Alice Cooper – Detroit Stories (CD-Kritik)

Alice CooperManche Dinge werden mit zunehmenden Alter immer besser. Im Fall von Alice Cooper kann ich jetzt nicht sagen, ob mit dem Alter mein Musikgeschmack besser geworden ist oder ob Alice Cooper mit seinem neuen Album Detroit Stories wirklich das beste Album seit langer Zeit veröffentlicht. Am 26.02.2021 erscheint der Langspieler via earMUSIC und erzählt die Geschichte der Anfänge, wie Alice Cooper zu dem Musiker geworden ist, der uns seit mit- tlerweile über 50 Jahren begeistern und immer aufs neue über- raschen kann.

„Los Angeles hatte einen eigenen Sound mit The Doors, Love und Buffalo Springfield, In San Francisco gab es The Grateful Dead und Jefferson Airplane. In New York The Rascals und The Velvet Underground. Aber in Detroit wurde wütender Hard Rock geboren. Alice Cooper mit dem gitarren-lastigen Hard-Rock-Sound und der krassen Bühnenshow hat einfach nirgendwo in den USA reingepasst, weder musikalisch noch imagetechnisch. Detroit war der einzige Ort, an dem Außenseiter wie wir reinpassten. Und als die Leute noch rausfanden, dass ich im Osten von Detroit geboren wurde… waren wir zu Hause angekommen.” (Quelle: Pressetext)

Insgesamt 15 Tracks hat der Oldschool-Rocker zusammen mit Produzentenlegende Bob Ezrin auf Platte gebannt und sorgt dabei auch für die eine oder andere Überraschung. Denn das Album ist kein Einheitsbrei oder eine Auffrischung von Songs dir man schon kennt, sondern ein wilder Mix an Stilrichtungen und Einflüssen. Stilistisch lässt sich viel in die Zeit der 60er – 80er Jahre einordnen, was natürlich auch den Ursprüngen von Coopers musikalischer Karriere entspricht. Diese Zeitreise hat sich schon auf der 2019 erschienenen EP Breadcrumps angedeutet und wird jetzt mit einem gewaltigen musikalischen Feuerwerk auf Detroit Stories gefeiert. Die Sorge, dass wenn man mit einem Album eine Zeitreise begeht, die Songs altbacken oder eingestaubt klingen, muss man hier definitiv nicht haben. Alice Cooper klingt wie eine jüngere Version seiner selbst und schafft es, das verruchte, einzigartige Detroit der Vergangenheit ins aktuelle Zeitgeschehen zu transferieren. Musika- lisch gesehen ein unfassbar gelungenes Album, hier sitzt jeder Ton, jedes Arrangement ist absolut perfekt und man merkt vom ersten bis zum letzten Ton, dass hier nur Profis am Werk waren. Die markante Stimme von Cooper ist es, die einen immer wieder in Erinnerung ruft, welchem Künstler man hier eigentlich lauscht. Für Fans definitiv ein Wiedererken- nungswert, aber ich bin mir sicher, dass das Album auch bei jenen gut ankommen wird, die in den letzten Jahren mit der Musik des Schockrockers nicht sympathisiert haben. Die Songs wirken wie aus einem Guss, ohne sich aber gegenseitig zu kannibalisieren oder zu kopieren. Langeweile kehrt keine ein. Leichte Blueseinflüsse hier und da sorgen für etwas Abwechs- lung und setzen einen schönen Kontrast zu ab und an wiederkehrenden einzelnen aggres- siveren Passagen. Cooper hat in dem Langspieler mit dem Song „Hanging On By A Thread (Don’t Give Up)“ eine besondere Message untergebracht, die wohl selten besser gepasst hat als in der aktuellen Corona-Pandemie. „We’re all hangin’ on by a thread, We’re all starin’ at the razor’s edge, But we’re not gonna step off the ledge. No…“ Er nutzt den Song, um in jeder Strophe auf die aktuelle Situation einzugehen und Mut zu machen. Er beendet den Song mit einem Aufruf, weiter zu kämpfen, nicht aufzugeben und verweist (inkl. Telefon- nummer) an die Telefonseelsorge bei Selbstmordgefahr. Vor dieser Empathie und Wahr- nehmung der eigenen Verantwortung kann man nur seinen Hut ziehen. Generell kann Detroit Stories mit tiefgründigen und überlegten Lyrics punkten, die auch mal konträr zur Instrumentierung eingesetzt werden und so den Blickwinkel auf die Songs verschieben.

Fazit: Detroit Stories ist ein absolut gelungenes Album. Durch seine oberflächliche Leichtig- keit gehen die Songs supergut ins Ohr und durch die Intensität und Message dahinter bleiben sie ewig im Kopf. Egal an welcher Ecke oder Kante man hier Kritik äußern möchte, diese fällt durchweg positiv aus. Alice Cooper hat sich mal wieder selbst übertroffen und schafft es zu 100 % das zu vermitteln, was er sich mit diesem Langspieler vorgenommen hat: „Entdecke Detroit Stories, wie sie immer schon erzählt werden sollten.“

Tracklist:

01. Rock ‘n’ Roll
02. Go Man Go
03. Our Love Will Change The World
04. Social Debris
05. $1000 High Heel Shoes
06. Hail Mary
07. Detroit City 2021
08. Drunk And In Love
09. Independence Dave
10. I Hate You
11. Wonderful World
12. Sister Anne (Album Version)
13. Hanging On By A Thread (Don’t Give Up)
14. Shut Up And Rock
15. East Side Story

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VÖ: 26.02.2021
Genre: Hard Rock
Label: earMUSIC

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