d‘Artagan – In jener Nacht (CD-Kritik)

Da sind sie wieder – die Musketier-Rocker von d’Artagan bringen ihr drittes Album „In jener Nacht“ heraus. Fans der Gruppe wissen mittlerweile, was sie wollen: Frohgestimmte, mitsingbare, volksgerechte Folk-Rock-Musik. Und man kann sagen – genau das gibt es hier. Eine Dreiviertelstunde lang bleibt es im Großen und Ganzen vor allem eins: ganz nett. Die Musik unterhält, die Texte sind da, die Musik ist mittel- alterlich angehaucht, und wenn man das möchte, kann man bestimmt das eine oder andere Horn zu dieser Musik leeren.

Bei Songs wie „In jener Nacht“ kann man fast schon den typischen Schlager-Wir-klatschen-auf-eins-und-drei-Charakter erkennen, „Flucht nach vorn“ wiederum ist eine eher zügige Num- mer mit Santiano-Allüren. „Einer für alle für ein“ handelt nicht totzukriegende Allerwelts- thema der Freundschaft ab, „Pech oder Glück“ ist das „Karma is a bitch“ für die Generation In Extremo. Der mit französischem Titel lockende „Chanson de Roland“ könnte fast als Seemanns-Chanty durchgehen, der Rhythmus ist mit 120 BPM schön mitrockbar, der Clean- gesang mit Seemannschören garniert wird wohl das ein oder andere Bierzelt zum Vibrieren bringen können.

Mit einigen schönen Akustik-Riffs steht „Endlich frei“ nun ins Haus – fast schon ein Minnesang, der denjenigen, der Sänger Ben Metzner primär als Prinz R. Hodenherz III kennt, ein wenig lächeln lässt. Auch hier lassen sich rhythmische und lyrische Parallelen zum Schlager, insbesondere der eher rockinduzierten Vertreter dieser Richtung, nicht verleugnen. Wenn man das nun – anders als der Autor dieses Texts – total geil findet, der wird auch bei diesem Song seine helle Freude haben. Selbst der Schreiber kann nicht leugnen: Mit einer gewissen Lebenserfahrung und leicht einem sitzen kann das bestimmt an einem feucht- fröhlichen Gemeinschaftsabend mit alten Freunden ganz lustig werden.

Nicht wirklich tiefsinnig, dafür aber um einiges melancholischer wird es nun auf „Entfache mein Feuer“. Passend zum Titel wäre es nun wohl angebracht, die Feuerzeuge rauszuholen und angezündet in die Luft zu halten. Leuchtet ein, oder? Na, dann kann es ja jetzt wieder etwas rockiger werden. „Wir haben nichts“ ist ein weiterer Lobgesang auf Freiheit, Treue und die Lebenserfahrung. Die eine oder andere Zeile ist ganz witzig, aber wirklich herausfordern tun die Musketiere auch hier nicht wirklich jemanden. Kann man ja auch mal machen.

„Drei Nymphen“ ist ein weiterer Song, in dem ein Seemannsgarn gesponnen wird. Die Weisheit „Stille Wasser sind so tief“ zieht ja auch immer. Was auch immer geht: ein Song, der sagt, die Menschen seien alle nicht perfekt, von daher sollen wir einfach in Ruhe einen trinken, wir können’s ja eh nicht mehr ändern. Genau das ist der Song „Strafe muss sein“. Die Single „Sing mir ein Lied (Skye Boat Song)“ handelt vom guten alten Fernweh, die Geschichte eines Matrosen, der sich auf die Reise begibt. Diese wird hierbei bilingual erzählt und trägt eine gewisse Schwere. Dann wird es wieder ein bisschen fröhlicher und dudeliger, weiterhin werden rhetorische Fragen an den Hörer gestellt, Gemeinschaft und Solidarität ausgedrückt. „Die Welt in der wir leben“ ist ein weiterer Freundschaftssong, der an das appelliert, was ja jeder irgendwo in sich trägt: die Lust darauf, einfach mal mit ein paar guten Kumpels um die Häuser zu ziehen. Ganz interessant hier: der Tempo- und Tonhöhenwechsel in der zweiten Hälfte. Wieder irgendwie typisch Schlager.

Von Seemännern, mittelalterlichen Rum- und Weingelagen geht es nun zu Friedrich Schiller: Auf dem letzten Song des Albums wird nun „Wallenstein“ verarbeitet. Der Feldherr aus dem dreißigjährigen Krieg ist ja hinlänglich bekannt, und natürlich ist der Songtext des Liedes keine historische Abhandlung – „Wallenstein, du schwarzer Teufel, hast ein Herz aus Stein“ ist jetzt wahrlich kein Brecher, und auch so Phrasen wie „Wer nicht wagt, darf nicht hoffen, nur verliern“ haben wir jetzt auch schon öfter gehört, dafür schmettert der Refrain ein bisschen mehr, und das ist doch schon mal nicht schlecht.

Fazit: Es gibt definitiv Situationen, in denen sich der Autor dieses Texts Songs von d’Artagan anhören würde. Die wenigsten dieser Szenarien zeichnen sich jedoch durch Nüchternheit aus. „In jener Nacht“ ist ganz nett, unaufregende, sehr versöhnliche und positive Seichtrock-Musik mit Folk-, Mittelalter- und Schlagerelementen. Wem das gefällt, der wird auf diesem Album eine fast schon perfekte Umsetzung davon finden, denn gut gemacht ist das Album. Der eine oder andere könnte jetzt vielleicht sagen, die Musik klinge, als bestünde die Zielgruppe aus Leuten jenseits einer gewissen Altersgrenze, denen Feuerschwanz schon zu wild ist. Aber selbst wenn: Auch für die darf es ja Musik geben. Dass die mir nicht gefallen muss, heißt ja nicht, dass da ganz viele andere Menschen nicht ihren Spaß mit haben können. Cheers!

Tracklist:

01 In jener Nacht
02 Flucht nach vorn
03 Chanson de Roland
04 Einer für alle für ein‘
05 Pech oder Glück
06 Endlich frei
07 Entfache mein Feuer
08 Wir haben nichts
09 Drei Nymphen
10 Sprengt die Ketten
11 Strafe muss sein
12 Sing mir ein Lied (Skye Boat Song)
13 Die Welt in der wir leben
14 Wallenstein

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VÖ: 15.03.2019
Genre: Folk Rock
Label: Sme Media (Sony Music)

d‘Artagan „In jener Nacht“ Tour 2019

09.05.2019 Hamburg, Markthalle
10.05.2019 Berlin, Privatclub
11.05.2019 Dresden, Scheune
17.05.2019 Bad Elster, König-Abert-Theater
18.05.2019 Stuttgart, Im Wizemann
23.05.2019 Bochum, Zeche
24.05.2019 Hannove,r Musikzentrum
25.05.2019 Aschaffenburg, Colo Saal
30.05.2019 München, Backstage
31.05.2019 Nürnberg, Hirsch

Tickets unter www.headlineconcerts.de

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