Then Comes Silence – Machine (CD-Kritik)

Then Comes SilenceMit der Gothic-Rock/Post-Punk-Band Then Comes Silence hat im letzten Jahr eine der wichtigsten Formationen ihres Genres ein Vertrag bei Oblivion/ SPV unterschrieben. Die Stockholmer, die zuletzt mit ihrem Output »Blood« (2017) für Furore sorgten, kündigten im Zuge dessen ihr neues Studioalbum »Machine« für den 13.03.2020 an.

Schweden ist bekannt als Geburtsland vieler toller Bands. Das trifft auch auf Then Comes Silence zu. Mit „Machine“ liegt nunmehr der fünfte Longplayer der Post-Punker aus Stockholm vor. Mit „We Lose The Night“ wird das Album angemessen eingeleitet – der Titel passt wie die Faust aufs Auge. Dieser Song lädt dazu ein, verloren durch die Nacht zu tanzen, mit geschlossenen Augen und langsam wiegend. Synthesizer und in Musik verpackte Schwere, die mit Leichtigkeit und Wärme erzählt wird, ergeben einen nicht nur stimmigen, sondern tollen Opening Song.

„Devil“ wiederum ist ein geradeaus gedachter Rocker mit coolem Riff, der nach einer Zigarette im Mundwinkel und somit fast lasziv klingt. Etwas böse, etwas verführerisch – so, wie ein Song über Mephisto, die Personifikation des Schlechten auf der Welt, nun einmal klingen sollte. Das Riff auf „Dark End“ mutet wiederum stark Achtziger-geprägt an. Alex Svenson kann sich mit einer Stimme problemlos neben frühen Gothic-Rock-Ikonen einreihen, insbesondere seine Ian-Curtis-esken Gesangslinien, die er mit klarer Eigennote versüßt, schlagen hierbei eine Brücke zwischen modernen Einflüssen, insbesondere in Produktion und Elektronik, und klassischen Sounds des Genres.

„I Gave You Everything“ bietet einen ungeheuer düsteren Start. Böse Synthesizer, ein treibender Drumbeat, mit kurzen, präzisen Lyrics und eruptiven Riffs überzeugt auch Anspielstation vier durch Energie, Trieb und Finsternis. „Ritual“ wiederum kehrt zu den klassischen Mustern des Post-Punks zurück, Strukturen und (Synth-)Sounds erinnern an Songs wie „Love Will Tear Us Apart“, die Perkussion hat starken Post-Punk-Charakter. Insbesondere die Dynamik der männlichen und weiblichen Vocals gibt diesem Song eine gewisse Sisters of Mercy-Stimmung.

Frei nach dem Motto „Tanz in den Tod“ überzeugt „Apocalypse Flare“ durch bestechende Sexiness, welche durch geflüsterte Backing Vocals nur noch gefördert wird. Hier darf mitgenickt und mitgesprungen werden. „Come with me, watch the apocalypse flare“ heißt es hier im Refrain, und somit trägt dieser Song die Attitüde des Endes aller Dinge als kurioses Großereignis. In den Augen des Rezensenten sollte dieses auch genauso gehandelt werden: Wenn dies die letzte Chance ist, machen wir einen drauf. Es wird eine gute Nacht.

„W.O.O.O.U.“ steht für „Wicked one – one of us“ und reicht somit sämtlichen Nachtge- stalten die Hand. Zelebriert wird hier also die Gemeinsamkeit und der Zusammenhalt, was besonders durch den eingängigen, weil klaren und simplen Refrain gut gelingt. Eine schöne Melodie, irgendwo zwischen Mono Inc. und „Don’t You Forget About Me“, die ins Ohr geht, und eine einfache Tonfolge, was seit jeher ausschlaggebend für einen funktionierenden Hit ist. Hier liegt ein solcher vor uns. Doch auch „In Your Name“ mit seinem Disco-Beat hat sich gewaschen. 120 druckvolle BPM, und auch die verwegen-böse klingenden Gitarren sind wieder da. Dies passt auch zum Thema des Songs – Schandtaten im Namen des Herren, egal welcher. Aufdrängend, ungemütlich und doch einnehmend beschreibt dieser Song seine Zeitgeist- und Fanatismuskritik.

Mit „Glass“ hingegen gelingt Then Comes Silence ein Song voller Groove und guter Synthies, die dem Rhythmus angepasst eine Mitschwingbegünstigung darstellen. Textlich wird hierbei der Reiz des Verbotenen besungen – „Like a moth to a flame she found herself here“, und „Don’t play with fire“. Die Lyrik wirkt zwar hier und da phrasenhaft, aber der Song erfüllt seinen Zweck voll und ganz: er ist eine Hymne auf das Tanzen, auf das Ausgehen, auf das Leben. Zwar ist die Generation, die mit Post-Punk aufgewachsen ist, vielleicht allmählich laut eigener Aussage etwas „zu alt für den Scheiß“, einleuchtend ist es aber dennoch.

„Kill It“ hat fast ein hypnotisches, psychedelisches Element. „Can you make it ‘till the end, chasing happiness?“ – Dieser Song klingt, als wolle er den Hörer provozieren, aus der Reserve locken. Insbesondere in der zweiten Hälfte entfaltet sich das Instrumental, auf der der Fokus dieser Band schon immer lag, extrem und treibt die Nummer zu Höchstformen. Episch und frei von Eile ist jeder Schlag ein Volltreffer, die Riffs auf den Punkt, das Solo mitzerrend. „I was a fool, I’m a stranger now“ – Mit „Cuts Inside“ wird ein Resümee gezogen, dessen Leitspruch lautet: „Don’t look back“. „Machine“ wird beschlossen durch einen zügigen Closer, der Spaß macht und nach vorne blickt. Das passt sehr gut, denn genau dahin geht der Song auch – klar nach vorne. Ein Rausschmeißer, der zum finalen Abgehen einlädt, und lässig und abgeklärt dahergerockt kommt. Exzellente Wahl für das Fazit des Albums.

Fazit: „Machine“ ist ein Album, welches das Talent seiner Macher in großem Maße ausbreitet und enormes Vergnügen verbreitet. Hierbei schwelgt es nicht nur der Nostalgie einer seit vier Jahrzehnten vergangenen Zeit, sondern peppt das Altbekannte auf und verpasst ihm einen modernen Drive. Gekoppelt mit den Fähigkeiten dieser Truppe macht dieses Album eine verdammt gute Figur und bietet über 11 Songs fabelhafte und ab- wechslungsreiche Unterhaltung aus den Gefilden des düsteren Rocks.

Tracklist:

01 We Lose The Night
02 Devil
03 Dark End
04 I Gave You Everything
05 Ritual
06 Apocalypse Flare
07 W.O.O.U.
08 In Your Name
09 Glass
10 Kill It
11 Cuts Inside

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Release: 13.03.2020
Genre: Gothic Rock / Post Punk
Label: Metropolis Records

Then Comes Silence im Web:

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