Amphi Festival 2016 – Teil 2 (Festivalbericht)

Amphi2016vorberichtAm zweiten Tag wollte auch die Sonne dem Amphi Festival beiwohnen. Mit enormer Kraft und starker Hitze mussten die Besucher vorsichtig sein sich keinen Sonnenbrand oder gar –stich einzufangen. Hierfür boten die diversen Shoppingmöglichkeiten viele Alternativen um Kopf und Körper zu schützen. Viele Stände boten die verschiedenste Kleidung an. Von einem schicken Hut bis hin zu festivaltauglichen Schuhen, war alles dabei was das schwarze Herz begehrt. Ebenso für den Magen gab es viele diverse Köstlichkeiten. Einziges Manko war der Preis, denn für einen schwarzen Burger musste der schwarzliebende Fan satte 7 Euro hinblättern. Wenigstens sorgten die Veranstalter dafür, dass der Besucher ausreichend Flüssigkeit bekam. Wer keine 3,50 Euro für ein Wasser ausgeben wollte, konnte sich an dem kostenlosen Wasserspender seine Flasche auffüllen und bei Bedarf seinen Kopf kühlen. Mit diesen Mitteln gegen die Hitze gewappnet, konnte der zweite Tag des Amphi Festivals starten.

Pünktlich um 11 Uhr wurde der zweite Tag mit Beyond Obsession auf der Main Stage eingeläutet. Mit ihren sanften Elektrotönen und harmonischen Klängen wurde der zweite Tag wesentlich entspannter begonnen als mit XRX am Vortag. Hier nahm man Rücksicht auf die verkaterten Besucher und so ließ sich die Masse von zarten Amphi_2016_11_Tuesn_0003_MG_0053Klängen in den Bann ziehen. Mit wohltuenden Klängen ging es mit TÜSN weiter. Zarte elektronische Melodien mit träumerischen Lyrics verzauberten das Publikum im Nu. Damit die Festivalbesucher vor der Main Stage jedoch nicht komplett in diese träumerische Atmosphäre festhingen, wurde es anschließend laut und rockig. Mit den Herren von Unzucht wurden nun härtere Töne angeschlagen. Als die Meute wach wurde, ließ es sich Sänger Daniel Schulz nicht nehmen auch ein Bad in der Menge zu genießen. Die Fans hoben ihren Liebling hoch in die Luft und Daniel genoss das Surfen über und mit seinen Fans. Die Körper wechselten ihren Aggregatzustand von fest zu flüssig, aber die Stimmung war bombastisch. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurden wieder Synthie und Co. ausgepackt. Solar Fake rockten die Bühne auf ihre Art und Weise. Gefühlvoller Synthiesound traf auf emotionale Vocals. Aus headbangenden Menschen wurde nun eine einheitliche Welle von rhythmisch tanzenden Menschen, die sichtlich die Klänge von Solar Fake genossen. Nachdem Solar Fake die Bühne verließen wurde es Zeit für Amphi_2016_15_SuicideCommando_0007_MG_0530derben Elektro der aggressiven Sorte. Suicide Commando gaben sich die Ehre und schmetterten die Beats gnadenlos in den Tanzbrunnen und ließen den Boden beben. Jeder wurde von den knallharten Lyrics und Bass mitgerissen. Jeder feierte knallhart und eskalierte zu dem schnellen und aggressiven Sound der belgischen Kult Elektroband. Außer die Enten, die Enten schien dies nicht weiter zu Beeindrucken. Dafür waren die Besucher mehr als begeistert. Die Be- geisterung sollte keinen Abklang finden, denn nach S. Comanndo wurden Covenant auf die Bühne gebeten. Nicht ganz so „Auf die Fresse“ versuchten sie den Puls des Publikums, mit ihren ruhigen tanzbaren Rhythmen, wieder auf normale Werte zu kriegen. Die elektronischen Klänge ließ die Masse in eine andere Welt eintauchen und versetzte sie in eine träumerische Atmosphäre. Eingehüllt in dieser wohligen Atmosphäre schwärmten noch einige nach dem Konzert über das, was sie eben gesehen hatten. Währenddessen machten sich Project Pitchfork hinter der Bühne fertig. Die vorletzte Band auf der Main Stage ließ den Kessel noch einmal aufbrodeln und rockte noch einmal richtig los. Die Kultband betrat die Bühne und die Menge war schon außer sich. Voller Schwung und Elan Amphi_2016_14_SolarFake_0001_MG_0341feierten sie zusammen mit Project Pitchfork eine Elektroparty der Extraklasse. Die Sonne verabschiedete sich auch so langsam und die Temperaturen waren genau richtig, um noch einmal richtig zu Tanzen. Das Tanzbein wurde geschwungen als gäbe es keinen Morgen mehr. Ebenfalls betrat ein alter Bekannter die Bühne und performte mit der Band einen Track. Sven Friedrich von Solar Fake ließ es sich nicht nehmen einen Track zusammen mit einer der beliebtesten Elektrobands der Szene zu singen. Die Menge war davon positiv überrascht und feierte die Kombo. Dennoch war auch der Gig irgendwann zu Ende. Nun hieß es Bühne frei für die letzte Band auf der Main Stage des Amphi Festival 2016. Nachdem sie im letzten Jahr ihr neustes Album „In Dreams“ veröffentlichten, wollten sie einige neue Songs auch den Besuchern auf dem Amphi Festival vorstellen. Die Menge war über den Gig zwiegespalten. Die einen verfielen in einen wohligen Rausch bei dem Konzert und andere fanden die Musik ein wenig unpassend für das Festival. Dennoch war die positive Resonanz wesentlich größer als die negative. Amphi_2016_19_Editors_0002_MG_0096So schafften Editors ein letztes Mal die Menge in eine Euphorie der Superlative zu versetzen und jeder Editors Fan war schlicht weg begeistert und fasziniert von ihrem Auftritt. Die Herren zeigten vollen Körpereinsatz, was man vor allem an der Transparenz der Kleidung sehen konnte. Höchstwahrscheinlich haben sie auch den ein oder anderen neuen Fan für sich gewinnen können. So wurde es auch still auf der Main Stage und die Menge applaudierte; nicht nur den Editors, sondern dem gesamten Amphi Festival 2016.

Um 11:40 Uhr öffnete das Theater seine Pforten, um die feierwütige Menge in Empfang zu nehmen. Zusammen mit Xotox wurde im Theater der zweite Tag mit viel Krachbumm eingeläutet. Hier konnte das tanzwütige Volk das Tanzbein schwingen Amphi_2016_12_Mantus_0008_MG_0231und zu den harten Rhythmen von Xotox richtig abgehen. Nach der elektronischen Ekstase, sollte es nun ruhiger auf der Theater Stage zugehen. Mantus entführten das Publikum in eine traumhaft schöne Welt. Sanfte Klavierklänge trafen auf rockige Gitarren. Gespickt wurde dies mit der melodisch schönen Stimme von Sängerin Tina Schindler. Doch auch die gesanglichen Talente Martin Schindlers konnten sich hören lassen. Mantus boten eine perfekte Überleitung zu dem nächsten Act. The Beauty Of Gemina behielten mit ihrem sanften Rock die Ruhe in der Halle und manch einer sah dies als willkommene Gelegenheit um noch einmal Energie zu tanken. Andere hingegen empfanden die ruhigen Klänge als langweilig und ermüdend und nutzen die Gelegenheit lieber um draußen die Sonne zu genießen. Nach den wohltuenden Klängen wurde es aggressiv hart im Theater, denn mit Ost+Front hielt nun derber Gitarrensound Einzug. Mit ihren Instrumenten holten sie den Putz von der Decke und viele feierwütige Fans ließen es sich nicht zweimal sagen dabei zu helfen. Die Köpfe wurden geschwungen und es wurde lauthals mitgesungen und gegröhlt. Von der vorherigen Ruhe und Anmut war nicht mehr viel übrig. In einem Schlag war die Menge auf Krawall gebürstet und diese wurde mit den Klängen von Ost+Front ausgelebt. Nach einer ordentlichen Portion Neuer Deutscher Härte, IMG_1423durchlebte das Theater eine Zeitreise. Zurück ins Jahr 1815 zu der Epoche der Romantik lud die Musikkapelle von Coppelius ein. Nicht nur musikalisch wurde die Deutsche Romantik zum Leben erweckt, sondern auch optisch wurden Zylinder und Co. auf einem Schlag wieder modern. Die klassischen Instrumente hatten ihren eigenen Charme und der einzigartige Sound kam beim Publikum gut an. Vor allem die Fans hatten ihre wahre Freude ihre Lieblinge noch einmal live sehen zu können, ehe sie in eine Pause gehen. Der Mix aus romantisierten Lyrics und ebenso fantastischen instrumentalen Klängen umhüllten die Zuhörer in eine längst vergangene Zeit. Zurück in der Gegenwart ging es aber genau so romantisch weiter. L‘ Âme Immortelle lockten eine große Fanbase ins Theater und bewiesen, dass sie noch lange nicht zum alten IMG_1803Eisen gehören. Mit klangvollen Melodien und atem- beraubenden Vocals zogen sie die Menge in ihren Bann, mit einem Hauch Schwarzromantik. Das Publikum war schlichtweg hingerissen von der Performance und so neigte sich auch langsam das Ende des Festivals auf der Theater Stage zu. Doch bevor Joachim Witt als letzter Act spielen sollte, konnten sich die Hörer noch einmal auf eine ordentliche Portion Rock freuen. Moonspell wollten noch ein letztes Mal harten Rocksound durch die Hallen schicken. Dennoch setzten Moonspell, neben dem Shouting, auch auf melodische Vocals. Der Mix aus satten Riffs und klangvollen Instrumenten weckten noch einmal das feierwütige Volk auf und die Party kam richtig in Schwung. Doch auch diese Party muss einmal zu Ende gehen und so räumten Moonspell unter einer Menge Applaus die Bühne und schufen Platz für einen wahren Veteranen der deutschen Musikszene. Kaum jemand war im Laufe seiner Karriere so experimentierfreudig wie Joachim Witt. Von Neuer Deutscher Welle, bis hin zu düsteren Gothic hat er jedes Genre einmal ausprobiert. Vor allem aber sein Album „Neumond“ bekam viel positive IMG_8652Resonanz. Deshalb war es auch nicht wunderlich, dass einige Tracks aus eben diesem Album gespielt wurden. Leicht verstreut brauchte er einige Minuten um in Schwung zu kommen, aber danach gelang es ihm das Amphi Festival würdig auf der Theater Stage zu beenden. Richtig Stimmung kam beim „Goldenen Reiter“ auf. Nahezu jeder im Saal konnte diesen Hit mitsingen. Doch auch irgendwann wurde es ruhig im Theater und die Halle leerte sich langsam. Wo eben noch die große Party stattfand herrschte nun gähnende Leere. Ein wenig traurig und dennoch mit einem Lächeln im Gesicht gingen die Besucher heimwärts.

Während auf der Main und Theater Stage schon die Körper warmgetanzt wurden, gewährte die Orbit Stage erst um 13 Uhr Einlass. Ehe die erste Band spielte konnten sich die Besucher auf Deck einen Cocktail genehmigen oder im Saal auf die Ankunft der ersten Band warten. Dies waren an diesem Tag XMH und brachten ein Repertoire an harten Elektro mit. Tanzen stand hier auf dem Programm und bei dieser Musik blieb kein Tanzbein stehen. Jeder musste sich zu diesen Rhythmen bewegen. Auch ohne Seegang schaukelte das Schiff passend zu den Beats. Um die Pause ein wenig kreativer zu gestalten präsentierte Honey von Welle: Erdball den komponierten Track, den er am Abend zuvor mit vielen C64 Fans zusammen produzierte. Extra dafür verschlug es alle Songwriter auf das Schiff, um sich ihr Schmuckstück anzuhören und ihren eigenen Track live auf der Bühne zu hören. Ein wenig ruhiger und dennoch elektronisch sollte es auf dem Schiff weitergehen. Cryo setzten auf ruhigere Klänge und kreierten eine träumerische Welt aus zarten elektronischen Tönen und klaren Vocals. In dieser Atmosphäre konnten sich die Besucher noch einmal entspannen. Denn schließlich sollte es noch einmal heiß hergehen auf der MS Rheinenergie. The Devil & The Universe sind vom Stil her schwierig zu beschreiben. Sie mischten viele verschiedene Elemente und kombinierten sie zu einer eigenen neuen Kreation. Ein wenig skurril wussten auch einige Tänzer nicht wie sie sich zu diesen eigenartigen Rhythmen bewegen sollten. Dennoch tanzte das Volk ausgelassen und lauschte den Amphi_2016_16_Faderhead_0002_MG_0019unge- wöhnlichen Tönen der österreichischen Kombo. Skurril für manch einen, aber für den anderen eine neugewonnene Band, die sich einen Platz im Plattenregal gesichert hatte. Nachdem man nun eine halbe Stunde Zeit hatte den vorherigen Gig zu verdauen, wurde es Zeit für den Partymacher der Szene die Bühne zu betreten. Monsieur Faderhead gab sich die Ehre und schmetterte die Beats durch die Gegend. Mit zum Programm gehörte natürlich auch die Lyrics nur so heraus zu ballern. Anklang fand er damit allemal. Das sonst so angenehm klimatisierte Deck wurde in eine stickige Wolke gehüllt und die Menschen tanzten ausgelassen und machten ordentlich Party. Ganz nach Faderheads Geschmack. Es ruckelte und schaukelte, doch die Menge schien dies nur wenig zu interessieren. Sie feierten ausgelassen zu der Musik und ließen ihren Aggressionen, durch positives Tanzen, freien Lauf. Nachdem der Schweiß in Strömen floss und auch die Luft zum Schneiden dick war, gab es mit Escape With Romeo melodischen Rock auf die Ohren. Viele sahen die angenehmen harmonischen Töne als perfekten Übergang zum Headliner an. Sie genossen die ruhigen Klänge und erholten sich von der Eskalation mit Faderhead. Schlicht und ruhig präsentierten Escape With Romeo ihre Tracks und verringerten den eigen produzierten Seegang auf dem Schiff. Der Headliner des Abends war Spiritual Front. Auch sie verbannten die harten Töne nach draußen und begegneten das Ende des Festivals eher ruhig. Die Stimme Simone Salvatoris war zunächst gewöhnungsbedürftig. Nicht alle konnten was mit diesem tiefen Gekrächze was anfangen. Doch manche wussten, was sie tun mussten und so bewegten sie sich sachte zu der Musik und machten den Wellen draußen im Rhein mächtig Konkurrenz. Die Italiener verstanden es die Masse unter ihre Fittiche zu nehmen. Sie setzten dem Amphi Festival 2016 ein harmonisches Ende auf der Orbit Stage.

Als auch der letzte Ton verstummte und das letzte Kabel verstaut war, wollten viele noch nicht nach Hause gehen. Die anderen wiederum mussten sich mit der knallharten Erkenntnis des Alltags zufrieden geben und dachten schon an den anstrengenden Arbeitstag, der auf sie wartete. Deshalb verstreute sich ein Teil der Besucher auf die Parkplätze und dem Bahnhof. Aber diejenigen, die weder Uni noch Arbeit am nächsten Tag hatten versammelten sich zur Aftershow Party, um das Tanzbein das zu geben was es verlangte. Dafür wurden erneut Top DJs der Szene geholt, um noch einmal Stimmung in die Bude zu bringen. Mit dabei waren: DJ Daniel Myer (Haujobb | Architect), DJ Alexx Botoxx (Eisenlager), DJ Danie Graves (Aesthetic Perfection), DJ Dalecooper (Shadow) und DJ Andtrax (Musikclub 77). Die Party ging bis 3 Uhr morgens und dann hieß es auch für den letzten Nachtschwärmer ab nach Hause und bis zum nächsten Jahr, wenn das Amphi Festival 2017 ruft.

Das Amphi Festival endlich wieder zurück am Tanzbrunnen in Köln. Diese Nachricht hat die meisten Besucher tierisch gefreut. Das Staatenhaus Problem wurde ideal gelöst, indem zwei weitere Bühnen zur Verfügung gestellt wurden. Obwohl die Orbit Stage ein wenig abseits lag, tat dies der Stimmung keinen Abbruch und die Mehrzahl freute sich, dass ein Schiff zur Bühne wurde. Das Theater hingegen wurde von einigen nicht so positiv wahrgenommen, da es stellenweise viel zu lange dauerte um dort hineinzukommen und auch der Einlassstopp gefiel vielen nicht. Dennoch muss gesagt werden, dass die Veranstalter nur den Sicherheitsbestimmungen folgten und nur durch diese Einhaltung ist gewährleistet, dass nichts passiert. Das Experiment der drei Bühnen hatte die üblichen Kinderwehwehchen und ich bin mir sicher, dass diese Probleme gelöst werden. Das Line Up bot eine bunte Mischung aus der Szene und viele bekannte, aber auch neue Gesichter fanden den Weg auf die Bühne. Was das Line Up anging hat sich das Amphi Festival wieder einmal selbst übertroffen. Schade war allerdings, dass die Fans auf Lesungen verzichten mussten. Denn die Vorträge von Mark Benecke waren immer ein voller Erfolg gewesen.

Der kostenlose Trinkspender war für viele ein wahrer Lebensretter, denn nichts desto trotz waren die Preise teilweise sehr unverschämt. Mit einem 20 Euroschein wäre man wahrscheinlich verdurstet. Dennoch hat Amphi Festival, mit der Rückkehr zum Tanzbrunnen, seinen ursprünglichen Charme wieder erlangt und die Mehrheit freut sich schon auf das Amphi Festival 2017.

Die Bilder vom Festival findet ihr >>HIER<< in unserer Fotogallerie.

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