WIEGAND – Released (CD-Kritik)

Die dunkle Jahreszeit 2018 bricht herein und kündigt ausgewählte Electro Pop-Klänge aus dem Hause Wiegand an. Klingt unbekannt? Klingt nicht besonders? So ganz unbekannt ist Helge Wiegand nicht, steht er doch seit 2013 als Backing-Vocalist und Keyboarder der Band DIORAMA auf der Bühne. Vier Jahre später lädt ihn Volker Lutz, Songwriter und Sänger der Formation t.o.y., dazu ein, seine Band musikalisch zu bereichern. Seit 2013 hat Helge Wiegand die Welt bereist und Auftritte in Deutschland, Polen, Dänemark, Israel und Mexiko bestritten. Er ist viel herumgekommen und hat sich von den ihn umgebenden Musikern inspirieren lassen, ein eigenes Album fertigzustellen. Einen ersten Einblick gab am 10.10.2018 die Single „Floating Away“, die mit namhaften Remixern wie Vasi Vallis (Frozen Plasma, Future Lied To Us), Volker Lutz (t.o.y.), Alex Krivoruko (Mental Discipline) u.a. aufwartete. So viel geballte Künstlerpower zahlte sich aus und die Single stieg direkt in die DAC-Charts ein. Kurz vor Weihnachten, am 20.12.2018, erscheint nun das Debüt-Album „Released“. (Quelle: Pressetext)

„Down The Memory Lane“ als Einstieg entzückt durch einen groovigen Rhythmus mit Mit- wippzwang und herrlich pulsierenden Soundperlen. Der erste Titel wirkt ätherisch und fragil trotz des trockenen Beats und der ernsten Thematik der menschlichen Entfremdung. Das ist ein sehr schöner Einstieg in das Album und auch programmatisch für das Kommende. Die im Oktober veröffentlichte Single „Floating Away“ geht dynamisch nach vorn los und geschmeidig ins Ohr. Sie vereint gekonnt den fetten Sound mit gefühlvoller Melodie zu einem wunderhübschen Synthiepop-Titel. In der hymnisch zu nennenden Ballade „Falling“ werden im Background ganze Chöre aufgefahren, die mit Tiefgang und viel Gefühl das Soundbett für den sanften Fall bereiten. Mit diesem Soundtrack wird die Landung auf jeden Fall eine weiche sein. Etwas düsterer, elektronischer ist „The Room“. Der flotte Synthiepop wird gepimpt durch die verfremdeten Stimmen, was über dem staubtrockenen Beat sehr cool kommt. Im Mid-tempo verbreitet „Hideaway“ ein Gefühl von Ernsthaftigkeit. Die 80er Jahre schwingen bei „Time“ elegant mit durch Arpeggio und Filtereffekt in Erinnerungen an früher —passend zum Thema. „Superheld“ fällt als Klavierballade und leichtem Plattenspielerknistern etwas aus der Reihe, aber noch viel mehr, weil der Text auf Deutsch ist. In seiner Schlichtheit ist es ungemein romantisch: „Ich lass Dich mit meinem Herzen sehen, denn ich bin ein Superheld!“ „The Little Man“ packt einen mit jener Art Intensität, die sich nicht aufdrängt, wieder mit viel 80er-Charme inspiriert von Bands wie z.B. Alphaville. „Waiting In Line“ beschließt als Ballade das Debüt-Album. Sanft und melancholisch verabschiedet sich „Release“ mit Wellenschlag und Möwenge- schrei im Abgang. Viel zu schnell für meinen Geschmack, denn nun bin ich angefixt von diesem schwebenden, ätherischen Werken, aber es folgen noch andere Versionen dreier Titel des Albums. WIEGAND lässt „Down The Memory Lane (Live Piano Session)“ und „Falling (Piano Edit)“ als Klavierversionen erscheinen, davon Erstere als Live-Mitschnitt. Eine gute Entscheidung! Die schlichte Variante mit Klavier und Gesang erhellt die Schönheit dieser Lieder unmittelbar und berührt das Herz. Für die zarteren Seelen ist das Lauschen der Piano-Titel taschentuchpflichtig. „Floating Away (Aftershow Mix)“ erschien bereits als Tanzbodenversion auf der EP im Oktober und erinnert zum Schluss daran, dass man es mit „Wiegand“ doch mit einer Elektro- und Synthie-Pop Band zu tun hat, die Musik zum Tanzen schreibt.

Fazit: „Released“ — befreit, losgelassen — einen passenderen Namen hätte WIEGAND nicht finden können für das Erstlingswerk. Genau das transportiert das Album mit leichtem ätherischen Touch. Das passt zur dunklen Jahreszeit: Man stellt das eingängige und gefühlvolle Album bei einer Tasse Tee und Kerzenschein an und fängt mit geschlossenen Augen an zu schwelgen. Aber das geht auch anders: Dazu kann bei Bedarf genauso ekstatisch getanzt werden. Das ist Musik sowohl für lange Tanznächte als auch fürs Herzgefühl. Die Titel zeigen manche 80er Jahre Anleihen, aber irgendwie gelingt es WIEGAND seine Stücke zeitlos klingen zu lassen. Besonders erwähnen möchte ich den ausdrucksstarken Gesang von Helge Wiegand, der in den nur mit Klavier begleiteten Versionen so viel Gefühl zum Ausdruck bringt, dass es das härteste Herz erweichen könnte. Besser geht es nicht!

Tracklist:

01. Down The Memory Lane
02. Floating Away
03. Falling
04. The Room
05. Hideaway
06. Time
07. Superheld
08. The Little Man
09. Waiting In Line
10. Down The Memory Lane (Live Piano Session)
11. Falling (Piano Version)
12. Floating Away (Aftershow Edit)

Kaufen: Bandcamp

VÖ: 20.12.2018
Genre: Synthiepop
Label:

WIEGAND im Web:

Bandcamp

Facebook