Clan Of Xymox – Days of Black (CD-Review)

Seit mehr als drei Jahrzehnten gehören Clan Of Xymox, die 1984 aus der niederländischen Hausbesetzerszene hervorging und in den 80er Jahren zu den bedeutendsten Vertretern im Dark-Wave-Umfeld zählte, zu einer der einflussreichsten Gothic-Bands Europas. In Gründungszeiten wurde der Klang von Bands wie den Einstürzenden Neubauten, The Cure oder den Sisters of Mercy beeinflusst. In den 90er Jahren verschwand, die damals nur XYMOX genannte Band, kurzzeitig von der Bildfläche. Die Alben „Phoenix“, „Metamor- phosis“ und „Headclouds“, die in dieser Zeit erschienen, konnten nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen. Grund hierfür war die starke Dance- und Poplastigkeit der produzierten Songs. Erst 1997 konnte man mit dem Album „Hidden Faces“ und einer Rückbesinnung zum Dark Wave zurück auf die Erfolgsspur wechseln. Mit dem 2001 erschienenen Album „Notes from the Underground“ meldeten sich Clan of Xymox endgültig zurück. Für viele Kritiker ist dieses Album das bisher beste der Niederländer. In den folgenden Jahren erschienen weitere Alben im nun klassischen Clan of Xymox Stil, darunter auch ein Best Of, oder auch eines, welches nur Coverversionen enthielt. Nach all den Jahren ihres kreativen Schaffens ist die Band um den Wahl-Leipziger und Goth-Pionier Ronny Moorings noch immer enorm vielschichtig und vereinen bis heute klassische Dark-Rock Elemente mit tanzbaren elektronischen Klängen. Das letzte Werk „Matters of Mind, Body & Soul“ erschien 2014.

2017 war es nun endlich soweit: Clan Of Xymox veröffentlichten am 31. März 2017 ihr neues Studioalbum unter dem Titel „Days of Black“ via Trisol. Der erste Song des 12 Tracks umfassenden Albums ist namensgebend für eben jenes. Zu Beginn hört man leise Wasser tropfen und schwere Türen quietschen, was eine leicht unbehagliche Stimmung hervorruft. Schwere uns melancholische Klänge verleihen dem Stück eine Düsternis, sodass es perfekt in jeden Horrorfilm passen würde. Das nach zwei Minuten einsetzende Flüstern verstärkt diesen Effekt noch. Mit „Loneliness“ nimmt das Album langsam etwas Fahrt auf und ein flacher Grundbeat zieht sich durch das gesamte Stück. Das Keyboard bestimmt die Rhythmuswechsel und ist taktgebend für den Gesang. Erst gegen Ende des Stücks verändert sich der Beat durch schnelle Wechsel und sorgt so für mehr Dynamik. In „Vixen in Disguise“ macht den besonderen Reiz die Antizyklität zwischen Gesang und Instrumenten aus, die sich taktmäßig oft widersprechen. Zugegeben, daran muss man sich gewöhnen, aber dann hat das Stück eine besondere Wirkung. Das Tempo wird im folgenden Track „Leave Me Be“ nochmals erhöht. Die Instrumente sind klangvoll und dynamisch im Vordergrund, während der Gesang eher hintergründig mitklingt. Vertraute Synthpopklänge findet man erst in „The Rain Will Wash Away“ wieder. Elektrische Klänge und verzerrter Gesang geben dem Stück einen ganz eigenen Charakter und heben es von den bisherigen Songs ab. Ein dramatischer, sich steigernder Beat lädt in „Set You Free“ erst zum Tanzen ein, bis es einen mit verhaltener Stimmung zurück lässt. Diese wird in „I Couldn’t Save You“ aufgefangen, wo dynamisch fließender Gesang durch das Stück führt. Der Schwerpunkt liegt hier eindeutig auf dem sehr emotionalen Text. Das genaue Gegenteil findet man im folgende Song „What Goes Around“ wieder. Hier liegt der Schwerpunkt wieder auf den Instrumenten, besonders auf dem treibenden Klang des Keyboards. „I Need to Be Alone“ lässt den Hörer wieder etwas aufhören und entzieht sich mit einem schnelleren Grundbeat und langsam steigerndem Gesang der Melancholie. Das funktioniert – ziemlich gut sogar – allerdings sehr gewöhnungs- bedürftig. „Loud & Clear“ ist genau das, was es verspricht. Eine starke, vordergründige Gitarre, die von kräftigen Beats begleitet wird. In „Your Kiss“ wird es wieder elektronisch, der Gesang wirkt achtlos über den schnellen Beat gelegt, der kaum merkbar seinen Rhythmus wechselt. Das ist keines Falls negativ gemeint, denn auch wenn es achtlos wirkt, übt es wieder einen besonderen Reiz aus. Abgeschlossen wird das Album durch „La La Land“. Unruhig und bedrohlich wirkende Klänge steigern sich langsam von melancholisch zu unheilvoll. Im Hintergrund hört man Kinderstimmen, die leise „La La“ singen. Damit lässt Ronny Moorings seine Hörer ziemlich geflasht zurück.

Fazit: Die Songs einzeln zu betrachten fällt unfassbar schwer. Das Album ist ein in sich stimmiges Gesamtwerk, das perfekt funktioniert. Man merkt die lange Erfahrung von Moorings und den Mut auch mal gegen den Strom zu schwimmen, zum Beispiel den Gesang nicht auf den Punkt auf den Beat zu legen. „Days of Black“ ist kein Album, das man eben zwischen Tür und Angel hört und sich dann eine Meinung dazu bildet. Erst nach mehrmaligem Hören funktionieren viele Klänge, kommen richtig im Ohr an und ergeben Sinn. Ein Album, das sich langsam entfaltet und sich dann festsetzt. Der Titel ist sehr weiße gewählt, beim Hören erschien mir unweigerlich das Bild von trüben Herbsttagen, an denen man viel Zeit zum Sinnieren hat, was in unserer Welt alles schief geht! Moorings schafft es diese trübe Stimmung einzufangen und zu vermitteln, ohne aber zu bedrücken oder in Melancholie zu verfallen. Seine Songs wirken wie ein sanftes Aufrütteln und der Aufbruch in eine bessere Zeit. Definitiv nicht jedermanns Sache, aber definitiv ein Werk das eine, wenn nicht sogar zwei Chancen verdient hat.

Tracklist:

01 Days of Black
02 Loneliness
03 Vixen in Disguise
04 Leave Me Be
05 The Rain Will Wash Away
06 Set You Free
07 I Couldn’t Save You
08 What Goes Around
09 I Need to Be Alone
10 Loud and Clear
11 Your Kiss
12 La La Land

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VÖ: 31.03.2017
Genre: Dark Wave, Rock / Elektronik
Label: Trisol

Clan Of Xymox im Web:

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