth-Teppichen und gutem Groove klingt auch „Dancer In The Dark“ relativ Retro, doch der aggressiver daherkommende Post-Chorus bockt ordentlich rein, ebenso wie der mit spacigen Gitarren versehene Breakdown.
„Last Chance“ zieht schon minimal fieser und mit frivoleren, direkteren Texten: „I don’t need love, just sex, no strings attached“ – es brodelt und rumort und dampft, ohne wirklich Feuer zu fangen. Augenzwinkernd, mit gediegenerem Rhythmus und klassischem BB-Sound schließt dieser Song gut an das letzte Album an. Mit dem atmosphärischen Slowburner „Trockenfallen lassen“ findet sich auch ein deutscher Song auf der Platte. Von Isolation, Vergänglichkeit und fliegenden Gedanken erzählt diese sehr schöne, langsam wabernde Nummer, die die erste Hälfte des Albums beschließt.
Mit der zweiten Single „I Watch My Life On TV“ haben wir eine weitere Hymne der Niederge- schlagenheit, schön oldschool intoniert, mit guter Tanzbarkeit und Synthies, die direkt aus den 80ern geliehen scheinen, insgesamt ein solides Stück mit netten Melodien und gutem Groove. „Electricity“ ist ein weiterer cooler Midtempo-Track mit einer nahezu sexuellen Energie, span- nend, vibrierend und mit einer tollen Performance von Stefan.
Mit „Burning Gasoline“ wird es wieder etwas druckvoller und tanzbarer, wenn es auch insgesamt sehr unaufgeregt und ebenfalls im mittleren Tempo verhaftet bleibt, wahrscheinlich, damit der dezente Kommentar auf Umweltverschmutzung und -zerstörung nicht untergeht. Lyrisch ist dieser zwar hier und da ein bisschen holprig umgesetzt („And so the cookie crumbles“), aber die Nummer ist gut gemeint und gut gemacht, also sei’s drum. Den Abschluss des lediglich acht Tracks starken Albums liefert „I Hope You’re Not Easily Scared“, das sich zu einem etwas epischeren Aufbau anschickt und mit tiefen, scheppernden Techno-Sounds, die sich zwischen den 80s-Synths Bahn brechen, auffährt. Der Refrain geht gut ins Ohr, hier klebt man nah am cineastisch-futuristischen Sound des vorhergegangenen Langspielers. Insbesondere in den letzten zwei Minuten kann der Song nochmal ordentlich Staub aufwirbeln und entwickelt eine schöne Breite und Atmosphäre. Ein guter Abschlusssong für ein insgesamt recht knapp gehaltenes Album.
Fazit: Beborn Beton fahren mit Darkness Falls Again größtenteils auf Sicht. Die ausgesprochen kurze Tracklist tut schon ein bisschen weh, aber „Qualität statt Quantität!“ werden sich die Herren zugeraunt haben, und das ist ihnen auch gelungen. Herausgekommen sind eine Handvoll Titel, die man auch unter der Überschrift „A Worthy Compensation: The Bonus Tracks“ zusammen- fassen könnte, was ein wenig bedauerlich ist, da ja wiederum gute acht Jahre vergangen sind, jedoch ist mehr von einem derart fantastischen Album keineswegs eine schlechte Nachricht. Schön wäre gewesen, wenn man sich noch etwas mehr vom Bombast des Vorgängers erhalten hätte – aber Darkness Falls Again bleibt ein schönes, im besten Sinne nettes (gar nicht mal so darkes) Synthpop-Album mit leicht angezogener Handbremse.
Tracklist:
01 My Monstrosity
02 Dancer In The Dark
03 Last Chance
04 Trockenfallen Lassen
05 I Watch My Life On TV
06 Electricity
07 Burning Gasoline
08 I Hope You’re Not Easily Scared
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VÖ: 17.10.2023
Genre: Synthpop
Label: Dependent
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