Einmal im Jahr wird es schwarz in Hildesheim. Eine schwarze Schar die mit viel Gepäck und Feierlaune den Flughafen Drispenstedt anvisieren, um das schwarze Festival zu feiern: das M’era Luna. Obwohl das Festival am 8. Und 9. August stattfand, reisten viele schon am 7. August an um sich einen guten Camping Platz ergattern zu können. Dank des Personals konnten unter diesen Umständen die Besucher schnell auf das Gelände gelangen. Auch wenn die Bands erst an den nächsten Tagen spielen würden, konnte sich der Festivalbesucher über viele Alternativen der Freizeitgestaltung erfreuen. Die Erschöpften konnten sich nach dem Aufbau des Zeltes mit ihren Freunden gemütlich ein Bierchen zischen. Feierwütige konnten die Hangar Party besuchen, um sich schon einmal in die passende Festival Stimmung zu versetzen. Wer Interesse hatte konnte sich Lesungen von Christian Aster, David Grashoff und Markus Heitz anhören. Das tolle an diesen Alternativen: Man konnte sie ebenfalls gut kombinieren! So verstrich der erste Tag auf dem Flughafen Drispenstedt schnell und während die Einen sich betteten, reisten manche erst einmal an und sie waren dafür wahrlich nicht zu beneiden.
TAG 1:
Für manche begann der Tag sicherlich mit einigen schlaflosen Stunden. Andere wiederum wurden vielleicht von ihren Nachbarn geweckt. Trotzdem haben alle Besucher die beste Laune, denn schließlich werden sie an diesem Tag viele tolle Bands der Szene sehen. Bevor es jedoch losgehen kann müssen sich viele noch in Schale schmeißen. Wie gut, dass die Veranstalter dafür sanitäre Anlagen und warm Wasser zur Verfügung stellt. Spiegel an den Waschbecken wirken wie ein zusätzlicher Luxus. Andere wiederum überfielen den neuen Super Markt auf dem Gelände in dem es nicht nur Getränke, sondern auch allerlei Campingbedarf anbot. Von Bier bis hin zur Alu Folie konnte die eine oder andere Sache, die man in der Heimat vergessen hatte noch einmal schnell nachkaufen.
Die ersten Besucher betraten das Festivalgelände, um die Band zu sehen die den Bandcontest gewonnen hat zu sehen. Elvellon verzauberten ihre Gäste mit melodischen Metalsound. Die schöne Stimme von Nele rundet es wundervoll ab. Für Fans der symphonischen Klänge a la Epica mögen wird vielleicht eine neue Band für sich entdecken. Nach dem Auftritt reiste die schwarze Schar zurück ins Mittelalter mit Versengold. Mit mittelalterlichen Klängen und einprägenden Texten wurde die erste Party auf dem Gelände statt. Wer lieber härtere Klänge hören wollte konnte einen Abstecher in den Hangar machen. Zwar mittelalterlich, aber mit noch einem ordentlichen Wumms konnten die Haare zu deftigen Gitarrensound und Dudelsack geschwungen werden. Zurück in der Gegenwart, zumindest einen großen Schritt in diese Richtung, konnte man mit Coppelius schaffen. Die Musikerkapelle soll schon damals um 1815 mit dem berühmten Schriftsteller E.T.A. Hoffmann verkehrt haben. Die Musik dieser Zeit haben sie in ihren Liedern erhalten. Mit Klarinette und Kontrabass beweisen die Herren ihr musikalisches Können. Neben neuen Stücken wie „Das Moor“ und „Der Luftschiffharpunist“ aus dem aktuellen Album „Hertzmaschine“ spielten sie auch die Lieblinge der Fans wie „Schöne Augen“ und „Risiko“. Mit einem Knall ging es direkt zurück nach 2015 mit der Neuen Deutschen Härte Band Ost+Front. Bei ihrem satten harten Sound konnten die Besucher einmal ihren Aggressionen freien Lauf lassen indem sie lauthals mit der Band mitsangen. Im Hangar konnte man derweil den Klängen von Spielbann lauschen, die das Publikum weiterhin mit mittelalterlichen Klängen verwöhnte. Hier kam man schneller wieder in die Gegenwart mit der Band The Other. Musikalisch und auch optisch leben die Jungs ihr Motto Horror Punk. Auf der Bühne gaben sie alles, um das Publikum zu animieren und die Besucher im Hangar hatten wahrlich ihren Spaß. Dort wurde es harmonisch elektronisch. Die Herren von Frozen Plasma gaben sich die Ehre und erhellten den Tag mit ihrer Mischung aus sanften Elektrobeats, tanzbaren Melodien und einer sanften Stimme für hellen Sonnenschein. Mit im Gepäck war auch ihr bekanntestes Stück „Murderous Trap“. Es sollte weiterhin elektronisch bleiben mit Melotron. Ebenfalls mit satten Beats und rhythmischen Melodien konnten die Besucher weiterfeiern und ihre Tanzbeine schwingen. Neben an auf der Mainstage blieb es weiterhin rocklastig. Lord Of The Lost präsentierten sich von ihrer härtesten Seite und unterhielten das Publikum mit ihre neuen Songs wie beispielsweise „La Bomba“ und ihren Hits wie „Die Tomorrow“ oder „Blood For Blood“. Anschließend folgte die schwedische Metaltruppe von Deathstars. Ebenfalls mit Gitarrensound und melodischen Gesang eroberten sie die Herzen der Fans im Sturm. Die Menge feierte zwar schon den ganzen Tag und dennoch war sie genauso gut wie am Anfang des Tages. Auch im Hangar wechselte man nun zu rockigen Klängen. Merciful Nuns sollten nun die Menge ordentlich einheizen. Dies taten sie auch. Die rockig düsteren Sounds kamen gut an und so tanzten viele zu den Klängen von Merciful Nuns. Doch die Elektrofans sollten nicht lange auf ihre geliebten Synthies verzichten. Denn Aesthetic Perfection brillierten mit sattem Elektrosound. Tanzbar rhythmisch und ohrwurmverdächtig spielten sich die Herren in die Ohren der Besucher. Für ein wenig Ruhe und sanft weichen Klängen sorgten auf der Mainstage L’ame Immortelle. Mit ihnen reisten wir durch ihre musikalische Geschichte. Auch wenn ein wenig die Tontechnik litt konnten sie einen erfolgreichen Auftritt verbuchen. Auch hier wussten die Fans wie sie weiterhin in Feierlaune bleibt. Trotz der ruhigen Klänge wurde getanzt, geklatscht und gesungen. Dies schaffte auch In Strict Confidence im Hangar. Anders als L’ame Immortelle setzen sie auf satten Beats und harten Gitarren. Der Hangar füllte sich immer mehr und schon mussten die ersten Fans das Geschehen auf Leinwand beobachten. Dem Sound tat dies kein Abriss, denn wie die Besucher im Hangar wurde auch die Leinwand mit Boxen ausgestattet, so dass draußen der Sound genauso laut und gut war wie im Hangar selbst. So sollte es auch bei X-rx sein, die den kranken Johan Van Roy von Suicide Commando ersetzten. Während er sich erholt schmetterten X-rx die Beats nur so heraus. Brachiale Partymusik. Eine Stunde elektronische Eskalation mit „Kein Herz“, „Tanz Schlampe“ oder „Hard Bass Hard Soundz“ uvm. Währenddessen konnten sich die Fans auf der Mainstage Saltatio Mortis ansehen. Die Mittelalter Rockband lebt ihr Motto „Wer tanzt, stirbt nicht“ und will dieses Lebensgefühl auf ihre Fans übertragen. Auf dem M’era Luna 2015 haben sie dies wahrlich geschafft. Sie boten einen perfekten Platz zwischen L’ame Immortelle und Blutengel. So konnten die Besucher sich nicht in ihrer träumerischen Atmosphäre verlieren und sich auf die Mainacts dieses Abends vorbereiten. Denn während mit Blutengel noch tanzbare Melodien und sanfte Stimmen über das Gelände verstreut wurden, ging es anschließend hart und rockig zur Sache. Rob Zombie betrat die Bühne. Er betrat diese nicht nur, er verwandelte sie zu seinem Reich. Die Performance die dieser Mann hinlegte suchte an diesem Abend seines gleichen. Ausgelassen und voller Elan feierte die Menge zusammen mit der Rock Ikone. Phillip Boa And The Voodooclub machten den Hangar zu ihrem Schauplatz. Nach X-rx waren die weichen und ruhigen Klänge ein willkommener Ausklang für diesen Abend. Der Hangar war begeistert und bejubelte die Band. Entspannt und ausgeglichen konnten die Besucher noch ein bisschen den Headliner der Mainstage bewundern: ASP. Die melodisch düsteren Klänge in Kombination mit der tief beruhigenden Stimme Alexander Sprengs verzauberten das Publikum in nur wenigen Sekunden. Das Publikum wurde ind das Programm mit einbezogen und es wurden auch die alten Klassiker gespielt die jeder mitsingen konnte. So wurde auch dieses Mal „Ich will brennen“ zu einem wahrlichen Schmaus für die Sinne.
Viel zu schnell ging Tag 1 des M’era Luna Festivals zu Ende. Die Menge verstreute sich nun auf die Campingplätze oder auf den Mittelaltermarkt um die Feuershow bewundern zu können. Neben talentierten Spielmännern und -frauen, die scheinbar eins mit dem Feuer sind, gab es noch ein besonderes musikalisches Schmankerl. Denn Comte Caspar von Coppelius spielte auf seiner Klarinette passend zu den filigranen Bewegungen der Feuerkünstler. Doch auch wem der Hunger plagte konnte geholfen werden. Viele Stände boten ihr vielfältiges Angebot an köstlichen Speisen bei dem für jeden Geschmack was dabei war. Wer Lust und Laune hatte konnte den heiligen Bund der Ehe für 24 Stunden schließen. Daneben konnten auch Singles eine Annonce aufgeben und sich verkuppeln lassen. Ebenso mittelalterliche Gewänder und Schmuck konnten erworben werden. Dennoch schließt auch dieser Markt und auch der letzte begab sich zum Zeltplatz in sein Wochenendbettchen und schlummerte seelig vor sich hin mit vielen schönen neuen Erinnerungen.
TAG 2:
Tag zwei des Festivals begann schon früh. Schließlich würde um 11 Uhr die erste Band spielen. Für die einen hieß es erst einmal ausgiebig frühstücken, für die anderen schnell unter die Dusche und ab zu den Spiegeln. Pünktlich gab es den ersten Act auf der Mainstage. Private Pact versuchten die Festival Besucher in Stimmung zu versetzen, aber anscheinend waren viele einfach noch zu müde. Einige hingegen feierten als würde es kein Morgen mehr geben. Andere wiederum konnten mit der musikalischen Einlage nicht wirklich viel anfangen und waren schon gespannt was als nächstes kommen würde. Der Schwarze Engel flog zum M’era Luna 2015 und brachte der Menge erst einmal satten Rocksound und melodische Klänge. Im Hangar klopfte währenddessen das Herz eines jeden ASP Fans. Kai Meyer und ASP verbinden schwarze Romantik mit modernem Horror inkl. Einblicke in das neue ASP Album. Diese Mischung verzauberte die Hörer in eine andere Welt. Mit einem lauten Knall wurden die Hörer in die Realität katapultiert. Tyske Ludder präsentierten sich von ihrer elektronisch lauten Seite. Seit ihrem Comeback 2006 konnten sie ihre Fanbase um viele hunderte Fans erweitern. Ihr Hit „Panzer“ brachte die Menge zum Beben und den Hangar ins Schwanken. Andere Töne schlugen Absolute Body Control an. Ihr frecher Mix aus simplen Melodien mit dunklen Synthie Sound und Nintendo Dubstep vervielfältigen den Elektrosound. Für den einen ein wahrlicher Genuss, für andere hingegen ein Grund sich mal die Band auf der Mainstage anzusehen. Dort konnten nach Schwarzer Engel die Herren von Unzucht beweisen, dass sie eine wilde Meute in Schacht halten konnten. Dort hatten Fans und auch Neuankömmlinge die Gelegenheit unzüchtig zu werden. Nicht nur Songs aus dem aktuellen Album Venus Lucifer, sondern auch Lieblingen wie „Kleine geile Nonne“ oder „Unzucht“. Als Unzucht die Bühne verließ dauerte es nicht mehr lange bis Dope Stars Inc. die Bühne betraten. Auch hier schieden sich die Geister was sie von dem vielleicht merkwürdigen musikalischen Ensemble sagen sollten. Synthie Klange vereint mit Industrial und Cyberpunk? Manch einer kam auf diese Mischung absolut nicht klar, während andere gerade diese für sie spannende Mischung feierten.
Dennoch versammelten sich schon viele Besucher auf dem Gelände. Entweder lauschten sie der Musik oder sie stärkten sich mit leckerem Essen. Manch einer wollte lieber die vielen Stände erkunden mit ihrer Vielfalt an verschiedenen Stilen. An anderen Ständen konnte man sich ein Piercing stechen lassen. Der modebewusste Festivalgänger durfte natürlich nicht die alljährliche Modenschau im Party Hangar verpassen. Verschiedene Designer präsentierten hier ihre neuste Kollektion. Wie auf jeder Modenschau fragt man sich an einigen Stellen wie genau man das tragen sollte. Bei dem Anblick der Damen auf der Bühne konnte es dem „normal“ gebauten schnell anders werden. Dennoch zieht es sie immer wieder zur Schau, denn schließlich sind die Werke auch sehr schön anzusehen.
Nach Dope Stars Inc. wurde es Zeit die Beine zu bewegen. Tanzwut liefert mittelalterliche Partymusik kombiniert mit herben Rockelementen. Mit Songs wie „Ihr wolltet Spaß den sollt ihr haben“ wurde der Partymodus schnell über die 100 % hinaus befördert. Mit viel Witz und Charme spielten sich die Spielmänner durch die große Party. In der besten Stimmung zogen die Herren von dannen und machten Platz für Joachim Witt. Spätestens seit Neumond ist der Name in der Szene bekannt geworden. Manche erinnern sich noch an seinen NDW Hit „Der goldene Reiter“, das er an diesem Tage auch zum Besten gab. Zusätzlich gab es eine Rundfahrt quer durch seine musikalische Geschichte. Mit unbeholfen wirkenden Witz und einmaligen Tanzeinlagen unterhielt er die Menge und begeisterte sie. Tying Tiffany und Assemblage 23 sollten die Fans im Hangar in Feierlaune behalten. Tying Tiffany setzte hierbei auf rockige Musik, während Assemblage 23 eher ruhigere und sanftere Elektro- Musik spielten. Obwohl das Gelände immer voller wurde konnte jeder noch einen guten Platz erhaschen, um seinen Lieblingskünstler zu sehen. Der Hangar füllte sich immer mehr so dass es schwer wurde einen guten Platz zu bekommen. Rotersand ließ die Tänzer hervorrufen und diese ausgiebig zu ihren harten elektronischen Rhythmen tanzen. Schweißgebadet, aber dennoch in Bewegung konnte man wahrlich begabte Tänzer beobachten. Der Hangar bewegte sich zum Beat und auf der Mainstage wurde es Zeit für Apotygma Berzerk. Rocksound mit sanften Synthies erhellte das Gelände und lud ein näher heran zu treten. Zunächst ging die Stimme leider ein wenig unter. Für manch einen Besucher war der Auftritt auch ein wenig fad und langweilig. Mono Inc. stellten voller Stolz ihr neustes Werk Terlingua vor. Mit viel Einbezug des Publikums lieferten die sympathischen Herren und Dame eine geniale Show. Besonderes Highlight war das beeindruckende Schlagzeugspiel von Katha und Martin. Immer wieder ein wahrer Hörgenuss. Zahlreiche Uniformträger versammelten sich bei Nachtmahr. Mastermind Thomas Rainer ruft zum Appell und viele folgten diesen Ruf. Ihre postapokalyptische Elektro- Musik verbreitete sich über den Hangar und heizte dem partywütigen Volk so richtig ein. So war es, dass die letzte Band für dieses M’era Luna Festival die Bühne des Hangar erklomm. Anne Clark Feat. HerrB beweisen, dass sie in all den Jahren nichts an Elan verloren haben. Ihre Kombination vieler musikalischer Elemente ist sehr speziell. Auch hier waren die Besucher geteilter Meinung. Die einen feierten ihre Königin des Dark Waves und andere wollten dann doch lieber zu den Einstürzenden Neubauten auf der Mainstage. Ähnlich wie ihr Name klingt für manchen auch die Musik. Was die einen als stupiden Krach empfinden sorgt bei den anderen für musikalische Ekstase. Last but not least: Der letzte Gig des M’era Luna 2015. Nightwish performten ein wundervolles Konzert mit neuen Hits und alten Klassikern. Ob nun „Storytime“ oder „I Want My Tears Back“ glänzte Sängerin Floor Jansen auch bei Songs wie „Ghost Love Score“. Das klassisch angehauchte Stück mit dem unverkennbaren Nightwish Sound versetzte die Menge in eine träumerische Atmosphäre. Definitiv haben sie in Floor eine passende Sängerin gefunden. Mit Feuershow und Feuerwerk schlossen sie die offiziellen Part des M’era Luna.
Auch wenn die Bands aufhörten zu spielen war die Party noch lange nicht vorbei. Der alljährliche Trommelkreis huldigte das Festival auf seine ganz eigene Art und Weise. Zusätzlich feierte eine deutsch-schwedische Partygesellschaft ihre Privatparty. Bewaffnet mit Einkaufswagen und großer Box zogen sie als Bauarbeiter über das Campingelände und viele folgten ihnen und tanzten bis spät in die Nacht. Auf Camping Platz 7 wird vor allem der Track „Oj! Vilken Överraskning!“ noch sehr lange im Gedächtnis bleiben. Irgendwann verstummte auch der letzte Ton. Die Reißverschlüsse der Zelte sind geschlossen. Das M’era Luna 2015 war vorbei. Als der Montag anbrach wurden die lästigen Zelte eingepackt die Autos geholt und Kurs Richtung Heimat gemacht. Doch jeder kann auf ein einzigartiges Erlebnis zurückblicken mit vielen Erinnerungen und neuen Bekanntschaften.
Fazit: Die musikalische Vielfalt, die gute Organisation und dem großen Angebot an Speisen und Getränken machen das M’era Luna Festival zu einem einmaligen Erlebnis. Immer wieder besuchen Menschen das Festival und werden anschließend zu Wiederholungstätern. Kein anderes Festival schweißt die Gemeinde so eng zusammen und garantiert so viel Spaß. Auch Petrus war gnädig und hat das Wetter mitspielen lassen, so dass alle ihr Wochenende genießen konnte.
M‘ era Luna Festival im Web: