Das Ruhrgebiet ist in der Szene dafür bekannt viele Veranstaltungen und Konzerte für die schwarzen Seelen des Westens zu geben. Auch am 13.04.2017 wurden die musikalischen Vorlieben der schwarzen Elektroszene gestillt. In der viertgrößten Stadt NRWs wurde ein kleiner Club zum Herzstück des elektronischen Abends. Im Essener Don’t Panic sollte es satte Bässe und deftige Beats geben. Zumindest war dies der Plan. Vier Bands sollten den Club in eine brachiale Elektroparty verwandeln. Ehe es los ging, konnten es sich die Besucher an der Bar gemütlich machen und noch einige erfrischende Getränke genießen und dabei mit anderen Besuchern quatschen. Die Bands Blütenasche, System Noire, The Psychic Force und reADJUST reisten nach Essen, um ihre Songs auf der kleinen Clubbühne zu präsentieren.
Mit einer kleinen Verspätung begannen die Herren von Blütenasche ihren Gig. Besucher, die sich die Zeit an der Bar vertrieben, mussten nun schnell zur Bühne, denn eine große An- kündigung gab es nicht. Doch die Gäste hatten schnell ihren Platz gefunden. Die meisten blieben an ihren Plätzen und nur wenige Leute schafften den Weg zur Bühne. Ihr neues Album „Tanz der Toten“ erscheint am 21.4.2017 und einige Tracks hatten sie schon dabei und spielten sie dem Publikum vor. Die Tracks wurden von den beiden ziemlich gut vorgetragen, doch einer der Lautsprecher machte den Bands einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und so mussten auch Blütenasche gegen einen knarrenden und knarzenden Lautsprecher kämpfen. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Wenn man es schaffte die knarrenden Laute großzügig zu ignorieren, durfte man den satten Beats, deftigen Vocals und eingängigen Rhythmen lauschen. Mit Tracks wie „Cthulhu’s Call“, „Warmachine“ und „Hexenjagd“ gaben sie einen Einblick in ihr neues Album. Die meisten Besucher bewegten sich nicht von der Stelle. Wippen war da das höchste der Gefühle. Nur einige wenige gaben sich den rhythmischen Klängen hin und tanzten ausgelassen. Wenn die böse knarrende Box nicht gewesen wäre, dann wäre der Gig perfekt gewesen. So beweisen Blütenasche, dass man auch als kleine Band richtig Stimmung machen kann.
Setlist: 01 Mirror 02 Blütenasche 03 Warmachine 04 Cthulhu’s Call 05 Friedhof ohne Kreuze 06 Panik (ES23 Remix) 07 Hexenjagd
Nach einer kurzen Umbaupause, ging es schon weiter mit der zweiten Band des Abends. System Noire aus Hannover wollten das Don’t Panic mit ihren elektronischen Klängen beschallen. Doch auch sie mussten mit dem kaputten Lautsprecher vorlieb nehmen. Insgesamt hatten sie neun Tracks dabei. Mit dabei waren das Icon Of Coil Cover „Dead Enough For Life“ und „On The Other Side“. Sie versuchten auch die Besucher ein wenig aus der Reserve zu locken. Dies klappte mit eher mäßigem Erfolg. Die meisten Besucher wollten entspannt den elektronischen Rhythmen lauschen. Ohne große Bühnenshow schafften sie es das Publikum mit ihren Liedern zu fesseln und in Partystimmung zu versetzen. Mit einer Menge Spaß beendeten System Noire ihren Gig und machten den Weg frei für die dritte Band des Abends.
Setlist: 01 Intro „Ressurrection“ 02 I Believe 03 Awake! 04 Never Surrender 05 Who Am I? 06 Why? 07 Dead Enough For Life (Icon of Coil Cover) 08 Dead Inside 09 On the other side
The Psychic Force wollten ihr neues Album „Welcome To Scarcity“ dem elektrogeneigtem Publikum vorstellen. Viele waren extra nur für sie angereist, aber sie mussten sehr stark sein. Das Konzert musste aufgrund technischer Probleme abgesagt werden. Frustriert verließen viele Besucher den Club und fuhren nach Hause. Auch The Psychic Force selbst ließ die Absage nicht kalt und versuchten eine halbe Stunde lang den Gig doch noch am Laufen zu bringen. Leider erfolglos. Doch es gibt für 2017 noch weitere Konzerte auf denen die Fans die Chance haben The Psychic Force live auf der Bühne zu sehen.
Die letzte Band des Abends war reADJUST. Das Trio hatte die Aufgabe die Besucher wieder in gute Laune zu bringen, nachdem viele die Enttäuschung des abgesagten Gigs von The Psychic Force noch nicht verdaut hatten. Sänger Jay betrat die Bühne mit einer Zwangsjacke und performte so die ersten Lieder. Die Jacke wurde aber schnell wieder abgelegt und das Publikum durfte einen bunten Mix aus der musikalischen Laufbahn von reADJUST live erleben. Natürlich durfte ihr neues Album „Straitjacket“ nicht fehlen. Viele neue Lieder wurden an diesem Abend gespielt und ermöglichten so einen Einblick in das neuste Werk reADJUSTs. Auch Keyboarder Tommes durfte einmal ans Mikrofon, um den Track „Synchronized“ seine Stimme zu geben. Die Stimmung im Club war leicht angeschlagen durch die soundtechnischen Probleme, der ansteigenden Hitze und dem abnehmenden Sauerstoffs. Dennoch waren reADJUST energie- geladen und schossen eine geballte Ladung Energie ins Don’t Panic. Als die letzten Töne von „Promised Land“ verklangen, wollten die Fans ihr elektronisches Trio nicht gehen lassen ohne eine Zugabe zu hören. Natürlich konnten sie dem Publikum diesen Wunsch nicht aus- schlagen. Passend für das Ruhrgebiet bestand diese aus „Wahre Helden“. Die letzten Töne verstummten und die Hintergrundmusik ging an und jeder wusste, dass der elektronische Konzertabend vorbei war. Manche blieben auf ein Bierchen und quatschten mit den Bands und andere machten sich direkt auf den Weg gen Heimat.
Setlist: 01 Lobotomie (Intro) 02 With Every Shot 03 Ego 04 Angst 05 Jekyll & Hyde 06 Lazarus 07 Jezebel 08 Synchronized (Tommes Vocals) 09 Void 10 Kontrollverlust 11 Dead Whore 12 Promised Land 13 Wahre Helden
Fazit: Das Don’t Panic bietet ein herrliches Ambiente für ein kuscheliges Clubkonzert. Mit einer kleinen Bühne konnten die Besucher ihren Bands ganz nah sein. Die Luft wurde nach einer Zeit immer weniger und auch die Temperaturen stiegen an. Natürlich kann dafür niemand was, obwohl eigentlich schon; aber so ist das nun einmal, wenn viele Menschen atmen müssen. Jedoch sollte die defekte Box schnell ausgewechselt werden, denn das stetige Knarzen hat doch leichte Zuckungen im Gehörgang verursacht. Die Bands gaben dennoch ihr bestes um das Publikum von ihrer Musik zu überzeugen und dies schafften sie auch. Der Abend bewies, dass es nicht immer die großen Bühnen dieser Welt sein müssen, um einen schönen Abend zu verleben. Leider fanden nicht viele Besucher den Weg ins Don’t Panic und als dann auch noch der Gig von The Psychic Force abgesagt werden musste, leerte sich der Club noch einmal drastisch. Wer sich entschied zu bleiben, konnte noch einen herzhaft elektronischen Abend verleben. Alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß und die pfamiliäre Atmosphäre versprühte noch einmal einen ganz besonderen Charme.