QNTAL – VIII – Nachtblume (CD-Kritik)

QNTAL zeichnen sich durch einen bestechenden Mix von Mittelalter- und Electro-Klängen. Synthesizer-Beats treffen Instrumente vergangener Tage. Auch auf dem neuen Album „VIII – Nachtblume“, das diesen Freitag erscheint, bleibt sich die Band selbst treu und zieht den Hörer mit geheimnisvollen, traumhaften Melodien und dem mittelalterlich geprägten klassischen Gesang von Syrah, die dem Projekt weitere Tiefe und Schönheit hinzufügt. Aus der Wiege holte das Projekt seinerzeit Ernst Horn von Deine Lakaien, und die charakteris- tische, avantgardistische Handschrift der Elektronik zieht sich bis zum achten Album der Band durch, auch fast zwei Jahrzehnte nach der Trennung von Horn. Sie schmiegt sich schon im Titeltrack „Nachtblume“ zuerst an mittelalterliche Klanggewände, bis sich nach zwei Minuten ein fast schon ungewohnt tanzbarer Beat herauskristallisiert, der fast schon VNV Nation-Allüren hat. Dazu gibt es die unverwechselbare Stimme von Syrah, die durch ihre genaue Betonung die Wirkung des Songs noch verstärkt. Auch „Die finstere Nacht“ hat einen schönen Rhythmus, während eine verzerrte Männerstimme über Violinen-Samples und Pfeifgeräuschen vom nächtlichen Ausreiten berichtet. Syrahs Gesänge spielen hierbei eine erstaunlich kleine Rolle, und der Sänger, den wir für einen großen Teil des Songs hören, kann bei ihr schlicht nicht mithalten. Im weiteren Verlauf der Platte taucht er auch nicht mehr auf. „Music On The Waters“ klingt wunderschön und hält alles, was der Titel verspricht: Klänge, durch die man langsam schwimmen möchte und die sich wie Wasser um den Körper schmiegen. An dieser Stelle ist es noch einmal wichtig, zu erwähnen, wie gut die Formel, die sich die Band auf die Fahne geschrieben hat, einfach funktioniert. Die zwei grundlegend völlig unterschiedlichen Stilrichtungen werden hier auf einen bestechend spannenden Nenner gebracht, der sich auch auf Platte Numero acht nicht abnutzt. Neben den handwerklich wie üblich großartigen QNTAL-typischen Nummern gibt es auch Songs, die herausstechen: „Chint“ ist die wohl elektronischste Nummer und hat fast schon einen EBM-Unterton. Der Text und die Gesangsweise spricht jedoch wieder eine klare Sprache. Bei „Before The World Was Made“ handelt es sich um einen ruhigeren Song, garniert mit akustischen Gitarren und langsamem Rhythmus. Auf dieses Lied folgt einer meiner persönlichen Lieblingstracks der Platte: „O Fortuna“. Fast bedrohlich, wie das Knurren eines Tiers klingt das Sample am Anfang, das in den Beat eingewoben wird, bevor sich der Song dramatisch entfaltet. Mich beeindruckte dieser Song sehr, obwohl er dem bisherigen roten Faden des Albums nicht viel hinzuzufügen hat. Das „Minnelied“ klingt ebenfalls nach dem, was der Titel ankündigt: Die Minne- und Werbegesänge der Ritter im Mittelalter werden hier förmlich und inhaltlich wunderbar in das altbekannte Klangbild der Band integriert. Und wo wir gerade bei den Texten sind: Textliche Unterstützung bietet bei den auf diesem Octavius besungenen Poemen niemand Geringeres als der Autor der „Die Zwerge“-Reihe, Markus Heitz. „Sumervar“ besticht wieder durch melancholische Langsam- keit, die Avantgarde-Schwere ist unüberhörbar und der Song fließt und strömt in seiner fünf Minuten andauernden Schönheit. Hier strömen wieder die Klänge längst vergessener Jahrhunderte, und die Elektronik tritt wieder einen Stück zurück, nachdem sie auf den bisherigen Songs der Platte ausführlich Präsenz gezeigt hatte. Hier wird wieder die Symbiose von Synthesizer-Klängen, Instrumentensamples und alten Instrumenten fokus- siert. Der Song hält den Spannungsbogen – er ist auf dem Album an vorletzter Stelle und bereitet den Hörer auf das vor, was ihm gleich blüht. Was dann kommt, ist „A Chantar“. Mit treibendem Trommelklang im Hintergrund bahnt sich hier zuerst wieder ein guter Beat an, der durch Unterstützung typisch gestrigen Sounds zu einer spannenden Melodie mit dem Charakter einer sich anbahnenden Schlacht reift. Einige Sounds aus der Future-Pop-Trickkiste sind hier und da vertreten, doch die Medieval-Mystik, die gerade durch Syrahs Stimme getragen wird, bleibt bestehen.

Fazit: Das musikalische Konzept QNTAL funktioniert eindeutig immer noch. Geheimnisvoll, spannend, abwechslungsreich kommt die achte Platte daher, die den durch die Epochen- wanderung zeitlosen Sound der Band weiter transportiert. Bei QNTAL braucht es keine musikalische Revolution, die dunkle Zeit darf hier gern noch ein Weilchen weitergehen. Wobei auf diesem Album die Synthie-Beats teilweise die Überhand bekommen und die Stimme von Syrah gelegentlich Hauptausdrucksmittel des mittelalterlichen Stils ist. Auch die kleine Rolle, die ihr großartiger Gesang in „Die finstere Nacht“ spielt, wird vielleicht einige Fans irritieren – insgesamt haben QNTAL aber bewiesen, dass sie auch nach zwanzig Jahren ihr Handwerk richtig gut beherrschen.

Tracklist:

01 Nachtblume
02 Die finstere Nacht
03 Music On The Waters
04 Monteclair
05 Echo
06 Parliament of Fowles
07 Chint
08 Before The World Was Made
09 O Fortuna
10 Minnelied
11 Sumervar
12 A Chantar

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VÖ: 09.03.2018
Genre: Mittelalter-Electro
Label: Drakkar Entertainment

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