Neben dem M’era Luna Festival ist auch das Amphi Festival mittlerweile eine Institution der schwarzen Szene geworden. Kaum auf einem anderen Festival treffen sich Menschen in dieser Masse, um ihre Lieblingsbands zu sehen und zu genießen. Mit angenehmen 26 Grad und einigen Schauern war das Wetter optimal. Zumindest, wenn man an die Hitzewelle denkt. Dennoch schafften es viele pünktlich um 10 Uhr das Festivalgelände zu betreten. Eine Stunde, bevor es mit der ersten Band losging. Da war noch genügend Zeit für Bier und eine kleine Runde über das Gelände.
Opener des Festivals waren Intent:Outtake. Newcomer sind auf dem Festival stets willkommen, und auch wenn es die Band schon seit vier Jahren gibt, haben sie endlich den Weg auf die große Bühne geschafft. Dark Elektro vom Feinsten und so kam es, dass ein bekanntes Gesicht zur Unterstützung auf die Bühne kam. Niemand anderes als Chris von Agonoize und Funker Vogt stand der Band lyrisch zur Seite. Nach nur 40 Minuten mussten sie die Bühne räumen und auch musikalisch wurde gewechselt. Von Dark Elektro hin zu einer Mischung aus Punk, Country, Psychobilly und Rock’n’Roll. The Creepshow verwöhnten vor allem mit hausgemachter Musik die Ohren der Besucher und viele ließen sich auch von den rhythmischen Klängen dahingleiten. Da konnte selbst die heiße Mittagssonne der Stimmung keinen Abbruch machen. Alte Bekannte sah man mit [x]-rx wieder. Immer wieder gerne gesehen freuten sich die Fans vor allem auf die neu zusammengestellte Playlist, da es nun auch neues Material auf die Ohren gab. Leider war die Masse weniger empfänglich für die neuen Tracks, da sie sich ziemlich von den sonstigen Partyknüllern abhoben. Dies war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sie diesmal das Publikum nicht gänzlich mitrissen. Doch bei „Hard Bass Hard Soundz“ schnellten etliche Hände nach oben.
Nun musste sich entschieden werden, weiterhin vor der Mainstage stehen und den Mix aus elektronischer und rockiger Musik genießen oder doch lieber weiterhin knallharter Elektrosound bei der Theater Stage? Das waren zumindest die Optionen, wenn man den Shuttlebus entgehen wollte. Wessen Herz elektronisch schlägt, dürfte die Theater Stage nicht verlassen haben.
Denn von der ersten bis zur letzten Band flogen die elektrolastigen Klänge über die Menge. Mit Future Lied To Us begann die elektronische Odyssee. Mit den bekannten Gesichtern von [:SITD:], Frozen Plasma und Rotersand schufen die Herren eine elektronische Kom- position, die ihresgleichen sucht und damit war es noch lange nicht geschehen. Mechanischen Industrial boten Kiew. Mit viel Utz Utz und Bumm Bumm gelang es ihnen die Meute in eine Trance zu versetzen, aus die sie so schnell nicht mehr raus kommen sollten. Wer das Glück hatte in der Theater Stage bereits zu sein oder sich zeitig auf den Weg gemacht hat, konnte Centhron live auf dem Amphi Festival 2018 sehen. Wenn Wikinger spielen wollen und das auf die harte Art, dann sind sie bei Centhron richtig aufgehoben. Massenweise Fans mussten jedoch auf eine der anderen Bühnen ausweichen, denn Centhron schafften es den Laden so zu füllen, dass niemand mehr rein kam. Deshalb wäre ein Gig auf der Mainstage wesentlich besser gewesen, denn dann hätten alle Wikinger abfeiern können. Stattdessen konnten die schwarzen Seelen den wohltuenden Klängen der Unzucht lauschen. Ob nun „Kleine geile Nonne“ oder „Engel der Vernichtung“ wer wollte, konnte sich den unzüchtigen Klängen vollends hingeben. Wie die Masse bewies, tat sie es auch gerne.
Der erste Zwiespalt und Grund zu manch einer Gruppen- auflösung waren die parallel laufenden Gigs von Aesthetic Perfection und [:SITD:]. Viele blieben vor der Mainstage, da ihnen das Theater zu voll war. Wer dies tat konnte, feinen, großteils sanften Klängen und der melodischen Stimme von Aesthetic Perfection lauschen. Die Meute war vollkommen angeheizt, und wenn man einen guten Platz ergattern konnte, dann war auch der Sound spitze. Leider sollte dies zum späteren Zeitpunkt nicht mehr der Fall sein. [:SITD:] hingegen umhüllte die Masse mit einer düsteren Atmosphäre und alle freuten sich auf beliebte Klassiker wie „Laughingstock“ und „Richtfest“. Die stickige Luft verlieh dem Ganzen noch die körperliche Schweißnote. Immerhin wusste man, was man an diesem Tag getan hatte. Wer es noch länger im Theater aushielt, konnte sich anschließend noch über die Gigs von Funker Vogt und Midge Ure freuen. Funker Vogt mussten zunächst den Sängerwechsel überwinden und viele Fans wandten sich von ihnen ab. Großer Fehler, denn Chris zeigte sich in diesem Gig von seiner besten Seite und die Beats waren auch gut abgemischt. Ein bisschen Show und ein musikalischer Hochgenuss an diesem ersten Amphi Tag. Auch war es angenehm Chris‘ wirkliche Stimme zu hören oder zumindest eine melodische Seite zu entdecken. Brachial, elektronisch und finster sollte es weiterhin bleiben. Für Assemblage 23 trat Suicide Commando mit seinem Vintage Set auf. Der teils minimale Elektro verzückte die Herzen und die Beats klatschten den Leuten nur so entgegen. Nichtsdestotrotz wollten manche lieber Assemblage 23 sehen. Aber Johann van Roy versetzte das Publikum in eine Ekstase aus tanzbaren Elementen und knallhartem Elektro. Zum krönenden Abschluss kam Midge Ure perfekt. Mit Hits wie „Fade To Grey“ und „Dancing With Tears In My Eyes“ fühlten sich vor allem die älteren Zuschauer in ihre Jugendzeit zurückversetzt und das sah man ihnen auch an. Es wurde ausgelassen getanzt und gefeiert. Wer noch in seiner Jugendzeit steckt, hat wahre Ikonen der Szene sehen dürfen.
Auf der Mainstage hingegen tummelten sich Jung und Alt, denn nach Aesthetic Perfection beherrschten rockige Klänge den Tanzbrunnen. Die Allzeitbands durften natürlich nicht auf dem Amphi Festival fehlen. Diese wurden durch Mono Inc. und ASP repräsentiert. Ihre musikalische Darbietung verzückt jedes Mal aufs Neue die Fans. Mittlerweile können auch Leute mitsingen und mitfeiern, die sonst die Musik nicht hören. Mit ihren All-Time Favorites liegen sie einfach immer richtig. Während bei Mono Inc. der Platz vor der Bühne noch gegeben war, durfte man bei ASP nicht zu spät kommen, sonst gelang es nicht einen geeig- neten Platz zu bekommen, um der melodischen Musik zu lauschen. Leider war dies auch ein wenig der Tonabmischung geschuldet. Warum diese zur späten Abendstunde leiden musste, ist ein Rätsel. Doch die Fans genossen die Show und die Aufmerk- samkeit der Bands. Auch wenn sich die Shows mittlerweile ähneln wie geklonte Schafe, trafen sie den Nerv der Zuschauer. Mono Inc. glänzten mit ihrem Programm und die alten Songs wurden mehr gefeiert als manch neuer. Manchmal ist es eben so, dass die altbe- währten Songs eben die besten sind. Zumindest hatte die Band und die Masse zusammen Spaß und alle genossen den Auftritt. Da war es nicht wunderlich, dass auch mitgesungen wurde. Um ein wenig Abwechslung hineinzubringen, wurde OMD zwischengeparkt. Mit ihrem Synthiepop kombiniert mit Schlagzeug und Gitarren lockten sie nicht nur die Sonne raus, sondern auch eine Masse Zuschauer an. Zu den sanften Klängen ließ es sich perfekt auf den Headliner ASP warten. Andere nutzen die Zeit, um nochmal ausgelassen zu tanzen. Manche lauschten einfach nur gespannt den Klängen und ließen sie sanft in die Gehörgänge eindringen. ASP lieferten eine perfekte Show ab, wie bereits erwähnt, war der Ton suboptimal. Alexander Spreng genoss er- neut das Jubeln der Menge und zog daraus seine Energie. Immerhin war dieser Gig wesentlich besser als auf dem M’era Luna letzten Jahres. Klar fiel dort der Ton aus, aber danach wollte die Stimmung nicht mehr recht aufkommen. Ganz anders auf dem Amphi Festival. Hier wurde ein gebürtiger Abschluss des ersten Tages geboten.
Aber da fehlt doch noch was? Natürlich gab es auch wieder die Orbit Stage, die auf der MS RheinEnergie ihre Location gefunden hat. Hier finden sich Bands, die bekannt oder auch weniger bekannt sind. Doch das macht die Orbit Stage teilweise attraktiver als die Main oder Theater Stage. Denn hier kann man noch richtige Entdeckungen machen. Fans nehmen da gerne die Anfahrt mit dem Shuttlebus auf sich. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass der Shuttleexpress TOP organisiert war. Alle fünf Minuten stand ein Bus bereit, um die feierwütige Menge von A nach B zu bringen und wieder zurück. Auch konnte man ein wenig was von der Gastgeberstadt sehen. Die Orbit Stage bot nicht nur feines musikalisches Programm, sondern auch weiteres nettes Zubehör. So gab es Getränke, Cocktails und ein Cateringservice mit ausgesprochen leckeren Sachen. Ob vor der Bühne oder auf der Galerie, viel Platz war geboten. Deshalb lockte schon die Essener Band La Scaltra viele Menschen auf die MS RheinEnergie. Der ruhige Gothic Wave war perfekt für die Kinder der Nacht, auch wenn es mitten am Tag war. Die einzigartige Atmosphäre unterstrich das Gesamtensemble. Mut bewiesen die Herren von A Projection. Raus aus dem Büroalltag und rein ins Musikgeschäft. Schnell machten sie sich einen Namen im Untergrund und nun standen sie auf der Orbit Stage und das mit Recht. Ihre Musik erinnert an große Bands wie The Editors und selbst mit Depeche Mode wurden sie verglichen. Bekannt und dennoch neu präsentierten sich Whispers In The Shadows. Im Gothic Bereich verankert bilden sie musikalische Ensembles mit düsterem Post Punk. Mit ihren 21 Jahren Bühnengeschichte verzauberten sie das Publikum. Der Zauber sollte noch lange nicht abbrechen. Soviet Soviet fügten sich in das düster ruhige Konzept der Orbit Stage ein. Melodische Rhythmen und auch härterer Gitarrensound hallten durch das Schiff. Ruhige Vocals verzückten das Publikum. Da konnte das Tanzbein nicht stehen bleiben. Wahre Liebe in Musik gepackt: Lebanon Hanover bestachen mit authentischer Musik und ihrer Leidenschaft zu eben dieser. Auch hier dominierten dunkle finstere Töne. Schwerfällig durchzog sich die Musik über die Masse. Die einprasselnden Klänge versetzte das Publikum in einen wohligen Rausch. Die MS RheinEnergie wurde dann erneut von einer schwarzen Welle überrollt. Die Nachwuchshoffnung She Past Away gab sich auch die Ehre und war Headliner auf der Orbit Stage. Für Fans der leichten Füße ideal. Die Musik lud zum Träumen ein. Wer den Tag auf der MS RheinEnergie verbracht hat, sah, was die schwarze Szene sonst noch zu bieten hat, als die altbekannten Bands. Ein Blick beziehungsweise ein Gig auf der Orbit Stage lohnt sich immer.
So endete der erste Tag des Amphi Festivals. Mehr ruhig als mit einem ordentlichen Knall, aber wie jedes Jahr zeigt sich die Organisation perfekt und kaum auf einem Festival geht es gelassener zu. Als Besucher hat das Amphi Festival wieder bewiesen, wieso es mittlerweile ein Must See Festival ist.
…… Teile 2 folgt in Kürze!
Hier unser Bilder vom ersten Festivaltag:
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….. weitere Bilder folgen!