Im Interview mit Ablaz und Skoll von Nachtblut!

Mit ihrer Kombination aus düsteren und rauen Klängen etablierte sich die Band NACHTBLUT, welche im November 2005 von Frontmann und Sänger Askeroth ins Leben gerufen wurde, um auf soziale Missstände in der Gesellschaft aufmerk- sam zu machen, rasch zu einer Größe im Underground. Mittlerweile ist die Band weit über die Grenzen des Underground hinaus bekannt. Dass das Konzept, ein- em speziellen Mix zwischen Hasstiraden und Schwarzromantik, aufgeht und auch ihre Live-Performance funktioniert haben die Musiker bereits auf zahlreichen gefeierten Konzert- und Festivalauftritten bewiesen.

Am 13.10.2017 war es nun endlich soweit: Pünktlich zur anstehenden Herbst-Tour brachte die energiegeladene und voller Herzblut spielende Band ihr 5. AlbumApostasie“ über Napalm Records auf den Markt. Im Rahmen ihrer aktuellen Tour, auf der die Truppe um Sänger Askeroth ihre neuen Songs ausgiebig und in klassischer NACHTBLUT Manier live vorstellen, statteten sie auch am 20.10.2017 dem Münchner Backstage einen Besuch ab. Unsere Redakteurin Julia Schuster ergriff noch vor Konzertbeginn die Chance, um mit Bassist Ablaz (Stahlmann, Sündenklang) und Schlagzeuger Skoll ein Interview zu führen. Aber lest selbst:

Schön, dass ihr euch die Zeit für ein Interview genommen habt. Da wir ja heute in München sind gleich mal folgende Frage: Viele Musiker der schwarzen, oder auch der Metalszene sagen „München ist ein schweres Publikum, fahr bloß nicht nach Mün- chen“ wie seht ihr das?

Ablaz: Find ich gar nicht, die Aussage würde ich so nicht unterstützen. München ist eigentlich immer ziemlich geil. Vor allem hier im Backstage, da haben wir ja auch schon alle drei Hallen mal bespielt und die Stimmung ist immer geil, ich spiel immer wieder gerne hier.

Skoll: Da kann ich mich nur anschließen, noch nie Probleme gehabt in München. Wir sind da immer sehr gut angenommen worden.

Eure Keyboarderin wurde kurz vor Tourstart von einem Auto angefahren, wisst ihr, wie es ihr momentan geht?

Skoll: Den Umständen entsprechend. Ist halt ziemlich doof gelaufen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wenn halt kurzfristig vor der Tour so ein Unfall passiert und dann für sie die ganze Tour ausfällt. Sie ist sehr enttäuscht darüber, aber natürlich sind auch wir als Band enttäuscht, wenn man so lange plant, wieder zu fünft auf der Bühne zu stehen. Aber so was passiert leider und da kann ja auch keiner was dafür, außer jetzt im gegebenen Fall der Autofahrer, der ihr die Vorfahrt genommen hat.

Wie kompliziert ist es jetzt für euch gewesen, dass ganze live trotzdem geil rüber zu bringen?

Ablaz: Wir haben die Jahre zuvor ja live auch ohne Keyboarderin und ohne Violinenspielerin gespielt, deswegen hatten wir zum Glück ein Backup dafür, deswegen ist es jetzt nicht so das große Problem, aber natürlich haben wir die ganzen neuen Sachen auch irgendwie darauf aufgebaut und wollten sie ja auch richtig mit involvieren und das ist jetzt natürlich blöd, dass es so knapp war, das hat nochmal einige Stunden vorm PC gekostet. Also kurz gesagt, es funktioniert, aber es ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben – aber das wichtigste ist natürlich, dass es ihr gut geht und sie schnell wieder gesund wird.

Warum habt ihr Künstlernamen?

Ablaz: Ich glaub, ich bin der, der das Pseudonym-Ding am stärksten durchzieht. In dem Moment, in dem ich auf der Bühne steh, da bin ich tatsächlich auch der Charakter, der ich nur da oben sein kann. Ich kann in dem Moment alles ausleben. Da bin ich nicht so der Typ von nebenan, sondern der bekloppte Bassist auf der Bühne, der alles gibt und einfach total ausrastet. In dem Moment hast du keine Norm und keine Regeln, sondern kannst einfach diese Kunstperson sein und total in der Musik aufgehen. Und von dem her finde ich das wichtig, dass du dann nicht Max Müller von nebenan bist.

Skoll: Extreme Musik funktioniert halt auch nicht mit Müller, Schmid und Maier. Bei uns war es auch so, von Anfang an haben wir alle schon Black Metal gehört, und wie das so ist, dann hat man da irgendwie schon seine Pseudonyme, anfangs steckt da auch gar nicht so viel Sinn dahinter, aber irgendwie entwickelt sich das dann.

Ablaz: Es gibt einem ab einem gewissen Level aber auch Freiheit, die Kunst voll ausleben zu können, ohne irgendwelche Einschränkungen.

Skoll: Auch wenn man das im Vorhinein nicht so absehen konnte, aber es war tatsächlich eine sehr gute Entscheidung.

Wenn ihr euch einen Künstler/ eine Band aussuchen dürftet, mit dem ihr unbedingt die Bühne teilen wollt, wer wäre das?

Ablaz: Boah, das ist echt schwer. Mit vielen hat man einfach schon mal zusammen gespielt, ob jetzt auf Festivals, oder auf Tour.

Skoll: Aus dem ganzen Pool, von Kollegen, die man kennt, von Idolen und von fremden Bands jetzt jemanden rauszusuchen, das wird der Sache dann nicht gerecht.

Ablaz: Wenn ich wirklich wählen müsste und mir das so zusammenstellen könnte, würde ich tatsächlich Kollegen nehmen, mit denen ich schon mal gespielt hab, wo du weißt, die Musik ist geil, die Leute sind cool, mit denen hat man eine gute Zeit.

Und welche Location würdet ihr gerne mal bespielen?

Skoll: Madison Square Garden wäre cool!

Ablaz: Ich find es immer geil in fremden Ländern zu spielen, in denen du davor noch nie warst und in denen vielleicht auch der Metal nicht so populär ist. Das hatten wir ja erst mit der China-Tour. Keiner von uns ist je in China gewesen, hatte von der Szene drüben keine Ahnung und sind dann so extrem positiv überrascht worden. Das Leute in einem uns so fernen Land unsere doch sehr extreme Musik so gut annehmen.

Skoll: Mich persönlich hat das auch echt nochmal heiß gemacht auf andere Länder. Wir hatten auf der Tour tatsächlich mal etwas Zeit was vom Land zu sehen und das war super beeindruckend. Vielleicht auch mal den Sprung nach Japan zu schaffen wäre ein schönes Erlebnis, oder auch mal die andere Seite – Amerika.

Auf was könnt ihr auf Tour nicht verzichten?

Skoll: Red Bull

Ablaz: Spaß

Ihr seht ja doch ein bisschen gruselig aus, wenn ihr auf der Bühne seit, was sagen denn Freunde und Familie dazu?

Skoll: Die sagen, alles richtig gemacht!

Vermisst ihr euer Leben vor der aktiven Musikerzeit, oder könnt ihr euch das über- haupt noch vorstellen?

Ablaz: Nein, ich vermiss es überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Als Musiker der dauernd unterwegs ist, hast du keinen langweiligen Alltag. Langeweile kommt in meinem Wort- schatz schon gar nicht mehr vor.

Skoll: Nein, ich kann mir das auch gar nicht mehr vorstellen und ich möchte es auch nicht missen.

Ablaz, du spielst ja mittlerweile in drei Bands, ist das nicht kompliziert in der Termin- planung?

Ablaz: Konzerte sind ja mittlerweile sehr lange im Voraus geplant, da bekommt man das schon hin, ich hab auch das Glück, das wir die gleiche Booking Agentur haben, da ist das natürlich noch einfacher. Das Schöne ist diesen Sommer gewesen, da waren wir ja auf einigen Festivals, da bin ich dann zwei Mal aufgetreten und das war schon sehr geil.

Wie läuft das Songwriting bei Nachtblut?

Skoll: Der Löwenanteil liegt bei Askeroth, die meisten Ideen kommen von ihm, aber jeder darf mitreden. Askeroth ist kein Schlagzeuger, oder Gitarrist. Wir haben da nochmal andere Herangehensweisen, und das bringen wir natürlich ein.

Die Titel haben teilweise sehr makabere Namen, wie kommen die zu Stande?

Skoll: Man hat eine Idee, die in eine bestimmte Richtung geht, an der arbeitet man und reift das Ganze aus und manchmal sind das ganz spontane Einfälle, manchmal ist aber auch relativ schnell klar, was der Titel sein soll.

Wie würdet ihr das neue Album beschreiben?

Skoll: Orgasmisch!

Ablaz: Düster, abwechslungsreich und energiegeladen.

In dem Song „Multikulturell“ werdet ihr sehr politisch. Bezieht sich der Track auf die aktuelle politische Lage, oder stand der schon davor und passt jetzt einfach gut?

Skoll: Letzteres.

Ablaz: Er behandelt ja eigentlich keine aktuelle Politik, das meiste ist Interpretation. Der Song ist eigentlich ein Statement. Aber eigentlich gilt der Song in jedem Land der Welt.

Ihr habt einen Song von Kollegah gecovert. Wie kam es denn dazu?

Skoll: Das war tatsächlich Zufall, wir sind ja nicht aus der Welt und kannten den Song, und aus einer Bierlaune raus in einer lustigen Minute wurde der Song das erste Mal gespielt und hat sich dann irgendwie festgesetzt.

Ablaz: Erst war es irgendwie ein Insider zwischen uns und irgendwann haben wir uns ge- dacht, warum nicht?

Skoll: Genau, warum nicht den Song mal im typischen Nachtblut Gewand machen? Und auf dem Album haben wir so viele verschiedene Genretypen aufgegriffen, warum dann nicht auch mal Kollegah.

Euer Lieblingslied von Apostasie?

Ablaz: Variiert sehr von Zeit zu Zeit, aber spontan würde ich sagen Amok. Gefällt mir aktuell am Besten, weil er Live so extrem kraftvoll ist.

Skoll: Lied für die Götter. Live absolut genial und faszinierend, wie schnell die Leute den Text drauf hatten.

Ablaz: Und das mit 68 Gottheiten in der richtigen Reihenfolge!

Euer erstes Album „Das erste Abendmahl“ war noch in Eigenregie. Mittlerweile folgten ja ein paar. Wie würdet ihr die eigene Entwicklung beschreiben und seit ihr zufrieden damit?

Skoll: Ja, definitiv. Klar, zum damaligen Zeitpunkt, als wir das erste Album veröffentlicht haben, war es genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber offensichtlicher weiße hat man sich auch weiter entwickelt. Aber im Nachhinein betrachtet, immer noch der Meinung, dass fast alles richtig gemacht wurde.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Skoll: Backstage in München – im ausverkauften Werk, oder im Zenith!

Ablaz: Das ist super schwer zu sagen, man hat natürlich seine Ziele und seine Vorstell- ungen. Man möchte sein Projekt ja auch bekannter machen und größer werden, aber ohne sich dabei selbst zu verraten. Solange man guten Gewissens das vertreten kann was man tut, hat man alles richtig gemacht.

Skoll: Mit den selben Leuten immer noch Spaß haben.

NACHTBLUT „Apostasie“-Tour 2017
+ Special Guest: Krankheit

26.10.2017 Nürnberg – Der Cult
27.10.2017 Berlin – MAZE
10.11.2017 Dresden – Puschkin
11.11.2017 Leipzig – Hellraiser

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